Berlin, Deutschland (Weltexpress). Dank der russischen Unterstützung rücken die Soldaten Syrien vor und erobern Stück um Stück ihr Staatsgebiet zurück. Gleichzeitig schrumpft das Gebiet des Islamischen Staates (IS) sowohl im Westen, im Norden wie im Osten. Irakische Soldaten eroberten bereits mit iranischer Unterstützung Tikrit, Badschi, Sinjar und Ramadi zurück.
Tikrit am Tigris ist eine Stadt mit 100 000 Einwohnern und ausschließlich sunnitischer Bevölkerung. Badschi mit mehr als 50 000 Einwohnern liegt mitten im sunnitischen Dreieck. In der Industriestadt dominiert die Ölindustrie. In Sinjar mit 30 bis 40 000 Einwohnern wird kurdisch beziehungsweise ein kurdischer Dialekt gesprochen. Dort leben überwiegend Jesiden. Ramadi am Euphrat ist eine Stadt mit über 250 000 Einwohnern und gilt als sunnitische Hochburg. Ende Dezember 2015 wurde Ramadi vollständig zurückerobert.
Eine sunnitische Hochburg ist auch Rakka, wo vor dem Krieg weit über 250 000 Einwohner geschätzt wurden. Während des Krieges ging die Zahl der Einwohner rauf auf eine Millionen Menschen. Mal herrschte das, was als Freie Syrische Armee (FSA) verkauft wird, mal die Al-Nusra-Front und der IS. Um Rakka wird gekämpft. Auch um Mossul, der zweitgrößten Stadt des Irak, die am rechten Ufer des Tigris liegt und seit Juni 2014 zum Islamisten Staat gehört, soll gekämpft werden. Mossul ist ein Mischmasch und gilt als multiethnisch wie multireligiös. Allerdings war Mossul eine mehrheitlch kurdische Stadt bis zum Zusammenbruch des Osmanischen Reiches. Nach dem völkerrechtswidrigen Angriff der USA mit Großbritannien (GB) flüchteten vor allem Christen aus Mossul. Als der IS kam flüchteten Kurden und Jessiden. Aktuell gilt Mossul als ausschlielich muslimisch und überwiegend arabisch.
Jetzt wollen die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) Mossul und Rakka nicht nur aus der Luft bombardieren, die USA wollen Soldaten offiziell am Boden kämpfen lassen. US-Verteidigungsminister Ashton Carter kündigte am 22. Januar 2016 in einem Interview mit CNBC an, dass er für einen Sieg gegen die Terrormiliz IS US-Bodentruppen in der irakischen Stadt Mossul sowie im syrischen Rakka, die als IS-Hochburg gelte, einsetzen möchte.
In Syrien fliegt die USA Angriffe ohne Zustimmung der Regierung in Damaskus und scheren sich wie immer nicht um das Völkerrecht. US-Soldaten am Boden sind für Syrien ein absolutes Tabu, auch wenn das Eindringen der US-Kriegsflugzeuge in den syrischen Luftraum billigend in Kauf genommen wurde, denn es ging in erster Linie gegen den IS.
Dieser IS ist es, der sich unter den bewaffneten sunnitischen Gruppen im Laufe des Krieges gegen das Marionettenregime in Bagdad und das Assad-Regime in Damaskus durchsetzte, sich selbst Islamischer Staat nennt und in diesem Macht und Herrschaft in einer Hand hält. Der Islamische Staat ist vor allem ein faschistischer Staat, nicht weil er alle politische Macht in einer Partei bündelt, sondern vor allem, weil er alle Arbeitermacht niedermachte und unterdrückt.
Wer den IS besiegen will, der muss das am Boden und zwar sowohl militärisch als auch politisch. Freie Gewerkschaften und freie Parteien müssen dringend gefordert und gefördert werden.
Um die Region zu befrieden, wäre es wichtig und richtig, die von den Kolonialmächten gezogenen Grenzen Geschichte sein zu lassen und sowohl einen „sunnitischen“ wie einen „schiitischen“ Staat zu gründen, aber auch endlich einen kurdischen Staat, der nicht nur Land im Iran, Irak und Syrien sondern auch große Gebiete der Türkei umfasst. Zugleich muss ein palästinensischer Staat gegründet werden, der ebenfalls überfällig ist. Dass das Auswirkungen auf die Staaten der Region und vor allem Folgen für die Staaten Israel, Jordanien, Kuwait und Saudi-Arabien hat, das dürfte klar sein. Ebenso klar dürfte sein, dass die USA mitsamt ihrer Vasallen in dieser Region nicht mehr vorfahren und volltanken dürfen wie bisher.
Was einen Tankwart, der sich aus Sicht der USA frech verhält, erwartet, das war zu beobachten, als Saddam Hussein an seiner Tankstelle Euro statt Dollar verlangte. Kurzerhand wurde der Irak in die Steinzeit zurückgebombt.
Das gilt auch für Staaten sowie Staat- und Regierungschefs, die beim Bau von Pipelines eigene Ideen hatten. Das galt also für Afghanistan wie für Syrien. Weil Baschar Hafiz al-Assad nicht wollte wie die Herrschenden in Ankara und Riad, sollte auch sein Kopf rollen. Doch der Alewit hielt sich länger, als in Washington und an der Wall Street sowie in Westminster und der City of London gedacht. Das lag nicht am geringen sondern am großen Rückhalt in der Bevölkerung.
Der Rückhalt ist es auch, den der IS am Leben hält, denn der IS herrscht nicht nur mit der Peitsche, er verbreitet auch Zuckerbrot. Ohne den Rückhalt aus Ankara und Riad, aus Washington und London wäre er weder groß noch zu dem geworden, was er ist – ein islamischer Staat, der Waffen und Munition aber auch alles andere, was seine Soldaten brauchen, aus dem Ausland bekam und bekommt. Woher sonst? Bomben kann er sich nun mal nicht selber backen, noch nicht einmal das Zuckerbrot. Alles, was er braucht, das kommt aus dem Ausland.
Doch statt neue Staaten zu gründen steht die Eroberung von Mossul durch irakische Soldaten an – möglicherweise mit US-Bodentruppen -, um auch diese Stadt mit über zwei Millionen Einwohnern wieder unter die Herrschaft der Herren in Bagdad zu bringen. Wenn die syrischen Soldaten noch die Hauptstadt des Islamischen Staates und also Rakka erobern, dann wird der Islamische Staat, der de facto über Monate existierte, verschwinden. Die Organisation IS jedoch nicht. Sie wird als Staat in Staaten fungieren, aus dem Untergrund heraus kämpfen, einen „kleinen Krieg“ (Carl von Clausewitz) führen.
Das wird dort funktionieren, weil immer noch große Teile der sunnitischen Bevölkerung in der umkämpften Region den IS nicht nur untätig gut heißen sondern ihn unterstützen. Diese Einheit von Volk und IS-Guerilla, die in den Städten als Stadtguerilla kämpft, existiert. Hinzu kommt die Unterstützung von außen, von „fremden Mächten, von den sunnitischen Staaten Saudi-Arabien, Katar und der Türkei und vermutlich weiterhin aus den USA.
Gut möglich auch, dass sich im Untergrund andere Widerstandsgruppen konstituieren und durchsetzen. Wer weiß, wenn Washington und London aus dem Hut zaubern. Vorerst aber muss der Islamische Staat weiter schrumpfen. Aber muss der IS als Staat verschwinden oder als Organisation?
Verschwinden wird er, weil die militärische Supermacht dieser Welt das will. Doch verschwinden müssen die alten und falschen Grenzen aus der Zeit der alten imperialen Mächte. Oder neue Geister werden gerufen und weitere Flaschen entkorkt.