Dahinter darf es kein Zurück mehr geben – US-Präsident Trump erklärt: US-Kriege im Nahen Osten war die „schlechteste Entscheidung, die jemals in der Geschichte unseres Landes getroffen wurde”

Kriegsflugzeuge der Vereinigten Staaten von Amerika über einer Wüste aus Sand. © US Air Force

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Am 9. Oktober 2019 um 2:14 Uhr am Nachmittag hat der US-amerikanische Präsident Donald Trump mit einer bedeutenden Twitter-Nachricht auf die Vorwürfe gegen seinen Beschluss, die US-Truppen aus dem Norden Syriens zurückzuziehen, reagiert.

In dieser Nachricht war zu lesen: “The United States has spent EIGHT TRILLION DOLLARS fighting and policing in the Middle East. Thousands of our Great Soldiers have died or been badly wounded. Millions of people have died on the other side. GOING INTO THE MIDDLE EAST IS THE WORST DECISION EVER MADE IN THE HISTORY OF OUR COUNTRY! We went to war under a false & now disproven premise, WEAPONS OF MASS DESTRUCTION. There were NONE! Now we are slowly & carefully bringing our great soldiers & military home.”

Auszug aus einem Screenshot des Kanals von Donald J. Trump auf Twitter (2019-10-09). Quelle: Twitter

In deutscher Übersetzung heißt das: “Die Vereinigten Staaten haben 8 Billionen Dollar für den Kampf und die Polizeiaufgaben im Nahen Osten ausgegeben. Tausende unserer großartigen Soldaten sind gestorben oder wurden schwer verwundet. Millionen von Menschen sind auf der anderen Seite gestorben. In den Nahen Osten zu gehen ist die schlechteste Entscheidung, die jemals in der Geschichte unseres Landes getroffen wurde. Wir zogen unter einer falschen und jetzt widerlegten Prämisse in den Krieg, den Massenvernichtungswaffen. Es gab keine. Nun bringen wir unsere großartigen Soldaten und unser Militär langsam und vorsichtig nach Hause.”

In den Tagen nach dieser Twitter-Nachricht haben ein paar englischsprachige Medien, zum Beispiel die “Washington Post”, diese Mitteilung des Präsidenten zitiert, in der Regel aber mit scharfer Kritik am Präsidenten verbunden. In deutschsprachigen Medien war es bislang wohl alleine die Internetseite von RT-Deutsch, die am 11. Oktober berichtete und kommentierte.

Das ist (leider nicht) erstaunlich, sind die Aussagen von Donald Trump doch eine Sensation – und eigentlich müssten sie eine radikale Wende in der Weltpolitik einleiten. Nicht der Inhalt der Aussagen ist sensationell. Die Analyse der US-Kriege im Nahen Osten ist bei denen, die sich kritisch damit befasst haben, schon lange bekannt. Sensationell ist die Tatsache, dass diese Aussagen vom amtierenden US-Präsidenten kommen. Das hat es seit 2003 von keinem US-Präsidenten gegeben – und auch von keinem Regierungsverantwortlichen der US-Bündnispartner in Europa.

Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte – als er nicht mehr Kanzler war – vor ein paar Jahren eingestanden, dass der Angriffskrieg der Nato gegen die Bundesrepublik Jugoslawien während seiner Kanzlerschaft und unter deutscher Beteiligung im Jahr 1999 völkerrechtswidrig war. Darüber wird bis heute von den Verantwortlichen in der Nato hinweggegangen – obwohl Schröders Aussage stimmt und Konsequenzen für die Verantwortlichen folgen müssten. Bislang Fehlanzeige! Obwohl seit 1999 die Büchse der Pandorra geöffnet ist.

Ob die aktuellen Aussagen des US-Präsidenten Konsequenzen haben werden, bleibt abzuwarten. Sich darauf berufen aber kann nun jeder, dem der Wahnsinn der US-amerikanischen und der Nato-Kriege der vergangenen Jahre schon lange Zeit aufgestoßen ist und der immer wieder auf dieses Unrecht und die damit verbundenen Opfer und Zerstörungen aufmerksam gemacht hat. Die Aussagen von US-Präsident Donald Trump sollten auf großen Plakaten in jeder Stadt und in jedem Dorf eines jeden Nato-Staates aufgehängt werden. Und in jeder Stadt und in jedem Dorf jedes Landes im Nahen Osten. Und in jeder Stadt und in jedem Dorf aller Länder dieser Welt.

Wie wollen wir unsere Zukunft gestalten? Weiter wie in den vergangenen Jahren, immer weiter in Richtung Abgrund und Krieg? Oder in der Erkenntnis, dass jede Entscheidung eines jeden Landes für den Weg in den Krieg für jedes Land die «schlechteste Entscheidung, die jemals in der Geschichte unseres Landes getroffen wurde», sein würde?

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Karl-Jürgen Müller
Karl-Jürgen Müller ist Lehrer in Deutschland. Er unterrichtet die Fächer Deutsch, Geschichte und Gemeinschaftskunde. Er lebt in der Schweizerischen Eidgenossenschaft und schätzt die direkte Demokratie und politische Kultur in der Schweiz sehr.