Lukas Hammerstein schafft in seinem neuen Roman ein leises und zugleich kraftvolles Hohelied der Liebe. Das Zitat oben befindet sich auf der fünfunddreißigsten des gut 250 Seiten umfassenden Romans. Die durchlaufend erzählte Liebesgeschichte der zu Beginn Zwölfjährigen am italienischen Strand ist der wahre Schatz dieses Buches. Drumherum gibt es die eher triste Gegenwart eines in die Tage gekommenen Aufmüpfigen, der immer noch mit den Youngsters das Radikal-Sein übt. Neben allerlei erhitzten Küchengesprächen wird endlich doch mal etwas unternommen – Max entführt mit seinen halb so alten SpießgesellInnen eine Bankerin, Lisa Locust – die sich als eben jene große Kinderliebe entpuppt. Die Erinnerungen, die die Entführte und ihren Bewacher im Haus seiner Kindertage befallen, sind eindringlich und sanft zugleich, stehen in hartem Kontrast zu dem gegenwärtigen Handlungsablauf. Der zaudernde Ewig-Wegrenner Max, die strebsame und knallharte Lisa – sie reden miteinander und finden zueinander, Überraschungen inklusive. Dazwischen wird viel rückerinnert und bedauert – der Herbst welkt in die Lebensläufe.
Nach einer Politikstory über Joschka F. und der kalten Berliner Neu-Mitte wärmt der neue Roman mit seinem abendlichen Adriastrand und ersten feuchten Küssen noch lange nach. Herr Hammerstein, wir wünschen uns als nächstes einen großen Familienroman von Ihnen, mit Liebe, Sehnsucht und ein klein wenig Politik! Danke im Voraus, wir bleiben gewogen.
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Lukas Hammerstein, Wo wirst du sein, Roman, 256 Seiten., S. Fischer Verlag, 18,95 €