Daran sollte sich Emmanuel Macron ein Beispiel nehmen – Unter Charles de Gaulle verurteilte Frankreich die USA-Aggression gegen Vietnam

Charles de Gaulle, 1963. esarchiv, B 145 Bild-F015892-0010 / Ludwig Wegmann Beschreibung deutscher Fotograf Normdatei : Q109374788 VIAF: 18152501139410682865 GND: 1156657059 / CC-BY-SA

Berlin, BRD (Weltexpress). Während des USA-Krieges gegen Vietnam unterhielt Frankreich als einziger NATO-Staat zur DRV noch diplomatische Beziehungen auf der Ebene einer Botschaft. Großbritannien war durch einen Konsul vertreten. Frankreich, an dessen Spitze zu dieser Zeit Charles de Gaulle als Staatspräsident stand, spielte eine beträchtliche Rolle in den von Friedenskräften getragenen internationalen Bemühungen zur Beendigung des Krieges gegen Vietnam. Das ergab sich aus vielen Faktoren. De Gaulle hatte aus der Niederlage in Dien Bien Phu Schlussfolgerungen gezogen, 1960 den französischen Kolonien formal die Unabhängigkeit gewährt, 1962 den Krieg in Algerien beendet und dessen Unabhängigkeit anerkannt. Als Begründer der Politik der „Grande Nation“ trat de Gaulle vehement gegen den Führungsanspruch der USA in der NATO auf. Nicht zufällig erklärte er 1965, ein Jahr nach dem Beginn des USA-Luftkrieges gegen die DRV, den Austritt Frankreichs aus der militärischen Integration des Paktes und forderte, das Hauptquartier SHAPE aus Frankreich abzuziehen. Ab 1967 gab es nur noch eine kleine amerikanische Militärpräsenz im Lande.

Am spektakulärsten war, dass Frankreich ab 1967 GIs, die aus Protest gegen den Vietnamkrieg aus der US-Army desertierten, zwar kein regelrechtes Asylrecht gewährte, ihnen aber erlaubte, sich in Frankreich aufzuhalten und selbst einer Arbeit nachzugehen. Die Order dazu ging von de Gaulle persönlich aus. Als Verteidigungsminister Messmer auf einer Kabinettssitzung geltend machte, das könnte Präzedenzwirkung haben, antwortete ihm de Gaulle: „Haben die Amerikaner unsere Deserteure während des Algerienkrieges zurückgegeben? Nein! Nun, dann sind sie es, die den Präzedenzfall geschaffen haben; dann werden wir es auch nicht tun“.

Im französischen Klub in der Pariser Botschaft in Hanoi sprach man ziemlich offen davon, dass Paris nicht einverstanden war, dass die USA die verlorene Kolonie Indochina schluckten. Genau darauf hatte man in Washington spekuliert. Wer etwas tiefer sondierte, wusste, dass Frankreich schon seit 1950 den Krieg in Indochina nur noch mit amerikanischer Hilfe geführt hatte. Am 8. Mai dieses Jahres hatte Präsident Truman angekündigt, dass Frankreich für seinen Kampf in Indochina alle erforderliche Militär- und Wirtschaftshilfe erhalten werde. Noch im selben Jahr schloss Washington mit Paris einen „Vertrag über die gemeinsame Verteidigung Indochinas“, der aber seitens der USA eben darauf abzielte, Frankreich die ertragreiche Kolonie abzunehmen. Eine gemäß dem Abkommen in Saigon stationierte „Militärische Unterstützungs- und Beratergruppe der USA“ (MAAG) knüpfte bereits seit dieser Zeit intensive Kontakte zu den noch französischen Marionetten. Sollen die Franzosen sich dort ruhig verschleißen. Vietnam werde dann zu einer leichten Beute der USA werden, soll Präsident Eisenhower im Frühjahr 1954 im internen Kreis geäußert haben, als die Franzosen, die Niederlage in Dien Bien Phu vor Augen, händeringend um stärkere Unterstützung baten. Tabu war natürlich, dass die Regierung in Paris damals sogar um den Abwurf von Atombomben ersuchte. Jedenfalls machten die Franzosen die Amerikaner für ihre Niederlage in Dien Bien Phu mit, wenn nicht sogar hauptverantwortlich. Und so sah mancher Beobachter in Hanoi in der Haltung de Gaulles auch einen Racheakt.

Frankreich befürwortete offen die Aufnahme von Friedensverhandlungen, was dazu beitrug, dass Washington Paris als den von der DRV und der FNL Südvietnams vorgeschlagenen Verhandlungsort akzeptieren musste. Um die französische Position zu untermauern, forderte de Gaulle persönlich wiederholt mit Nachdruck den Abzug der amerikanischen Truppen aus Vietnam. Auf einer internationalen Pressekonferenz erklärte er am 21. Februar 1967: „Die Bedingungen des Friedens sind bekannt. Auf lokaler Ebene bedeuten sie die Einstellung jeder ausländischen Intervention und später die Neutralität des Landes.“

Anmerkung:

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