Der schwedische Erstligist Vittsjö GIK verpflichtet Antonia Göransson – Mangelnde Spielpraxis bei Turbine Potsdam gab Ausschlag zur Heimkehr nach Schweden

Antonia Göransson beim letzten Auswärtsspiel mit Turbine Potsdam in der Bundesliga im Frankfurter Volksbank Stadion am Bornheimer Hang © Dietmar Tietzmann

Göransson unterschrieb bis zum Ende der Saison 2015 beim schwedischen Erstligisten Vittsjö GIK.

In Deutschland war sie vor ihrer Zeit in Potsdam ein Jahr beim Hamburger SV aktiv. „Ich bin traurig darüber, Potsdam zu verlassen“, meint „Toni“, „vor allem wegen der Mannschaft. Wir hatten so viel Spaß zusammen. Auch der Teamgeist war etwas Besonderes in Potsdam. Ich denke aber, dass ich etwas Neues brauche, für meine individuelle Entwicklung als Spielerin. Ich gehe im Guten, denn ich hatte in Potsdam eine sehr schöne Zeit und kann mir auch vorstellen, eines Tages nach Deutschland zurück zu kehren“, erklärt sie.

In der abgelaufenen Saison kam die 23-Jährige in der Bundesliga nur noch als Einwechselspielerin zum Einsatz und verbuchte dabei 13 Einsätze.

„Ich kam nach der EM in guter Form zurück, konnte mich aber nicht gegen andere Spieler innen durchsetzen. Ich gehe jetzt mit einem weinenden Auge, aber ich muss gehen, um wieder zu spielen“, erklärt Göransson die Beweggründe für ihren Abschied. “Wir haben eine Spielerin verpflichten können, die trotz ihrer erst 24 Jahre über eine Menge Routine verfügt. Mit Spielen in der Damallsvenskan, der Bundeslige sowie in der Nationalmannschaft wird Antonia ein wichtiges Puzzleteil in unserem weiteren Aufbau”, freut sich Vittsjö Cheftrainer Thomas Mí¥rtensson auf den Neuzugang. Göransson wurde mit Schwedens U-19-Nationalmannschaft Vize-Europameisterin bei der Europameisterschaft 2009.

Antonia Göransson nahm für Schweden an der U-20-Weltmeisterschaft 2010 in Deutschland teil.

Damit weckte sie das Interesse von Schwedens A-Nationaltrainer Thomas Dennerby, der sie im März 2010 erstmals in den Kader der Nationalmannschaft berief. Für die WM 2011 wurde sie als jüngste Spielerin nach Deutschland eingeladen. Im letzten Vorrundenspiel wurde sie in der 65. Minute eingewechselt. Durch den Sieg gegen die USA traf ihre Mannschaft als Gruppensieger im Viertelfinale auf Australien und gewann mit 3:1. Mit dem umgekehrten Resultat endete das Halbfinale gegen Japan, bei dem sie in der 75. Minute eingewechselt wurde, dem Spiel aber auch keine Wende mehr geben konnte. Am 16. Juli 2011 gewann Göransson mit der Mannschaft das Spiel um Platz 3 beim 2:1-Sieg über Frankreich. Schweden und Frankreich schafften die Olympiaqualifikation, während Deutschland als dritte europäische Mannschaft keine Qualifizierung schaffte. In der Olympia Vorbereitung im Monat Juni 2012 trafen mit Antonia Göransson und Yuki Nagasato zwei Nationalspielerinnen des 1. FFC Turbine Potsdam aufeinander.

Die drei Erstplatzierten der Weltmeisterschaft 2011 Japan, USA und Schweden trafen vor der Olympiade beim kurzfristig ins Leben gerufenen „Volvo Winners Cup“ im schwedischen Halmstad und Göteborg aufeinander.

„Es ist wichtig, so oft wie möglich gegen die besten Teams der Welt anzutreten“, erklärt Schwedens Trainer Dennerby. „Die USA und Japan haben unterschiedliche Spielweisen und es ist wichtig, sich mit beiden zu messen.“ Dabei lege er nicht nur Wert auf ein diszipliniertes Defensiverhalten, sondern auch darauf, „zu unserem offensiven Spiel zu finden.“ Im Auftaktmatch des „Volvo Winners Cup" unterlag Schweden den USA mit 1:3 (1:2). Die Potsdamerin Antonia Göransson kam in der Begegnung zum Einsatz. Im Mittelfeld eingesetzt stand die Deutsche Meisterin in der Startelf der „Tre Kronors“. In der 55. Spielminute machte sie schließlich Platz für Marie Hammarström vom schwedischen Erstligisten KIF Örebrö. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Schwedinnen nach einem schnellen Doppelschlag der Amerikanerinnen durch Abby Wambach (8.) und Alex Morgan (22.) sowie dem Anschlusstreffer durch Lotta Schelin (35.) mit 1:2 zurück. Kurz nach Göranssons Auswechslung netzte Tobin Heath zum 3:1 für das US-Team ein (56.), was gleichzeitig der Endstand der Partie war.

Turbine-Trainer Bernd Schröder hoffte damals , dass Antonia Göransson den Sprung in den schwedischen Olympiakader schaffen würde.

„Ich bin sehr enttäuscht, dass wir es dem Gegner heute so einfach gemacht haben“, erklärte der frustrierte schwedische Trainer Thomas Dennerby nach dem Abpfiff. „Wir haben uns einige gute Tormöglichkeiten erarbeitet, aber es dem Gegner defensiv viel zu einfach gemacht.“ Dennerby musste im Rahmen des Turniers seinen 18-köpfigen Kader für die in wenigen Wochen beginnenden Olympischen Spiele in London heraus kristallisieren. „Jede Spielerin soll ihren Einsatz bekommen, aber je näher der Zeitpunkt des Turniers rückt, umso mehr geht es auch darum, die Mannschaft einzuspielen.“ Antonia Göransson enttäuschte Schröder nicht, sie wurde etatmäßige Nationalspielerin.

Volvo-Winners-Cup
16. Juni 2012 – Stadion: Örjans Vall Stadium, Halmstad/Schweden


Schweden – USA 1:3 (1:2)

Schweden: Lindahl – Berglund, S. Segerström (66. Levenstad), A. Svensson, Thunebro – Dahlkvist, Fischer (72. Almgren) – Jakobsson (55. Asllani), Seger, Göransson (55. Hammarström) – Schelin (72. Edlund)

USA: Solo – Mitts, Rampone (46. Sauerbrunn), Buehler, LePeilbet – O’Reilly (46. Heath), Boxx (46. Lloyd), Cheney, Rapinoe (63. Rodriguez) – Morgan (74. Leroux), Wambach

Tore: 0:1 Wambach (8.), 0:2 Morgan (22.), 1:2 Schelin (35.), 1:3 Heath (56.)

Bei den Olympischen Spielen 2012 in London kam Antonia Göransson mit Schwedens Frauennationalmannschaft in drei Spielen zu Kurzeinsätzen.

Nach drei Spielzeiten bei Potsdam verlässt die schwedische Nationalspielerin den sechsfachen Deutschen Meister und kehrt zurück in ihre Heimat. Ganz im Sinne der Offiziellen des Deutschen Fußballbundes (DFB) errang die Schwedin Antonia „Toni“ Göransson mit ihrer dynamischen „Bandentechnik“ die Krone zur besten Spielerin der DFB Hallenfußballmeisterschaft 2013 bei den Frauen. In überragender Vertrautheit mit ihrer Mannschaft zeigte die „Bandenkönigin“ Göransson einmal mehr, aus welchem Stoff Pop-Ikonen des internationalen Frauenfußballs gebacken sind, um auf die oberen Treppchen zu gelangen. Erst zwei Tage vor dem Budenzauber in der Magdebuirger Arena war sie aus ihrer Heimat – dem EM-Gastgeberland – zurückgekehrt, nicht ohne mit Stolz zu vermerken, mit der legendären Trainerin der US-Olympiasiegerinnen und ins schwedische Königreich heimgekehrten Pia Sundhage, einen EM-2013 Lehrgang absolviert zu haben.

"Immer dann, wenn „Toni“ an der Außenbande mit schnellem Schritt und Ballbesitz nach vorne stürmte, zog sie mehrere Gegnerinnen auf sich." – so ein begeisterter Kommentator in Magdeburg

Göransson nutzte die unsichtbaren Bandenwinkel und zirkelte das runde Leder in die sich ergebenden freien Räume. Manchmal zog sie überraschend ab, verdutzte Torhüterinnen hatten das Nachsehen. Sechsmal gelang es ihr, selbst den Ball ins Tor zu hieven. Ihre Sternstunde erlebte sie im direkten Vergleich beim K.O.-System des Viertelfinales gegen den 1.FFC Frankfurt, als sie aus einem 0:1 Rückstand durch ein Tor der Frankfurterin Babett Peter (1.) innerhalb von neun Minuten dagegenhielt und eine Führung erkämpfte -1:1 Antonia Göransson (3.) – 2:1 Antonia Göransson (9.) Begeisterte -„Toni, Toni, Toni,“ – Rufe durchhallten die Arena in Magdeburg.

Schwedens neuer Head Coach Pia Sundhage nominierte sie im Sommer 2013 zur UEFA Europameisterschaft in den Kader der „Tre Kronors“

Göransson kam in vier Spielen bis zum Ausscheiden im Halbfinale gegen den späteren Europameister Deutschland zum Einsatz. Nur gegen Italien wurde sie nicht eingesetzt. Antonia Göransson erlebte zwar im Halbfinale der UEFA Women’s EURO 2013 die größte Enttäuschung ihrer sportlichen Karriere, als Deutschland mit einem 1:0 Sieg in das Finale einzog. Sie tröstete sich aber mit dem fantastischen Publikum, das ihr Team noch minutenlang nach dem Schlusspfiff feierte. Göransson erklärte nach dem denkwürdig verlorenen Halbfinale gegen Deutschland: "Wir hatten unglaublich viele Zuschauer. Man kann schon sagen, dass wir uns einen Namen gemacht haben und die Medien so richtig auf uns aufmerksam geworden sind. Früher kannten die Leute vielleicht ein oder zwei Stars, aber jetzt kennt man plötzlich alle Spielerinnen."

"Wir sind in Schweden jetzt richtig populär, das finde ich großartig. Wir haben uns einen Namen gemacht" – Antonia Göransson.

"Die Medien haben unglaublich viel über uns berichtet, wir sind richtige Stars geworden." Nach der Europameisterschaft 2013 kam die 23-Jährige in der Bundesliga nur noch als Einwechselspielerin zum Einsatz und verbuchte dabei 13 Einsätze. Ihr Vereinstrainer Bernd Schröder schien die Geduld mit ihr verloren zu haben. Kritisch zu sehen waren diverse öffentliche Aussagen Schröders, die Göransson scheinbar sicherlich jegliches Selbstvertrauen genommen hatten. Der Potsdamer Spielstil ist auf schnelle Stürmerinnen angewiesen. Weder Natascha Andonova noch Asano Nagasato und Ada Hegerberg sind so schnell wie Antonia Göransson.

Beim Vittsjö GIK wird Göransson sicherlich in Zukunft wieder einen Stammplatz haben und Spielpraxis finden, die nationaltrainerin Pia Sundhage anmahnte

Sie kann dort in Ruhe wieder ihr Selbstvertrauen aufbauen, wenn es anfangs nicht so gut läuft. Turbine Potsdam bot mit seinem Umfeld und der Intensität des Trainings die besten Bedingungen für die Entwicklung von Antonia Göransson. In der Saison 2013/2014 war es die Regel, dass Vereinstrainer Schröder beim Einsatz von Göransson (i.d.R. also nach dem Einwechseln) gleich gegen sie losgepolterte und immer mehr verunsicherte. Es wäre aber sinnvoll, dass einige der Talente, sich dauerhaft an Potsdam binden würden. Die Behauptung von Cheftrainer Schröder, dass sich einzelne Spielerinnen den guten Ruf von Potsdam zunutze machen und daher Turbine nur als Sprungbrett benutzen, zeigt, dass Schröder Kritik resistent gegen Vorschläge aus der Mannschaft geworden ist oder nie war.

Zugegeben der Kampf mit gerissenen Spielervermittlern im Hintergrund kann selbst so einen alten Hasen wie Schröder spürbar irritieren

Fazit: die Rückkehr von Antonia Göransson nach Schweden bedeutet für Turbine Potsdam einen großen personellen Verlust. Das Beispiel der scheidenden norwegischen Nationalspielerin Maren Mjelde und der Schwedin Antonia Göransson kann man eine systemische Schwäche in der Potsdamer Kaderplanung beobachten. Der Verein sollte vielmehr einmal die Rhetorik und Kommunikation des Trainers überdenken, dass er die von Seiten der Mannschaft artikulierte Kritik versucht anzunehmen. Vielleicht sollte Turbine Potsdam mal eine/n gleichberechtigte/n Assistenten/in heranführen, der auf Augenhöhe mit dem Cheftrainer einen einen besseren Zugang zu den Spielerinnen und ihren Ausbildungs- und Entwicklungswünschen hat. Hier scheint es beim 1. FFC Turbine Potsdam Defizite zu geben im Vergleich zum Champions League Gewinner VfL Wolfsburg, ganz gleich ob Schröder zu Saisonende aufhören oder ob er weitermachen wird. Sein großes Ziel das Finale in Berlin in der Königsklasse hat er mit seiner Mannschaft nicht erreichen können. Ein Neuanfang ist in Potsdam spürbar.

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