Der beste Eisbock kommt aus Churfranken

© WELTEXPRESS, Fotos: Elke Backert

Seine Goldmedaille nahm Diplom-Brauingenieur Cornelius Faust aus Miltenberg am Main im Rahmen des abschließenden Gala Award Dinner am 5. Mai in San Diego in Empfang, unter den Augen von 3.000 Gästen und in Gegenwart der bayerischen Bierkönigin Barbara Stadler aus Anzing in  Oberbayern.

Der im Abstand von zwei Jahren stattfindende internationale Wettbewerb gilt als ein Spitzentreffen der internationalen Brauwirtschaft sowie als ein Elitetreffen der Bier-Sensoriker. Diesen feinzüngigen Fachleuten aus aller Welt obliegt die Aufgabe, die im Wettbewerb eingereichten Biere zu verkosten und zu bewerten. Unter die 218 Preisrichter aus 29 Ländern, davon 18 aus Deutschland, war auch der Churfranke Cornelius Faust berufen.

In den verschiedenen Vorentscheidungen und Finalen hatte Faust seine Expertise abzugeben, z. B. zu Bieren der Kategorie Kristallweizen/Leichtes Weizen, European Style Dark/Münchner Dunkel oder zu für deutsche Bierzungen außergewöhnlichem wie American-Style India Pale Ale, Irish Style Red, American Style Brettanomyces Ale oder gar Coffee Beer. Biersommelier Faust, der im eigenen Brauhaus auch Verkostungs-Seminare für die bierinteressierte Öffentlichkeit veranstaltet, wurde bereits in der Vergangenheit immer wieder als gefragter Experte in nationale und internationale Fachveranstaltungen berufen. Dabei sieht er sich selbst durchaus als einen „Botschafter des deutschen und des bayerischen Bieres, speziell unserer churfränkischen Lebensart“, so der gebürtige Miltenberger.

Mit dem World Beer Cup 2012 in Gold für seinen holzfassgereiften Eisbock nun höchstmöglich dekoriert, plant Faust jedoch nicht die Massenproduktion dieser Bierspezialität. Er sieht die begehrte Rarität derzeit vielmehr hauptsächlich in Churfranken und seinen Nachbarregionen angesiedelt.                    

Kleine Bierkunde: Holzfassgereifter Eisbock

Bockbiere sind außergewöhnlich gehaltvolle und vollmundige, damit zugleich aromareiche Biere, die mit einem besonders hohen Gehalt an Stammwürze eingebraut werden. Diese Stammwürze wird aus der eingemaischten, vermälzten Braugerste gewonnen. Durch Bierhefen vergoren, lassen sich auf diese Weise Alkoholgehalte im Bier um sieben Prozent erreichen. Wird das Bockbier geeist, so gefriert das Wasser in ihm und kann entfernt werden. Es verbleibt der rundum hoch konzentrierte und ölige, so genannte „Eisbock“.

Das Brauhaus Faust zu Miltenberg hat seinen mit dem World Beer Cup 2012 in Gold ausgezeichneten Eisbock mit 24,4 Prozent Stammwürze eingebraut (zum Vergleich: Pils mit 12 Prozent). Der Alkoholgehalt dieses Eisbocks liegt mit 11 Volumen-Prozent vergleichsweise bei Weinstärke (zum Vergleich: Pils mit 4,9 Volumen-Prozent).

Während seiner aufwendigen Herstellung reift der Faust-Eisbock über mehrere Monate im Felsenkeller des Brauhauses Faust – der so genannten Schatzkapelle – in ausgewählten Holzfässern. Dadurch erhält er trotz seines hohen Alkoholgehalts seine charakteristische Milde.

Der Faust-Eisbock ist ein Jahrgangs-Bier in streng limitierter Abfüllung. Das kräftig braune Bier besitzt einen dichten, stabilen, cremefarbenen Schaum. Sein Aroma weist intensive Malz-, Marzipan-, Dörrobst-, Schoko- sowie leichte Sherrynoten aus. Auf der Zunge ist der Faust-Eisbock weich, besitzt einen kräftigen Körper und eine feinperlig angenehme Moussage.

Die Bierspezialität passt als abrundender Digestif zu Tafelfreuden, begleitet ebenso gut schokoladig-nussige Desserts oder ist, in angenehmer Runde, wohltuender Abschluss eines schönen Tages.

Wie der Eisbock einst entstand

In einer fränkischen Brauerei soll einmal ein Brauergeselle, nach des Tages harter Arbeit schon müde, am Abend keine rechte Lust mehr gehabt haben, die Bockbierfässer vom Hof in den Keller zu rollen – wie es seine Aufgabe gewesen wäre. In der darauf folgenden klaren Winternacht herrschte nun bitterer Frost, und am nächsten Morgen war das Bier zu Eis erstarrt, die Fässer waren geborsten. Doch in der Mitte jedes der verbliebenen tonnenförmigen Eisklumpen hatte sich das Konzentrat des Biers gesammelt, denn es war – dank seines hohen Alkoholgehalts – nicht gefroren.

Der Braumeister, wütend ob des Verlustes seines wertvollen Biers, befahl dem Gesellen im Zorn, das Eis aufzuhacken und „das braune Zeug zur Strafe auszutrinken“.

Doch von Strafe konnte für den Brauergesellen wahrlich keine Rede sein! Seines Wassers weitestgehend entzogen, fand sich im Innern des Eises nun vielmehr die Essenz des Biers – ein zähflüssig schwerer, malzig-süßer, hocharomatischer und süffiger Biergenuss: Der Eisbock war geboren!

Das Brauhaus Faust zu Miltenberg

Das Brauhaus Faust zu Miltenberg, gegründet im Jahre 1654 und seit 1895 im Besitz der Brauerfamilie Faust, ist die älteste Brauerei im Rhein-Main-Gebiet. Das in der Region fest verwurzelte Familienunternehmen versteht sich als ihr lebendiger Bestandteil rund um die regionale Pflege ihrer fränkisch-bayerischen Bier- und Lebenskultur.

Neben immer wieder ausgeweiteter Biervielfalt, zuletzt um verschiedene Varianten alkoholfreier Bierspezialitäten,  steht im Brauhaus Faust zu Miltenberg jede Aktivität unter der Prüfung ihrer Nachhaltigkeit, was dem Unternehmen bereits mehrere Umweltpreise eingebracht hat.

Die Besonderheiten der Bierbereitung im Brauhaus Faust sind die offene Gärung, die sechswöchige Reifung des Jungbieres in kalten Kellern, der Verzicht auf Wärmebehandlung aller Biere, ihre sanfte Filtration und die kurzen Wege des trinkfrischen Biers bis zum Verbraucher.

Vorheriger ArtikelWird das Auto wirklich abgeschafft? – Rezension zum Buch von Wolf Wegener mit dem Titel „Deutschland schafft das Auto ab“
Nächster ArtikelFiat Freemont mit Allradantrieb