Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Beastie Boys aus New Yorck City, begeisterten mich seit Mitte der achtziger Jahre mit brachialem HipHop. Erstmals aufmerksam auf die Band wurde ich 1983 durch ihren Song Cooky Puss. Ein nicht besonders politisch korrekter Scherzanruf mit daruntergelegtem Beat – wenn man so will, das erste HipHopwerk der drei Buben (aus weißen, jüdischen Familien) Adam »MCA« Yauch, Michael »Mike D« Diamond und Adam »Ad-Rock« Horovitz, die 1979 als Hardcorepunker angefangen hatten.
Ihr Debütalbum „Licensed to Ill“ brachte 1986 sofort den Durchbruch. Sie wurden eine der wichtigsten Bands der 80er und 90er Jahre, weil sie keine musikalischen Grenzen kannten und auf gängige Klischees schissen. Ihr Hit: „You gotta fight for your right to party!“ ging in die Musikgeschichte ein.
Sie waren geschickte Meister des Tabubruchs und nahmen jeden fetzigen Reim mit, auch wenn er sich unter der Gürtellinie abspielte. Im Buch entschuldigen sie sich für einige sexistische und homophobe Ausfälle – es war eine andere Zeit mit anderen Kodizes, außerdem setzten sie sich in den 90ern stark für Frauen- und Minderheitenrechte ein und spuckten fast jedem Politiker in die Suppe.
Bis zu ihrer Auflösung 2012, bedingt durch den Krebstod von Adam Yauch, kugelten die drei Kerle munter durch die Musikbranche. Als Yauch starb, bedeutete das auch den schnellen Bandtod, BB funktionierten nur zu dritt.
Hut ab vor Diamond und Horovitz, die seither allen Verlockungen des großen Geldes wiederstanden und die Band nicht wieder aus dem Totenreich holten. Ihrem gestorbenen Mitglied widmeten sie natürlich ihr großartiges Buch. Und sie bleiben darin nicht müde, Yauchs Verdiensten immer wieder die passende Würdigung zu verleihen.
Das Buch mit dem pragmatischen Titel BUCH vereint eine Vielzahl von persönlichen Texten, Kochrezepten, Banderinnerungen, Playlisten und jeder Menge Fotos, Zeichnungen und sonstigen Abbildungen. Das mehrere Kilo schwere BUCH ist witzig, garniert mit einem gutem Schuss Tragik – der Verlust ihres Freundes Yauch zieht sich wie feiner New Yorker Nieselregen über die Seiten. Neben den von Diamond und Horovitz geschriebenen Kapiteln (jeweils mit MD und AH gekennzeichnet), finden sich Gastbeiträge und Langanekdoten von Kurzzeit-Bandmitglied Kate Schellenbach oder wichtigen Persönlichkeiten aus der amerikanischen Kunst und Kulturszene wie Jonathan Letham, Wes Anderson, Amy Poehler, Spike Jonze und Luc Sante.
Wenn man nicht jedes Wort und jede Liedzeile auf die Goldwaage legt, sich frohgemut seiner eigenen Jugend und der damit verbundenen Exzesse erinnert, ist BUCH ein endgeiles und riesengroßes Lesevergnügen der genialen Rabauken aus NYC.
Bibliographische Angaben
Adam Horovitz, Michael Diamond, Beastie Boys Buch, Bernd Gockel (Übersetzer), 542 Seiten Format: 19,0 x 27,0 cm, durchgehend vierfarbig illustriert, Verlag: Heyne, München, 26.11.2018, ISBN: 3-453-27207-1, Preise: 40 EUR (D), 41,20 EUR (A), 52,90 sFr