Berlin, Deutschland (Weltexpress). Am Donnerstag spielte Benne für Berliner und solche, die sich das zu werden mühen, in der obersten Etage des mehr oder weniger neuen Indigo-Hotels an der Mühlenstraße zwischen Berlins größter Mehrzweckhalle und dem Spree genannten gemütlichen Durchfluss, der sich an dieser Stelle verengt und nie mehr ist wie immer, um es mit Benne zu sagen.
Der als „Deutsch-Pop-Poet“ für die „Berlin Live Session“ genannte Veranstaltung Angekündigte durfte mit Gitarre und German Songs auf Bühnen mit Ryan Adams, Revolverheld und Adil Tawil auftreten. Hier im Hotel war es Bier. Carlsberg vom Dach.
Die dort „Gallery Rooftop Bar“ genannte Einrichtung ist großräumig und bietet nicht nur großzügige Ausblicke durch große Fensterfronten auf viel Häusermeer am Fluss, sondern auch zwei Dachterrassen sowie einen Weg draußen, der von der einen zur anderen führt.
Bei frühlingshaften Temperaturen und sehenswertem Sonnenuntergang mit wuchtigen Wolken sang Benne für die einen beachtliche und für die anderen belanglose Lieder (er sing sowas wie „ich atme ein, ich atme aus“ und so weiter, und keine Protestlieder), nett arrangiert, nett vorgetragen, nett musiziert sowie an diesem Donnerstagabend mit einem Schlag-, Tasten- und Saiteninstrument vorgetragen. Mehr nett geht nicht.
Oder doch! Denn dazu gab es Nettwurst im aufgebackenen und aufgeschlitzten Brötchen, jedenfalls war das keine typisch Berliner Schrippe, die mit Sauce Rot und Weiß sowie drei Sorten Zwiebeln ganz zuoberst gestopft wurde wie eine Gans. Die Alternative an diesem Abend war Stulle (im Neusprech der PR-Onkel-und-Tanten wurden die kulinarischen Grausamkeiten als „deutschen Tapas“ angekündigt). Zu Benne gab es keine.
Deswegen wechselte der Autor dieser Zeilen bei den einträglichen Liedermacher-Melodien von der Carlsberg genannten Allerweltsplörre des Brauereikonzerns mit Sitz in Kopenhagen zu einen unaufdringlichen Zweigelt aus der Habsburger-Zone. Diese Neuzüchtung aus zwei österreichischen autochthonen Rebsorten ist Musik für die Menge, mit der man offensichtlich meint, wenig falsch machen zu können. Die Originale heißen St. Laurent und Blaufränkisch. Benne braucht noch mehr Zeit zur Reife und widerspenstig Unangepasstheit, um eines zu werden.
Für nette Liederabende mit bundesdeutschem Befindlichkeitsgejammer der Marke Bennemusik im Mediaspree genannten Kiez der Kleingeister reicht das allemal aus. Feucht und fröhlich wird`s nur, wenn`s regnet, Bolschewikenwasser beispielsweise.
Richtig, Protestsongs werden anderswo gespielt und die echt geilen Drinks dürften in der „Gallery Rooftop Bar“ auch nicht zu finden sein.
Immerhin stehen schon Flaschen im Regal, die Heimatseite der Bar ist noch leer oder auch: „leider nicht verfügbar“.
Gallery Rooftop Bar
Adresse: Mühlenstraße 19, 10243 Berlin
Kontakt: Telefon: 030 2977206908
Heimatseite: gallery-rooftopbar.berlin