Dem Licht entgegen – Bregenzer Festspiele gehen optimistisch in die Saison 2013

Bau an der Bühne in Bregenz am Bodensee im November 2012. © Foto: Midou Grossmann

Es wird schon fleißig geprobt im Festspielhaus, Intendant David Pountney inszeniert Mozarts Oper, sie wird seine vierte Arbeit auf der Seebühne sein. Nach den Festspielen 2014 gibt es einen Intendantenwechsel in Bregenz, Elisabeth Sobotka, momentan noch für das Opernhaus Graz verantwortlich, tritt als Nachfolgerin an.

Romantisch und geistreich

Pountney bezeichnet ’Die Zauberflöte` als charmant und unterhaltsam, bezaubernd und witzig, romantisch und geistreich, aber er sieht auch eine große philosophische Botschaft in der Oper. Hoffen wir, dass dieser Aspekt, trotz aller Verspieltheit,  eindrucksvoll in Szene gesetzt werden kann. Schikaneder sowie auch Mozart waren Freimaurer und sicherlich bildete beider humanistische Weltanschauung die Grundlage für ’Die Zauberflöte`. Heute ist das Werk aktueller denn je, denn eine aufgeklärte und rational denkende Gesellschaft hat letztendlich den Planeten in eine gefährliche Schieflage gebracht. ’Bald siegt der weise Mann`, so steht es im Libretto, das wollen wir gerne hoffen. Dirigieren wird der Amerikaner Patrick Summers, das Bühnenbild hat Johan Engels entworfen, der schon öfters in Bregenz gearbeitet hat. Grüne Riesengrashalme sowie eine große Vogelattrappe sind jetzt schon im Einsatz am See. Afrika, die Heimat Engels, lässt grüßen. Sollte Pamina gar in der afrikanischen Steppe ausgesetzt worden sein?

Macht, Geld, Intoleranz

Im Festspielhaus wird heuer eine Welturaufführung zu erleben sein: Andre Tchaikowskys “Der Kaufmann von Venedig”. Der Komponist wurde als André Krauthammer 1935 in Warschau geboren, überlebte das Ghetto, begann seine musikalische Laufbahn als Pianist, dank eines falschen Namens: Andrzej Czaikovsky. Später immigrierte er nach England, dort komponierte er von 1968 – 1982 seine einzige Oper ’Der Kaufmann von Venedig`. Er selbst hat David Pountney damals das Werk schon an der English National Opera vorgestellt, es wurde allerdings abgelehnt. Späte Reue?

Der Komponist verstarb mit 46 Jahren 1982 und vermachte seinen Schädel der Royal Shakespeare Company, mit der Bitte, diesen im ’Hamlet` auf der Bühne zu verwenden, was allerdings erst 2008 mit den Schauspieler David Tennent umgesetzt werden konnte. Venedig ist hier der Ort einer männlichen Geschäftswelt, eine Stadt dominiert von Macht, Geld und Intoleranz. Sounds familiar?

Zwei neue Musiktheaterwerke sind zudem noch auf der Werkstattbühne zu erleben, im Rahmen der zeitgenössischen Reihe ’Kunst aus der Zeit` (KAZ). Am 1. und 3. August ist ’The Wasp Factory` des in Island lebenden Australiers Ben Frost zu sehen, nach dem gleichnamigen Bestseller von Iain Banks und dem Libretto von David Pountney,  gefolgt von der österreichischen Erstaufführung von Olga Neuwirths ’American Lulu`, die bei der Uraufführung in Berlin allerdings nicht gut rezensiert wurde.

Das Programm der Orchesterkonzerte bietet 2013 einen musikalischen Rückblick auf die Intendanz von David Pountneys. Zahlreiche musikalische Höhepunkte seiner langen Jahre in Bregenz sind zu erleben, am Pult der Wiener Symphoniker stehen Paul Daniel und Sir Mark Elder. Das Jugendprogramm Cross Culture ergänzt ein vielsprechendes Sommerprogramm, in dem allerdings die Sparte Schauspiel gestrichen wurde. Ob diese Sparte von der neuen Intendantin wieder eingeführt werden wird, bleibt dahin gestellt. Mit Spannung erwartet man allerorts ihr erstes Festspielprogramm.

www.bregenzerfestspiele.com

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