Berlin, Deutschland (Weltexpress). War das letzte Heimspiel am Saisonende in der „Alten Försterei“ meist ein gemütliches Austrudeln, konnte in der aktuellen Ausgabe keine Rede davon sein. Im Mai des Jahres 2009 machte der 1. FC Union als erster Titelträger der damals neugegründeten 3. Liga den Aufstieg in die 2. Bundesliga perfekt. Nach 10 Jahren könnte erneut ein Aufstieg folgen. Der 1. FC Magdeburg wurde am 33. Spieltag klar und deutlich mit 3:0 geschlagen und in Paderborn unterlag der Hamburger Sportverein mit 1:4. Der dritte Tabellenplatz ist den Eisernen fast sicher. Selbst im Falle einer Niederlage am letzten Spieltag in Bochum, der HSV müsste Absteiger MSV Duisburg schlagen, das könnte funktionieren, zusätzlich müssten sage und schreibe 21 Tore aufgeholt werden. Ein Sieg mit einem Unterschied von 22 Toren, das ist ein hoffnungsloses Unterfangen.
Trotzdem wollte der Trainer des 1. FC Union noch keine Glückwünsche entgegennehmen. Es war zudem Respekt, den Urs Fischer gegenüber seinem Kollegen Michael Oenning bekundete: „Es ist heute nicht einfach: auf der einen Seite ein Trainer, der noch etwas gewinnen kann, auf der anderen Seite ein Coach, der gerade abgestiegen ist.“ In seinem ersten Trainerjahr in der Wuhlheide hat er nach dem Pokalsieg anno 1968, für den bisher größten Erfolg in der Vereinsgeschichte gesorgt. Im günstigsten Fall steht am Ende der direkte Aufstieg in die 1. Bundesliga, ansonsten bleibt die Chance in der Relegation. Der Gegner steht mit dem VfB Stuttgart bereits fest. Die einen feierten, während bei den Magdeburgern nach dem Anpfiff die große Leere eintrat. Nach nur einer Saison müssen sie wieder zurück in die 3. Liga. Nur bei einem Sieg hätten sie die Chance auf die Relegation gewahrt. Davon waren sie an diesem Sonntag weit entfernt.
Marion Kallnik, in Magdeburg Geschäftsführer der Profiabteilung, trat in der Mixed-Zone vor die Pressevertreter. „Man hat gesehen, dass alle es wollten, aber Union war heute einfach besser….die Enttäuschung ist groß, ein miserabler Tag für uns. Jetzt werden wir die Saison vernünftig zu Ende spielen.“
Früh im Spiel stellten die Unioner die Weichen auf Sieg. Bereits in der 8. Minute traf Grischa Prömel zum 1:0. Den Magdeburgern gelang es nicht, in irgendeiner Form zu antworten. Was sie auf den Rasen in der „Alten Försterei“ brachten, war schlicht harmlos. Das 2:0 durch Sebastian Polter, nach glänzender Vorarbeit durch Sebastian Andersson, fiel wie eine reife Frucht. Individuelle Fehler von Magdeburger Abwehrspielern halfen mir. Es entstand nie der Eindruck, dass hier für die Rot-Weißen was schief gehen könnte. Der 1. FC Magdeburg blieb harmlos und stellte seine Auswärtsschwäche unter Beweis. Lediglich in der 33. Minute strich der Ball nach einem Schuss von Felix Lohkemper nur knapp am Pfosten vorbei. Es blieb im gesamten Spiel der einzige Aufreger im Strafraum der Eisernen.
Für die zweite Halbzeit reichte den Unionern der Verwaltungsmodus. Es wurde langweilig, Union wollte nicht mehr und die Gäste aus Sachsen-Anhalt konnten nicht mehr. In der 80. Minute fiel die Spieluhr aus, blieb bei der Anzeige 79:01 stehen und ein paar Minuten später war das Spiel unterbrochen. Im Magdeburger Block ging es zur Sache, auch weil auf der Waldseite ein blau-weißes Banner und einige Schals gezeigt wurden. Es bringt wohl nichts, darüber zu spekulieren wer angefangen hat. Da im Magdeburger Block zu Beginn des Spiels Pyromaterial gezündet wurde, muss mit einer Strafe seitens des DFB gerechnet werden.
Das Spiel wurde zu Ende gebracht. In dieser Phase fiel noch das 3:0 durch Polter. Der 1. FC Union hatte das notwendige getan. Für einen direkten Platz zum Aufsteigen hat es nicht gereicht, weil der SC Paderborn seine Heimaufgabe ebenso erfolgreich löste. „Aus den letzten zwei Spielen sechs Punkte holen und dann werden wir sehen, was rauskommt.“
Taktik
Urs Fischer griff wie gegen Darmstadt und den HSV wieder zu einem 4-4-2 mit Raute. In die Startelf rückten Sebastian Polter und Joshua Mees. Offensiver war der 1. FC Union in dieser Saison noch nicht aufgestellt. Eine Maßnahme hatte sofort Erfolg. Grischa Prömel spielte offensiv auf der rechten Seite der Raute und sein Tor in der Anfangsphase war ein Wirkungstreffer. Was gut funktionierte war die Doppelspitze Polter/Andersson. In der Saison wurde sie erst einmal probiert, am 18. Spieltag in Aue und war nicht erfolgreich. Gegen Magdeburg ging die Rechnung auf. Allerdings wurden die Eisernen vom Gegner kaum gefordert. Michael Oenning versuchte die taktische Grundordnung des Gegners zu spiegeln. Die individuelle Qualität des Kaders reichte nicht, um den sehr entschlossen wirkenden Berlinern etwas entgegenzusetzen. Sie standen auf verlorenem Posten. In der zweiten Halbzeit hatten die Magdeburger weitgehend aufgegeben. In der 59. Minute versuchte Oenning mit einem Doppelwechsel, Steven Lewerenz und Marcel Costley kamen für Tarek Chahed und Felix Lohkemper mehr Offensivkraft zu entfalten.
Fazit
Der Relegationsplatz ist den Eisernen nach dem Sieg gegen den erschreckend schwachen 1. FC Magdeburg, nur rein theoretisch zu nehmen. Der letzte Spieltag wird erst die Entscheidung darüber bringen, wer zusammen mit dem 1. FC Köln direkt den Aufstieg schaffen wird. Während der Spielunterbrechung skandierten die Union-Fans Scheiß-Dynamo. Am letzten Spieltag dürften die Sympathien für den Dynamo-Club aus Dresden in ungeahnte Höhen steigen. Hoffen sie doch auf Schützenhilfe aus dem Dresdner Stadion. Sollte Dynamo Dresden verlieren, wäre das erzielte Ergebnis in Bochum egal und es gäbe zwei weitere Pflichtspiele in dieser Saison.
Spieldaten
Fußball 2. Bundesliga, Saison 2018/19, 33. Spieltag, 12.05.2019, 15:30 Uhr
1. FC Union Berlin
Tor: Rafal Gikiewicz Abwehr: Christopher Trimmel; Marvin Friedrich; Florian Hübner; Ken Reichel (79. Christopher Lenz) Mittelfeld: Grischa Prömel; Manuel Schmiedebach; Joshua Mees (ab 72. Felix Kroos) Angriff: Robert Zulj; Sebastian Andersson; Sebastian Polter (ab 90 + 7 Marcel Hartel) 4-4-2 mit Raute (4-2-3-1)
Trainer: Urs Fischer
1. FC Magdeburg
Tor: Giorgi Loria Abwehr: Tarek Chahed (ab 59. Steven Lewerenz); Tobias Müller; Dennis Erdmann; Timo Perthel Mittelfeld: Aleksandar Ignjovski (ab 72. Björn Rother); Nico Hamman; Nico Preißinger Marius Bülter; Angriff: Felix Lohkemper (ab 59. Marcel Costley); Christian Beck; 4-4-2 mit Raute
Trainer: Michael Oenning
Ergebnis: 3:0 (2:0)
Tore:
1:0 8. Min. Grischa Prömel (1. FC Union Berlin)
2:0 31. Min. Sebastian Polter (1. FC Union Berlin)
3:0 90. Min Sebastian Polter (1. FC Union Berlin)
Karten:
Gelbe Karten:
83. Min. Aleksandar Ignjovski (1. FC Magdeburg)
90. Min Sebastian Polter (1. FC Union Berlin)
Zuschauer: 22.012 Stadion An der Alten Försterei
Schiedsrichter: Robert Schröder, Tim Skorczyk, Daniel Riehl, Jonas Weickenmeier
Wetter: Heiter bis wolkig 15 Grad Celsius