Das gab’s nur einmal, das kommt nie wieder”¦ – Heiß war beim 1:1 Spiel der Eintracht Frankfurt gegen den 1. FC Nürnberg vor allem die Temperatur

Denn es fing ganz gut an. Nach anfänglichen Ballverlusten zeigte sich die Eintracht zunehmend in der Lage, die aufmerksam die angelegte Spielzüge schnell zerstörenden Nürnberger, auszuhebeln und tatsächlich so offensiv zu spielen, wie es angekündigt wurde. Wenn später Trainer Michael Skibbe sagte, ihm habe das Spiel seiner Mannschaft bis zum ersten Tor – 17.Minute durch Caio – sehr gut gefallen, bringt er den Spielverlauf, was die Eintracht angeht, auf den Punkt: angriffsfreudig, munter, Richtung Tor unterwegs, aber mit dem alten Doppelfehler behaftet: zu wenig Torschüsse und zu wenig verwandelte Chancen. Denn auch das gab’s nur einmal und kommt so schnell nicht wieder, daß die Eintracht eine sicher herausgespielte Führung durch schnelle darauffolgende Tor hätte stabilisieren können und dann einen Gang zurück hätte schalten können und an diesem heißen Tag nicht Dauerlauf hätte veranstalten müssen.

Mit der Hitze begründeten tatsächlich unisono alle Spieler den verschenkten Sieg, der in der Tat nicht verschenkt war, sondern von den Nürnbergern hart erarbeitet wurde. Die gaben nicht auf, schon einmal die wichtigste Eigenschaft, sondern störten weiterhin die Züge der Eintracht beträchtlich. Aber sie drängten auch selbe, vor allem in der zweiten Halbzeit zum Eintracht Tor. Und wie unterschiedlich der Siegeswille und die spielerischen Möglichkeiten tatsächlich waren, zeigt, daß den 12 Torschüssen der Eintracht 21 Versuche der Nürnberger gegenüber stehen. Das ist fast das Doppelte an versuchten Möglichkeiten und zeigt eine etwas gleich schlechte Verwertung von Chancen in Tore beider Mannschaften auf, denn in der 79. Minute fiel das zweite Tor der Nürnberger, das durch Abseits von Bunjaku nicht gewertet wurde.

Was anfänglich gefiel, war das gute Zusammenspiel der Eintrachtler, das sich in der 17. Minute – erst, vom Gefühl her – auszahlte, als nach einer Flanke von Amanatidis auf Meier, dieser mit dem Kopf an Caio weiterleitete und der wie selbstverständlich den Ball ins Tor lenkte. Das war’s dann und ist trotzdem einer Nachbemerkung wert. Denn Amanatidis war unter dem alten Eintrachttrainer Funkel auch schon ein gesetzter Mann, Alexander Meier gar ein Lieblingsschüler und Caio das Stiefkind. Letzterer wirkt unter dem neuen Trainer tatsächlich spiel- und schußfreudiger, aber Alexander Meier muß sich nun nicht mehr das Gerede vom Vorgezogenen anhören, sondern darf einfach spielen. Als die Früchte der Arbeit mit diesem Tor endlich weiterreifen konnten, ließ die Eintracht nach. War sie schon danach ein Hitzeopfer? Wir meinen, daß dies eher mentale Ursachen hatte. Auf jeden Fall leisteten sich fast alle Spieler unmögliche Bälle, von denen der Torschuß des doch eigentlich torschußgefährlich stehenden Amanatidis auf die Eckfahne in der 6. Minute zumindest humoristische Anklänge hatte.

Fragt sich, warum der Club aus der Situation nicht mehr hatte machen können? Da wiederum wurde zu brav nach vorne gespielt. Das war sehr übersichtlich, was kommen sollte und konnte so auch abgewehrt werden. Auch Nürnbergs Trainer führte den Konditionsverlust aller auf die Hitze zurück, zeigte sich mit dem einen Punkt ganz schön zufrieden und befand das Spiel und den Spielausgang als eines auf des Messers Schneide. In der zweiten Halbzeit habe er mehr Risiko verordnet und sei mit dem Auswechseln von Charisteas für Eigler und Bunjaku für Boakye, beide in der 56. Minute, denselben Weg gegangen. Tatsächlich mußte man im Nachhinein fragen, warum er die beiden nicht von Anfang an dabei hatte, denn beide brachten frischen Wind und auch eine unbelastete Kondition mit. Das konnten die Auswechsler auf der Eintrachtseite, Bajramovic für Teber (68.), Fenin für Maier (73.) und Franz für Chris (84.) nicht leisten.

Beide Trainer bezeichneten das Spiel als attraktiven und offensiven Fußball unter erschwerten klimatischen Bedingungen. Warum die Eintracht dem Gegner bei dessen Offensivspiel soviel Raum ließ, will Trainer Skibbe mit den Spielern erörtern, der sich zwar nicht glücklich, aber zufrieden zeigte und das Unentschieden gerecht nannte. Die Fans machten mit, sie waren wohl auch noch zu geschockt von der 79. Minute, als das nicht anerkannte 1:2 gefallen war. Alles, nur keine Niederlage an einem Tag, wo der Auftakt mit einer Hommage an die Eintracht vor 50 Jahren zur Deutschen Meisterschaft durch ihren Fanblock in der gesamten Kurve zu einer gewaltigen Choreographie geführt hatte, echt eindrucksvoll und vom Spielführer Christoph Spycher abschließend gewürdigt: „Das war reichlich spektakulär, für diese sagenhafte Aktion hätten wir die Leute gerne mit einem Sieg belohnt.“ Die Mannschaft sich selbst sicher auch.

Eine Nachbemerkung, zu dem, was nach dem Spiel lief. Wenn die Polizei nicht aufpasst, wird sie demnächst in Frankfurt das erleben, was sie doch – mit unzureichenden Mitteln – verhindern will: einen gewalttätigen Eklat durch aufgebrachte Fans. Denn, wenn diese nach einem Spiel zur S-Bahn wollend über eine Stunde durch Absperrung gehindert werden, den Bahnhof zu betreten, bis die gegnerischen Fans, hier die Nürnberger, in die Wagen Richtung Hauptbahnhof verfrachtet sind, dann kann man sich nur wundern, mit welcher Engelsgeduld an diesem Tag die Heimwärtsstrebenden sich über eine Stunde aufhalten ließen. In dieser Zeit fuhren die S-Bahnen leer. Seit es keine Sonderzüge zum Hauptbahnhof mehr gibt und nur regulärer S-Bahn-Verkehr die Tausenden weiterbringt, hieß das dann erst einmal eine weitere Viertelstunde warten und dann, daß nur die Hälfte der Leute hineinkam. Eine unmögliche Polizei- und Verkehrsplanung, die sich rächen wird, wenn auf den Seiten der Planer nicht Vernunft einkehrt.

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