Das Alte Rokoko-Rathaus am Bonner Marktplatz wird von Grund auf saniert – Bonns gute Stube liegt dem neuen Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch sehr am Herzen

v.l.n.r.: Olaf Salm, Dr. Nicolai Besgen, Dr. Ulrich Gröschel, Professor Dr. Hermann Zemlin, Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, Rudolf Müller, Friedhelm Naujoks und Peter Rothe

Ab Mitte Februar 2010 sollen die Arbeiten beginnen. Und nun werden Erinnerungen wach: Wer die Geschichte Bonns kennt, der weiß, dass es einst Kurfürst Clemens August war, der 1737 höchstpersönlich den Grundstein für das damals „neue“ Rathaus an die Stelle des gotischen Vorgänger-Gebäudes legte. Für die Bonner war es immer schon klar, dass die Kölner Kurfürsten ihre Residenzstadt Bonn sehr liebten und ihr eigentlich nur Gutes antaten, wie auch das wunderschöne Schloss, das heute nach Brand und schweren Kriegsverletzungen wieder eine wunderschöne Universität ist, was sie seit 1818 geworden war. Nicht vergessen werden darf dabei auch das „Lustschloss“, zu welcher Lust auch immer, das Poppelsdorfer Schloss, das von der Universität gen Westen genau einen Kilometer entfernt zu sehen ist, und wo sich ein Botanischer Garten anschließt, immer zur Freude der Bonner und ihrer Gäste.

Und nun das „Alte Rokoko-Rathaus“, auf dem einst auch Kaiser Napoleon I. mit seiner Josephine stand und die Bonner begrüßte, wo Königin Elisabeth II. von Großbritannien vom Balkon herab der jubelnden Menge herunterwinkte, dann Kennedy und Charles de Gaulle, um nur einige Namen von Berühmtheiten zu nennen, wo Ernst Moritz Arndt flammende Reden hielt, und wo sich die Karnevalshoheiten Prinz und Bonna fröhlich lachend die Ehre geben, um auch in der neuen Session, die am 11. 11. diesen Jahres beginnt und die von OB Nimptsch in der Session 2009/2010 den Rats-Schlüssel erhalten werden, um auch einmal die „Macht zu teilen“. Alles auf rheinisch-fröhliche Art und Weise. Man darf gespannt sein. Ein OB, der sich die 10 Rheinischen Grundgesetze ins Amtszimmer hängt und sie auch zu befolgen scheint, ist bestimmt kein Karnevalsmuffel.

Bevor aber nun der Verein aktiv wird, muss die Stadt Bonn allerdings zuerst die Bausubstanz des Gebäudes sichern. Ab Mitte Februar 2010 soll das Alte Rathaus für rund 4,4 Millionen Euro – Mittel, die aus dem Konjunkturpaket II finanziert werden – grundlegend saniert werden. Die Arbeiten sollen im Dezember 2010 fertig gestellt sein. Für die Dauer der Arbeiten müssen Mitarbeiter und einige Kommunalpolitiker in andere Quartiere ausweichen. An den Umzugsplänen wird derzeit gearbeitet.

Und wieder geht es um das leidige Thema Geld, doch auch hier ist gut geplant worden: „Die Mittel, die die Stadt Bonn jetzt trotz desolater Haushaltslage aus dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung zur Verfügung gestellt hat, sind nur der erste Schritt, jetzt müssen wir Bürger partnerschaftlich mithelfen. Das Anliegen des Vereins ist es, das Gebäude, das in allen seinen Teilen massive Mängel und Schäden aufweist, nachhaltig zu sanieren, zu restaurieren und danach zu pflegen. Nur gemeinsam werden Stadt und Bürger diese Aufgabe meistern, damit ihr Rathaus dauerhaft wieder zur ersten Adresse unserer schönen Stadt wird, “ so der Vereinsvorstandsvorsitzender Müller.

Der Verein „Altes Rathaus“ will sich dafür einsetzen, nachdem die dringlichsten Arbeiten durch die Bereitstellung der Mittel abgedeckt sind, eine dauerhafte Instandhaltung unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten sicherzustellen. Der Verein ist parteiübergeordnet und steht für alle Bürger offen. Geheiratet wird ohnehin am liebsten im Alten Rathaus, eine heimisch-historische Atmosphäre, die glückliche Brautpaare auf den wappengeschmückten Balkon zum Marktplatz entlässt mit dem altbekannten Spruch: „Jetzt dürfen Sie die Braut küssen“. In den nächsten Jahren soll zum einen durch die Mitgliedsbeiträge, zum anderen durch verschiedene Aktionen zur Spendengenerierung Mittel gesammelt werden, die dann in die weitere Sanierung und den Erhalt des Gebäudes fließen.

„Es muss vor allem verhindert werden, dass das Gebäude nach der Instandsetzung wieder in einen desolaten Zustand verfällt und das Ansehens Bonns beschämt“, betont Rudolf Müller. Durch die Gründung des Vereins nimmt der Verein die Stadt nicht aus ihrer Verpflichtung, für den Erhalt des historischen Gebäudes zu sorgen. Im Hintergrund steht vielmehr der partnerschaftliche Gedanke, zu zeigen, dass Hand in Hand die Stadt gemeinsam mit den Bürgern auch in Bonn große Projekte vollbringen kann. Der Verein wird seine Mittel jeweils projektbezogen sammeln und bereit stellen. „Das kann beispielsweise die Restaurierung der Rathausuhr sein, oder auch das historische Wappen oder der Anstrich eines bestimmten Raumes. Wir werden jede Spendenaktion immer mit dem Hinweis auf das zu unterstützende Projekt durchführen, so weiß jeder Spender immer genau, wofür er spendet“, erklärt Müller. Gleichzeitig erinnert er an den 275. Geburtstag des Alten Rathauses, der 2012 stattfindet. Bis dahin sieht der Verein eine Menge Arbeit vor sich, die er mit viel Enthusiasmus und Zuversicht, von den Bonnern Unterstützung zu finden, angeht.

Neben Müller gehören vier weitere Mitglieder dem Vorstand an: Dr. Nicolai Besgen, Dr. Ulrich Gröschel, Peter Rothe sowie Olaf Salm. Außerdem hat der Vorstand ein Kuratorium einberufen, dessen Mitglieder den Zweck des Vereins positiv in der Öffentlichkeit vertreten sollen. Im Kuratorium sind alle regionalen Wirtschaftsverbände vertreten: IHK, Einzelhandelsverband, Kreishandwerkerschaft, Haus und Grund und die Volksbank Bonn Rhein-Sieg. Darüber hinaus gehören Persönlichkeiten aus dem Bonner Leben dem Kuratorium an. Zum Vorsitzenden des Kuratoriums hat der Vorstand Professor Dr. Hermann Zemlin vorgeschlagen, der auf der ersten Kuratoriumssitzung gewählt werden soll.

Jeder weiß, die Bonner haben für solche Projekte immer einen großzügig geöffneten Geldbeutel. Mit dieser offenen Planung weiß jeder, für was er spendet, dann gehört den Spendern immer ein Stück Rathaus und er kann sich damit identifizieren. Dann hört die Rathaus-Liebe niemals auf.

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