Hier tobt ein Familienzwist. Das homosexuelle, in die Jahre gekommene, schwule Pärchen George (Peter Rühring und Zaza (Hannes Fischer, er: Nachtclubbesitzer, „sie“: Travestiestar, fragen sich entsetzt „Was haben wir falsch gemacht?“, als ihr gemeinsamer Sohn Jean-Michel in die stockkonservative Politikerfamilie Dindon einheiraten will. Zara als Mutter ist nicht mehr tragbar, scheinbare Kompromisse entpuppen sich als Verleumdung und Verrat an der eigenen Identität. Zara haut auf den Tisch: Mit „I am what I am“, „Ich bin, was ich bin“, der Schwulen- und Travestiehymne der 80-er Jahre, gesungen unter anderem von Gloria Gaynor, wird ein Happy End eingeläutet, in dem der stockkonservative Le Pen-Verschnitt schließlich zähneknirschend in die Heirat einwilligen muss, um seinen Ruf nicht komplett zu zerstören.
„La Cage aux Folles“ entstand 1973 als Theaterstück mit Uraufführung in Paris. Hier begann sein Siegeszug rund um die Welt: als Oskargekrönte Hollywood-Verfilmung, Broadway-Musical mit 6 Tony-Awards, Berliner Uraufführung 1985 im „Theater des Westens“ mit Helmut Baumann als Zaza, anschließend Premiere im Londoner West-End. Als „Birdcage“ wurde es mit Robin Williams und Gene Hackman verfilmt. Premiere in der „Bar-jeder-Vernunft“ war im März 2014, gespielt wird noch zwei Wochen.
Eine glänzende Leistung des gesamten Ensembles inclusive Lifeband „Matthias und seine Wonderbras“! Das zelteigene Restaurant wird übrigens in „Josephines Restaurant“ einbezogen, die Gäste werden zu Protagonisten – eine hautnahe Inszenierung, die makabrerweise den Finger in die Wunde des „Pulses der Zeit“ legt, mit diesen immer ausufernderen, homophoben Auswüchsen der Mittelalter-Inquisition weltweit.
„Aus welchem Eis haben sie denn diesen Typen aufgetaut?“ – makaberte treffensd Heinz Buschkowskykürzlich in einem Interview zu einem ägyptischen Hassprediger in einer Berliner Moschee. In einer Welt, in der Homosexuelle immer noch schwerstens diskriminiert und sogar meuchelgemordet werden wegen ihrer sexuellen Ausrichtung hat „La Cage aux Folles“ leider überhaupt nichts von seiner Aktualität verloren – leider ganz im Gegenteil!
Der "Käfig voller Narren" läuft in der Bar jeder Vernunft nur noch bis zum 28. Februar 2015.