Tripolis, Libyen (Weltexpress). Der Kampf zwischen zwischen Libysch Nationale Armee (LNA) gegen die Government of National Accord (GNA) um Tripolis fordert Dutzende Tote, Hunderte sollen verletzt sein. Die genaue Zahl kennt niemand, aber Berichterstattungen in verschiedenen Publikationen geben Ansatzpunkte.
In „Deutsche Welle“ (14.4.2019) wird unter Weltgesundheitsorganisation (WHO) mitgeteilt, dass „bei den Kämpfen rund um die libysche Hauptstadt Tripolis … bislang mindestens 121 Menschen getötet worden“ und „561 Menschen … verletzt“ worden seien. Die Gefechte zwischen LNA und GNA begannen am 4. April 2019.
Am Sonntag soll ein Kampfjet eines Piloten der LNA abgestürzt sein. Allerdings behauptet mit Mohamed Gnounou ein Sprecher der angeblichen „Nationalen Einheitsregierung“ in Tripolis, dass das Kriegsflugzeug abgeschossen worden sei. Laut „Sputnik“ (15.4.2019) hätte die GNA-Truppen“ die gegnerische Maschine, die beabsichtigt habe, Luftangriffe bei der Ortschaft Wadi al-Rabie zu verüben“, vernichtet. „Sputnik“ weiter: „Der LNA-Sprecher Ahmed Al-Mismari bestätigte während seiner Pressekonferenz, dass die LNA-Truppen den Kontakt zu einer MiG-21 verloren hätten, nachdem der Pilot die Kontrolle darüber verloren hätte. Angeblich sei das Flugzeug mit einer Rakete abgeschossen worden. Es habe jedoch dabei keinen Volltreffer gegeben. Medienberichten zufolge konnte sich der Pilot des Flugzeuges katapultieren.“
Der Befehlshaber der LNA, Khalifa Haftar, ist dabei, Tripolis „von den Terroristen zu befreien“. Haftar werde bei seinem Kampf gegen al-Sarradsch von Moskau unterstützt, wie die einen sagen, aber auch von Paris, Kairo und Abu Dhabi. Immerhin dementiert der Kreml die Unterstützung von Haftar und der LNA.
In „Heise“ (15.4.2019) notiert Thomas Pany: „Beobachter des Geschehens in Libyen befürchten, dass Verbündete Haftars Milizen nun militärisch weiter aufrüsten, da der Widerstand gegen ihn stärker ist als angenommen, und sich damit die kriegerischen Auseinandersetzungen auf längere Dauer fortsetzen. Da Haftars Einheiten wesentlich über zwei Städte, Gharyan und Tarhouna, die etwa 80 Kilometer südlich von Tripolis liegen, versorgt werden, könnten dem Vormarsch der LNA weitere Schwierigkeiten bereitet werden.“ Pany berichtet übrigens von 147 Tote und 614 Verletzten.
Zieht sich der Kampf um Tripolis wider Erwarten in die Länge? Wenn Tripolis fällt, dann fällt Tripolitanien in die Hände derer, die in Kyrenaika herrschen, während die Sippen und Stämme in Fezzan wenig militärische Möglichkeiten haben, allerdings einige große Gas- und Ölfelder und somit Geld, sich Milizen leisten zu können. Diese drei Staaten, die unter italienischer Herrschaft geformt wurde, aber historisch keine Herrschaftsgebiete waren, wurden Mitte des vergangenen Jahrhunderts von den Vereinten Nationen zum Staat Libyen zwangsvereinigt.
Der einzige, der es schaffte, die rund 140 Stämme, darunter Araber, Berber, Tebu und Tuareg, in diesem Staat Libyen unter einem Hut zu halten, war Muammar al-Gaddafi. Allerdings war es sein Hut, der mit teils sozialistischen Ideen der archaische Stammesgesellschaft über 40 Jahre übergestülpt wurde.
Weil die Haftar-Armee, wie die LNA auch genannt wird, mittlerweile die meisten und wichtigsten Öl- und Gasfelder sowie Pipelines in Händen hält, dürfte der Ausgang des Krieges gewiss sein. Es sei denn, dass die Vereinigten Staaten von Amerika sich entsprechend einmischen.
In der „Taz“ (14.4.2019) heißt es in einem Artikel zu den Kämpfen um Tripolis unter dem Titel „Beide Seiten rüsten auf“: „Internationale Diplomaten haben Tripolis verlassen. Per Boot evakuierte EU-Mitarbeiter der Grenzschutzmission EUBAM wurden vor Djerba von der tunesischen Marine an Bord genommen, nachdem sie einen Notruf abgesetzt hatten. Ob es doch noch internationalen Druck gibt, könnte sich schon bald zeigen. Am Samstag durchquerte der US-Flugzeugträger ‚Abraham Lincoln‘ auf einer Routinemission die Meerenge von Gibraltar. Er könnte in wenigen Tagen die libysche Küste erreichen.“
Momentan ankert laut „Mallorca Zeitung“ (15.4.2019) „das gewaltige Schiff der US-Navy Anker in der Bucht von Palma de Mallorca“ Bis Samstag (20.4.) soll der Träger von bis zu 90 Kampfjets und Helikoptern“ noch bleiben.