Freischwebend in der Luft Tritte austeilen? Aus dem Stand zehn Meter hoch springen? Für einen wahren Kung-Fu Kämpfer eine Kleinigkeit. Wer könnte so gemein sein, darin Effekthascherei zu sehen? Gleich zum Auftakt wird von dem sagenumwobenen Affenkönig ( Jet Li) ein Heer von Kriegern besiegt. Allerdings nur im Traum des Hauptcharakters Jason (Michael Angarano). Der Vorspann wird mit den Filmpostern an der Zimmerwand des Jugendlichen unterlegt. Angesichts von Bruce Lee und Sonny Chiba hofft man auf eine Spur Ironie in “Forbidden Kingdom”.
Doch die nächsten Szenen belehren eines Besseren. In einem kleinen chinesischen Pfandladen stöbert der unsportliche Jason regelmäßig nach Kung-Fu-DVDs. Die übliche Bande jugendlicher Schläger zwingt ihn, bei einem Einbruch in eben diesem Geschäft mitzuhelfen. Der Ladeninhaber wird schwer verletzt. Als letztes bittet er Jason, einen mysteriösen Kampfstab dessen Besitzer zurückzugeben. Bei der Flucht vor der Bande stürzt Jason vom Dach. Doch statt im Jenseits findet er sich in einer magischen Fantasieversion des alten Chinas wieder. Hier wurde der Affenkönig aus seinem Traum vom bösen Jadekönig in Stein verwandelt. In Begleitung des weinseligen Kriegers Lu Yan (Jackie Chan) und der hübschen Waise Goldener Sperling (Liu Yifei) macht er sich auf, den Affenkönig zu befreien. Unterwegs begegnen sie dem mysteriösen Schweigenden Mönch (Jet Li). Einer mehr, der sich im Kampf gegen feindliche Krieger in fröhlicher Luftakrobatik ergeht, bis es zum unvermeidlichen guten Ausgang kommt.
Ob demnächst ein paar Kinder vom Dach springen? Nach dem Ansehen von “Forbidden Kingdom” vielleicht. Glaubt man dessen Handlung, fällt man dann in ein farbenfrohes Zauberreich, wo man Abenteuer besteht. Anschließend kehrt man unversehrt in die Realität zurück. Wer vorher ein Schwächling war, ist verwandelt in einen Kung-Fu-Kämpfer. Spektakulär geht es immerhin zu in dem Fantasyabenteuer, welches mit Jackie Chan und Jet Li die berühmtesten Darsteller Asiens bei ihrer ersten Zusammenarbeit zeigt. Jet Li tritt gleich in einer Doppelrolle auf, für diejenigen, denen einmal Jet Li nicht genug ist. Wer nicht verbissener Karatefilmfreund ist, wird sich von der kruden Geschichte schnell genervt fühlen. So hart wie Bruce Lee im Nehmen von Hieben muss der Zuschauer im Hinnehmen intellektueller Tiefen sein, um die arg beschönigende Märchenwelt zu ertragen. Die computergenerierten Landschaften wirken kitschig statt malerisch. Von der Realität ist das China, wie “Forbidden Kingdom” es imaginiert, so entfernt wie die durch die Luft wirbelnden Krieger von der Erde. Gut und Böse sind klar unterteil. Psychologische Abstufungen gibt es bei den Charakteren nicht. Das würde die kleingeistige Zielgruppe wohl überfordern. “Forbidden Kingdom” ist Kung-Fu-Spektakel und will auch nichts weiter sein. So gut die Kampfszenen choreographiert sind, über die müde Handlung trösten sie nicht hinweg.
Stattdessen wirkt das an den Haaren herbeigezogenen Ende unangenehm moralinsauer. So idealisiert ist die Welt des Films, dass keiner sterben muss, ob vom Dach gestürzt oder angeschossen. Wäre der Film nicht so anspruchslos, könnte “Forbidden Kingdom” mit seinem Wiederbelebungsversuch des Karatejugendfilms fast Nostalgie wecken. Es war einmal in einer fernen Zeit, da guckten Jugendliche Filme wie “Karate Kid” und “Sidekicks”. In letztem fantasiert sich ein schwächlicher Junge als Held in Abenteuerhandlungen, die er aus Filmen kennt. Nur kämpft der Junge nicht mit Jackie Chan, sondern Kraftprotz Chuck Norris. Hauptdarsteller in “Sidekicks” war der gutaussehende Jonathan Brandis, doch ob trotz oder wegen der handlungsschwachen Kinderfilme, es klappte mit der Filmkarriere nicht so richtig. Jonathan Brandis hat sich übrigens 2003 in seinem Apartment erhängt. Das war irgendwie traurig, besonders, da kaum jemand Notiz davon nahm. Inzwischen sind wir alle ein bisschen älter. Und nicht mehr kindisch genug für infantile Abenteuerfilmchen wie den von Rob Minkoff. Was ist mit der nächsten Generation?
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Titel: Forbidden Kingdom
Genre: Action
Land/Jahr: USA 2008
Kinostart: 16. April 2009
Regie: Rob Minkoff
Drehbuch: John Fusco
Darsteller: Jackie Chan, Jet Li, Michael Angarano, Liu Yifei
Verleih: Central Film
Laufzeit: 100 Minuten
FSK: Ab 12