Peking, VR China; Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die deutschen Eiskunstläufer fliegen mit gedämpften Erwartungen nach Peking. Nach dem Goldrausch durch Aljona Sawtschenko/Bruno Massot in der südkoreanischen Eisarena von Gagneug, mit der wohl bisher besten Paarlaufkür aller Zeiten, müssen sich die deutschen Eiskunstlauf-Fans wieder auf bescheidenere Platzierungen einrichten.

Mit Marika Kilius/Hans-Jürgen Bäumler, Romy Kermer/Rolf Oesterreich, Manuela Groß/Uwe Kagelmann, Margot Glockshuber/Wolfgang Danne, Manuela Mager/Uwe Bewersdorff, Mandy Wötzel/Ingo Steuer, Aljona Sawtschenko/Robin Szolkowy standen immer wieder deutsche Paare auf dem Siegerpodest. Im Goldglanz konnte sich allerdings vor Aljona und Bruno nur das Dortmunder Ehepaar Ria und Paul Falk fast auf den Tag genau vor 70 Jahren bei Olympia 1952 in Oslo sonnen. Die frisch gekürten EM-Achten Minerva-Fabinne Hase/Nolan Seegert aus Berlin investierten viel Kraft und Einsatz für ihren Olympia-Auftritt. Sie verlegten ihren Trainingsort von Berlin ins russische Sotschi zu Trainer Dmitri Sawin. Nach Jahren bei Trainerin Romy Oesterreich in Berlin wollten das Duo mit neuen Ideen effektvoller Pirouetten drehen. Nach einem Jahr Verletzungspause – weil Minerva Fabinne sich zweimal am Syndesmosband operieren- lassen musste, kehrten die Berliner mit einem Sieg bei der Nebelhorn-Trophy im September auf das Eis zurück. Durch den Sieg bei der Deutschen Meisterschaft lösten Hase/Seegert das Olympiaticket, das bei der WM 2021 ihre Klubkameraden Annika Hocke/ Robert Kunkel gesichert hatten. Warum das Berliner Duo ans Schwarze Meer zum Training reiste, in Deutschland aber DEU-Präsident Dieter Hillebrand den Erfolgstrainer Alexander König feuerte, „wird ewig das Geheimnis des Präsidenten bleiben“, sagte uns der Trainer des Goldpaares von2018. König arbeitet jetzt als Bundestrainer beim Eisschnelllauf. Naja. mit Schlittschuhen hat der Sport auch zu tun. Mit einem Blick zurück, meinte König: „Ich erwarte Hase/Seegert auf einem Platz unter den acht besten Paaren.“

Unter den ersten Acht. Davon können unsere Dortmunder Eistänzer Katharina Müller/Tom Dieck wahrscheinlich nur träumen. Die Dortmunder überzeugten bei ihrem Tanz nach Musik aus dem Film „Bodyguard“. „Wir standen auch gut auf den Beinen“, kommentierte Tom Dieck Tanz. Allerdings ist ihnen bei der EM in Tallin im Januar 2022 beim Twizzles, das sind Pirouetten ähnliche Drehungen, ein Fehler unterlaufen, der dem Paar zwei Punkte kostete. Der zwölfte EM-Platz ist nur bedingt eine gute Ausgangsposition, um sich bei Olympia in Richtung Siegerpodest zu drehen. Aber wenn sie den Schnitzer der Europameisterschaft vermeiden, könnte durchaus ein Platz unter den Top-Ten drin sein. Das hofft jedenfalls Tom Dieck.

Bei den Damen stand zum letzten Mal mit Katarina Witt vor 34 Jahren in Calgary eine deutsche Läuferin auf dem olympischen Podest. Für Peking liegen alle Hoffnungen bei Nicole Schott. Auf das Siegertreppchen wird es die Essenerin kaum schaffen. Ihre Olympiaqualifikation bei der WM 2021 sicherte Deutschland aber einen Platz im Team-Wettbewerb, der seit 2014 zum olympischen Programm gehört. Die 25 Jahre alte Deutsche Meisterin könnte nach Ansicht von Ex-Bundestrainerin Viola Striegler durchaus einen Platz unter den ersten 15 erobern. „Nicole hat die Zeit nach den Europameisterschaften genutzt, um ihr Programm weiter zu festigen“, meint Frau Striegler. Für den Mannschaft-Wettbewerb haben sich insgesamt zehn Teams qualifiziert. Davon profitiert auch der Berliner Paul Fentz, der bei den Herren ein Olympiaticket verpasst hatte, im Team-Wettbewerb aber eingesetzt wird. „Bei den Teams kämpfen wir um einen Rang unter den besten acht Mannschaften“, sagt Viola Striegler. Mindestens der achte Platz ist für die DEU wichtig, damit die Eiskunstläufer im Spitzenförderungs-Programm des Innenministeriums verbleiben. Denn Finanzen sind für die Entwicklung der Kufenkunst in Deutschland wichtig. Für die Einkleidung des Teams in diesem Winter griff Olympiasiegerin Katarina Witt beim Crowdfunding tief in die Tasche und spendete eine vierstellige Summe. Die Eiskunstlauf-Wettbewerbe in Peking beginnen im „Hauptstadt-Hallenstadion“ am 4. Februar 2022 um 10 Uhr mit dem Team-Wettkampf.

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