Berlin, Deutschland (Weltexpress). Der Berliner Jahn-Sportpark im Prenzlauer Berg ist seit 1995 Austragungsort des Endspiels um den Pokal des Berliner Berliner Fußballverbands. Im Zuge der Wiedervereinigung wurde am 29. Mai 1992 erstmals ein Gesamtberliner Pokalfinale ausgetragen. Es fand im Mommsenstadion statt und war eine alte Westberliner Paarung. Die Amateure von Hertha BSC siegten vor 1.418 Zuschauern mit 1:0 gegen die Reinickendorfer Füchse. In der darauffolgenden Saison schafften sie es bis in das Endspiel und verloren dort mit 0:1 gegen Bayer 04 Leverkusen. Unterbrochen wurde die Serie lediglich mit dem selben Austragungsort im Pokalfinale 2007. Es gewann seiner Zeit der 1. FC Union mit 7:0 gegen den Verbandsligisten Köpenicker SC im eigenen Stadion „An der Alten Försterei“.
So etwas wäre 17 Jahre später nicht mehr möglich. Dafür ist die Schere zwischen Amateur- und Profifußball zu weit auseinandergegangen. Der DFB will dem wenigstens ein bisschen entgegensteuern und hat 2016 den Pokaltag der Amateure ausgerufen. Zusammen mit der ARD werden die 21 Endspiele in drei Konferenzen live übertragen. Es klappt organisatorisch nicht immer, dass alle Begegnungen am selben Tag ausgetragen werden können. Im vergangenen Jahr war es möglich, 2019 mussten zwei Endspiele auf einen anderen Tag verlegt werden. Das Hessische und Badische Pokalfinale waren davon betroffen. Einmal weil der SV Wehen Wiesbaden gerade in Relegation um den Zweitligaaufstieg kämpft und die Partie Karlsruhe gegen Waldhof Mannheim wurde aus Sicherheitsgründen einen Tag später ausgetragen.
In der aktuellen Auflage war außerdem so, dass das Finale im DFB Pokal und der Finaltag der Amateure auf den selben Tag fielen. Während im Berliner Olympiastadion die letzten Vorbereitungen auf das große Finale zwischen dem FC Bayern München und RB Leipzig liefen wurde zur ungewöhnlichen Anstoßzeit 10:30 Uhr das Berliner Finale zwischen Tennis Borussia und dem FC Viktoria 1889 angepfiffen. Leiter der Partie war FIFA Schiedsrichter Felix Zwayer, der im Jahr zuvor das Finale Bayern gegen Eintracht Frankfurt geleitet hatte. In diesem Jahr war es für ihn etwas kleiner.
Der Jahn-Sportpark, das Wembley des Berliner Amateurfußballs, ist in die Jahre gekommen. Im Programm aus dem Jahre 2017, als der BFC Dynamo auf Viktoria traf, war zu lesen: „Eine Verlängerung der Betriebsgenehmigung, die am 1. Juni 2019 ausläuft, ist nahezu ausgeschlossen. Erhebliche Sicherheitsmängel und eine erhöhte Schadstoffbelastung lassen das nicht zu. Daher soll das Stadion bis spätestens 2020 abgerissen, neu gebaut und die Anlagen rundherum saniert werden.“
Das Berliner Pokalfinale 2019 war vorerst die letzte größere Sportveranstaltung, in Kürze sollen die Baumaßnahmen beginnen. Das Flutlicht ist bereits abmontiert, die vier architektonisch interessanten Masten – 1987 neu errichtet – umgeben jetzt das Stadionrund ohne eine Funktion zu haben. Flutlicht wurde nicht benötigt, selbst bei Verlängerung und Elfmeterschießen hätte das Tageslicht ausgereicht. Trotz der ungewöhnlich frühen Zeit waren offiziell 2.712 zahlende Interessenten erschienen, darunter auch Anhänger der Münchner Bayern und von RB Leipzig.
Oberliga (5. Spielklasse) gegen Regionalliga ( 4. Spielklasse) lautete die Paarung. Während in der Regionalliga größtenteils die Vereine unter Profi-Bedingungen arbeiten, ist bis auf wenige Ausnahmen eine Amateurveranstaltung. Tennis Borussia ist eine dieser Ausnahmen, der Verein wollte eigentlich in dieser Saison in die Regionalliga aufsteigen, scheiterte aber mit diesem Vorhaben. Bereits zwei Spieltage vor dem Saisonende liegt Lichtenberg 47 uneinholbar an der Tabellenspitze. Ein Sieg im Pokal, verbunden mit der Antrittsprämie von über 100.000 EUR für die 1. Hauptrunde im kommenden DFB-Pokal, hätten ein bisschen versöhnen können, für das verpasste Saisonziel.
Daraus wurde nichts, knapp aber verdient setzte sich höherklassige Regionalligist durch. Der Deutsche Meister von 1894 (das war vor der DFB Gründung) sowie der Jahre 1908 und 1911 gewann das Spiel mit 1:0. Die Tennis Borussen, mit den Ex-Profis Karim Benyamina und Thiago Rockenbach da Silva im Sturm entwickelten zu wenig Durchschlagskraft, um die gut gestaffelte Abwehr des FC Viktoria zu überwinden. Der Trainer von Tennis Borussia, brachte nach dem Spiel auf den Punkt. „Insgesamt haben wir und einfach zu wenig Torchancen erspielt.“ In der ersten Halbzeit war Viktorias Torwart und Mannschaftskapitän Stephan Flauder fast beschäftigungslos.
In der zweiten Halbzeit bleib das Bild unverändert. Viktoria gestattete dem Gegner nicht einmal einen Eckball. Allerdings wollte und wollte das Tor für Viktoria nicht fallen. In der 81. Minute war es endlich soweit, Rafael Brand konnte Ertugul Aktas im Tor überwinden, genauso sehenswert war die Vorarbeit von Timo Gebhart. Der Ex-VfB Kapitän und Erstligaspieler kam in der Winterpause. Zuvor hatten einige Spieler den Verein verlassen, es läuft ein Insolvenzverfahren. Die Mannschaft bliebt stark genug, trotz eines Abzugs von neun Punkten, die Klasse sicher zu halten. Da kommt die Antrittsprämie auch aus diesem Grund sehr gelegen.
Betreut wird Viktoria von Alexander Arsovic, der erst vor wenigen Wochen vom Co. zum Cheftrainer befördert wurde. Der alles andere als erfolglose Trainer Jörg Goslar wurde zunächst mitgeteilt, dass sein Vertrag nicht verlängert wird, dann folgte doch die Freistellung. Er hat großen Anteil an dem Erfolg. So fand Arsovic Worte des Danks für seinen ehemaligen Chef. Die Pressekonferenz fing wegen Ihm verspätet an, im Überschwang wurde er in der Kabine mit Bier geduscht und hatte keine Ersatzklamotten dabei.
Am Abend spielten die Profis im Olympiastadion das Finale im DFB-Pokal aus. Zu Gast war der FIFA-Präsident. Die große Überraschung blieb aus, der FC Bayern München holte sich den zweiten Titel der Saison und der gebürtige Berliner Nico Kovac stellte dabei einen kleinen Trainer-Rekord auf. Er gewann zweimal hintereinander den Pokal mit unterschiedlichen Mannschaften. Im vergangenen Jahr schlug er mit Eintracht Frankfurt die Bayern, jetzt war als Bayern-Trainer siegreich. Beide boten ein sehenswertes Fußballspiel, für RB Leipzig bewahrheitete sich die Binsenweisheit, wer keine Tore schießt kann unmöglich ein Spiel gewinnen.