Das Glück der grossen Dinge (USA, 2012) – Unglücklicher Titel, guter Film

© Pandastorm Pictures

Die alternde Rock-Ikone Susanna (Julianne Moore) und ihr Kunsthändlergatte Beale (Steve Coogan) hält nicht mehr viel zusammen, auch nicht ihre kleine sechsjährige Tochter Maisie, um die ein heftiger Streit entbrennt. Die Situation wird nicht besser, als Beale das Kindermädchen Margo (Joanna Vanderham) und Susanna den Barkeeper Lincoln (Alexander Skarsgí¥rd) heiraten. Während sich ihre Eltern lautstark Luft machen, beobachtet Maisie alles mit einer solch tiefen Ruhe und Gelassenheit, dass ihr Umwelt völlig zu vergessen scheint, dass sie nur ein kleines Mädchen ist.

Das Glück der grossen Dinge basiert auf dem Roman Maisie von Henry James (Bildnis einer Dame; Die Flügel der Taube), einem hierzulande eher vergessenen Autor. Das Thema Scheidungskind ist also nicht neu – James verstarb 1916 – trotzdem ist dieser Film es wert, gesehen zu werden. Das liegt zum einem an der wunderbaren Hauptdarstellerin Onata Aprile mit ihrer unaufgeregten Art. Aprile, zumindest in der Originalversion, muss nicht in der Tonlage einer Fledermaus, mit undeutlicher Artikulation oder mit eingebautem Verstärker kommunizieren, um sich auszudrücken und doch kindlich dabei zu sein. Das macht sie zu etwas Besonderem und gibt dem Film eine Qualität, die man so nicht erwartet. Zum anderen ist es die berührende Chemie zwischen Aprile und Skarsgí¥rd – zweier Charaktere, die wie das Auge eines Wirbelsturms still inmitten von Lärm und Zerstörung existieren.

Überhaupt ist der Film hervorragend besetzt: Julianne Moore überzeugt uneitel als alternde, durch und durch egoistische Rock-Diva und Steve Coogan als Mann, dessen Prioritäten aus dem Gleichgewicht geraten sind. Es ist aber, neben Aprile, Alexander Skarsgí¥rd, der am meisten beeindruckt. Skarsgí¥rd, der so gut wie den ganzen Film in derselben abgetragenen T-Shirt und Jeans Kombination rumläuft, ruht sich weder auf seinem unbestreitbar guten Aussehen aus, noch nutzt er dieses um sich in den Vordergrund zu drängen. Ungefragt übernimmt Lincoln Verantwortung für Maisie und Skarsgí¥rd macht das so feinfühlig, dass einem das Herz bei seinen Szenen mit Aprile aufgeht.

Auch wenn die Thematik wenig neu ist, so ist sie hier intelligent und in ansprechenden Bildern umgesetzt worden. Wer sich nicht von dem plumpen Titel abschrecken lässt, der erlebt einen einfühlsamen, ruhigen Film mit ausgezeichneten Schauspielern, bei dem nur das Ende vielleicht zu Kritik einlädt – was allerdings bei Literaturadaptionen im Grunde müßig ist.

Das Glück der grossen Dinge (USA, 2012); OT: What Maisie Knew; Filmlänge: 102 min; Regisseur: David Siegel und Scott McGehee; Darsteller: Julianne Moore; Alexander Skarsgí¥rd; Onata Aprile; Steve Coogan; Joanna Vanderham; FSK: ab 12 Jahren; Kinostart: 11. Juli 2013 (Deutschland).

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