Champions League Finalist FF Tyresö zieht sich aus der 1. Liga „Damallsvenskan“ zurück

Mannschaftsfoto FF Tyresö © Thao Ho / Energo East Sport AG

Der Verein FF Tyresö gilt als finanziell angeschlagen

Der Beschluss stammt von dem Unternehmen Tyresö Fußball AB, dass wiederum dem FF Tyresö als Firmeninhaber gehört. Nach der Niederlage im Lissabonner Finale der Königsklasse gegen den VfL Wolfsburg (3:4) hatten zahlreiche Weltklasse Spielerinnen und ihr Cheftrainer Tony Gustavsson die Mannschaft vom FF Tyresö verlassen. Der Verein ist finanziell angeschlagen und konnte Stars wie die fünfmalige Weltfußballerin Marta aus Brasilien nicht mehr finanzieren.  Das Regelwerk der Liga sieht für einen solchen Fall vor, dass sämtliche Spiele mit Beteiligung des FF Tyresö annulliert werden und eine neue Tabelle errechnet wird. Die Saison wird mit elf Mannschaften weitergespielt, und am Ende wird es lediglich nur einen Absteiger geben. Die Spielerinnen, die noch beim FF Tyresö unter Vertrag stehen, können mit sofortiger Wirkung Verhandlungen mit anderen Vereinen aufnehmen.

Der Firmeninhaber beabsichtigt nicht seine Juniorinnen zu verleihen

Das Verfahren im schwedischen Fußballverband ähnelt sportrechtlich dem Verlassen der 1. Frauenbundesliga vom ehemaligen Gründungsvereins SC 07 Bad Neuenahr, der ohne Punkte in die 2. Bundesliga Süd absteigen musste. Der Firmeninhaber Tyresö FF beabsichtigt aber im schwedischen Beispiel nicht, die Juniorinnen aus ihren Reihen an die Tyresö Fußball AB zu verleihen. Aus dem gleichen Grund ist ebenso das Team in die schwedische Spiel-F19 herausgezogen worden. Diese Entscheidung hat sofortige Wirkung. Die Spielerinnen, die derzeit Verträge mit Tyreso Fußball AB haben, sollen in der Lage sein, mit sofortiger Wirkung mit anderen Clubs zu verhandeln. Der Antrag des Unternehmens für die Erweiterung der Insolvenz steht immer noch, aber das Urteil in dieser Frage hat keinen Einfluss auf die weitere sportliche Aktivität des UWCL-Finalisten FF Tyreso.  Diese Mannschaft wird es nie mehr geben können.

Die Breitenarbeit der vielen Ehrenamtlichen in Tyresö kann gerettet werden

„Die Hauptsache ist jetzt, dass dem Verein Tyreso FF die Möglichkeit gegeben wird, seine Investitionen in die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen und ihrer Trainer, sowie auf zwei A-Teams des Vereins in der Division 3 South Svealand Männer und Division  1 South Svealand Frauen unbeirrt fortzusetzen,“ sagte Vereinspräsident Hans Lindberg.  Das wirtschaftliche Abspalten der Profiabteilung der Frauen vom Gesamtverein entsprach damals den Regularien der UEFA. Dadurch kann jetzt die Breitenarbeit der vielen Ehrenamtlichen gerettet werden. Das Experiment „Profifußball der Frauen“ ist dagegen im Stockholmer Vorort Tyresö formaljuristisch und sportrechtlich beendet worden. Das in Deutschland immer noch sehr populäre Sportmagazin „Kicker“ verkennt die eigentliche Lage.

Die Gehälter konnten in Tyresö nicht mehr gezahlt werden

Kicker online meint – Zitat: „Es ist eigentlich kaum zu glauben: Da erreicht ein Verein das Finale in der Champions League und ist nur wenige Tage später am Boden. Die (Finanz-)Lage bei Tyresö FF war freilich schon lange vor dem Königsklassen-Endspiel mehr als angespannt: Gehälter konnten nicht mehr gezahlt werden, weshalb viele Spielerinnen in der im April gestarteten Liga gar nicht mehr aufliefen. Den Saisonhöhepunkt in Lissabon wollten sich Marta & Co. dann aber doch nicht nehmen lassen.“  Das die Tyresö-Spielerinnen nur noch für Ruhm und Ehre sowie für den sportlichen Erfolg ihres beliebten Cheftrainers Tony Gustavsson spielten, verkennt der Kommentator des „Kicker“ trotz vieler Hindernisse die hohe sportliche Motivation der Weltklassespielerinnen nachhaltig.

In Schweden hat der Frauenfußball sportlich gesehen den selben Level wie in der Bundesliga

Das da eine der sympathischsten Frauenmannschaften in Europa gegen Europas leistungsstärkster und wohl in der Welt stärksten Vereinsmannschaft in „heldenhaftem Kampf“ verlor, vergisst der „Kicker“.  Etliche internationale Frauenfußball-Fachleute, die das Spiel vor Ort sehen konnten, waren tief beeindruckt von der Spielkunst beider Teams. In Schweden hat der Erstliga Frauenfußball sportlich gesehen den selben Level wie in Deutschland, nur es fehlen die breit aufgestellten Konzerne aus der IT-, Automobil- und Finanzwirtschaft, die im Frauenfußball als Sponsoren investieren. Oberflächlich gesehen reitet der „Kicker“ wie so viele Medienanbieter und Sportjournalisten auf einer niederschwelligen Empörungswelle. Zitat: „Mit 4:3 siegte der Titelverteidiger, drehte dabei einen 0:2-Rückstand. Die Schwedinnen waren am Boden zerstört. Es hätte der knallende Schlusspunkt einer großen Mannschaft werden sollen, stattdessen war das Spiel nicht weniger als der Sargnagel des Traditionsvereins.“ Hier irrt das deutsche Sportmagazin.

Am Schluss haben die Weltklassespielerinnen nur noch für Ruhm, Ehre und ihren Trainer gekämpft

Zwar bauen in der Bundesliga Konzerne wie Volkswagen, Allianz, Commerzbank und die Deutsche Telekom für erträgliche Minimal Summen erfolgreich ihren Sponsoren Einfluss weiter aus, versuchen die Entwicklungsdynamik des Kulturgut Frauenfußball zu monetarisieren, aber einen Sargnagel des mittelständisch geprägten Traditionsvereins FF Tyresö gibt es nicht. Fazit: Der Spielbetrieb der vom FF Tyresö ausgegliederten Profimannschaft wird ab sofort eingestellt. Die glorreiche Endspielmannschaft des FF Tyresö hat somit den Jugend- und Amateurmannschaften keinen Sargnagel geliefert. Der gleichzeitig schwedische Fußballverband hat gemäß seiner Statuten gehandelt. Ganz im Gegenteil: es wird wohl eher der Mythos von der sympathischsten Vereins-Frauenmannschaft entstehen, die es sportlich auf Weltniveau gebracht hat, zum Schluss nur noch für Ruhm und Ehre gegen mit Verlaub gesagt ein deutsches Erfolgsmodell aus einer Autostadt angetreten ist.

Für Fragen zu der Zukunft des Tyreso FF stehen Klub-Direktor Jimi Törnberg zur Verfügung: jimi.tornberg @ tyresoff.se
Für Fragen zur Tyreso Fußball AB steht der Vorsitzender Hans Lindberg zur Verfügung: hans.lindberg @ tyresoff.se

 

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