Das „Ovo“ weckte Zeit seines Lebens mehr Begeisterung als die „Ovo“ genannte Schau des Cirque du Soleil

Ein "Ei des Kolumbus". Quelle: Pixabay, Foto: JAIME PF

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Die Geschichte vom Ei des Kolumbus ist eine schöne Geschichte, aber eine Geschichte. Der Mann, der 1451 in der Republik Genua geboren und am 20. Mai 1506 in Valladolid, Königreich Kastilien, aus dem durch Heirat der Krone von Kastilien mit der Korne von Aragonien 1469 zusammengeführt wurde, in Wahrheit übernahm Kastilien Aragonien und das, was 1469 begann wurde 1516 vollendet, indem unter Kaiser Karl V. dieser durch Erbschaft König beider Reiche wurde und als Karl I. das Königreich Spanien begründete, starb, gilt als „Entdecker Amerikas“. Das ist zwar Firlefanz, aber einer, der sich hält wie die Legende, daß Kolumbus nach seiner ersten Seereise zu einem Gastmahl eingeladen worden sein. Es wurde gegessen und getrunken, vermutlich auch gerülpset und gefurzet. Plötzlich solle einer der Gäste angemerkt haben, daß die Entdeckung Amerika nichts Besonderes gewesen sei.

Kolumbus, nicht auf den Kopf gefallen, solle zu einem Ei auf dem Tisch gegriffen und alle Anwesenden aufgefordert haben, dieses auf die Spitze zu stellen, so daß es stehenbliebe. Daß sei keinem gelungen. Dann habe Kolumbus das Ei genommen und mit Schwung auf den Tisch geschlagen. Die Spitze war zwei eingedrückt, aber das Ei stand kerzengrade da. Keine Frage, daß das nur Kolumbus gelang, weil nur er auf die Idee kam.

Auf welche Idee die Macher des „Ovo“ genannten Aufführung der aktuell Mitwirkenden des Cirque du Soleil gekommen sind, aber deren Ei hielt meinen Erwartungen nicht stand und auch beim anwesenden Publikum in der großen Mehrzweckhalle an der Spree in Berlin, von der nicht nur der gesamte Oberring mit schwarzem Tuch abgehangen war, sondern zudem die Hälfte der Halle auch unten, war wohl weniger Euphorie als vielmehr Enttäuschung zu spüren. Ganze Sitzblöcke blieben leer und manche Reihen in den geöffneten. Der Besuch war alles andere als gut und die Schau war nicht besser. Zwar sprangen Personen in bunten Kostümen auf der Bühne herum, doch der Funke nicht über. Wer liest, was Werbenutten und Trendhuren oder Ulrike Borowczyk in der als Mottenpost bekannten „Berliner Morgenpost“ (6.10.2023) dazu mitzuteilen hat, der wähnt sich in der falschen Vorstellung. Der „sensationellen Act am dreifachen Chinese Pole“ war nicht sensationell, sondern Schnee von gestern, und der „wimmelnde Mikrokosmos“ ein infantiles Durcheinander. Die Autorin behauptet eine „zu gut zwei Dritteln gefüllte Halle“ und ich, daß die Lohnarbeiterin der Lücken- und Lügenpresse Mittwochnacht möglicherweise unter Halluzinationen litt. Borowczyk spinnt weiter Seemannsgarn wie die Ei-des-Kolumbus-Erzähler, wenn sie behauptet, daß ein roter Faden erkennbar gewesen und dieser als das auf Portugiesisch „Ovo“ genannte Ei benennbar gewesen sei.

Immerhin merkt die Autorin, die sich nicht wundern muß, wenn sie von Kennern und Kritikern als Hauptabflußmedien-Honk bezeichnet wird, an, daß diese „Ovo“-Aufführung, die als 25. Schaustellung der Kapitalgesellschaft aus Quebec gilt, viel früher und für 2009 produziert wurde, damals allerdings als „Zeltproduktion“, die jedoch 2016 in eine Hallen-Schau, die von Frau Borowczyk „Arena-Show“ genannt wird, „umgewandelt“ zu werden. Das ist so falsch nicht, doch – Hand aufs Herz – nicht mehr als ein Abklatsch und eine Art dritter Aufguß, so wie viel zu viele Texte abgeschrieben und aufgewärmt werden und also aus der Mottenkiste (nicht Mottenpost) stammen. Womit wir wieder beim Thema Schabernack mit Schaben und Käfer-Klamauk wären.

Keine Frage, die Artistik kommt zu kurz, von der Akustik samt banaler Musikauswahl ganz zu schweigen. Immerhin ist die Akrobatik gekonnt, wenn auch nicht „grandios“. Wenn das alles gewesen wäre, dann wäre es gut gewesen. Doch die Väter-der-Klamotte-Komödie mit kita-komischen Effekten von „Insekten“ war nicht „Slapstick vom Feinsten“, sondern kindsköpfig, vermutlich wie gemacht für die Journaille im Allgemeinen und die der „Mottenpost“ im Besonderen. Andererseits war das Humor auf der Höhe der Zeit, die auch in der Migranten-Metropole Berlin dürftig ist.

Der Applaus der Anwesenden war nach gerade einmal einer Stunde, als die Pause begann, mehr als spärlich. Von stehenden Ovationen für „Ovo“ kann keine Rede sein, noch nicht einmal von sitzenden. Huldigungen finden vor allem in den Hauptabflußmedien (Zitat aus der „Berliner Morgenpost“: „Der kanadische Cirque du Soleil ist mit seiner Show „Ovo“ in Berlin. Am Donnerstag begeisterte er in der Mercedes-Benz Arena.“) statt.

Bei Auftritten der bekannte Polit- und Kabarett-Tunte Ovo Maltine, von Kennern und Christoph Josten nur das Ovo genannt, brandete Zeit ihres/ seines Lebens für ihre/ seine durchaus auch derben Darbietungen deutlich mehr Beifall auf. Darauf ein Ei des Kolumbus!

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