Die Co-Trainer Hartmut Nickel und Vince Malette nahmen hinter der Bande Platz. Cheftrainer Don Jackson saß noch im Interkontinental-Flieger, der sich beim Anflug auf Tegel wegen Winterwetter verspätete. Jackson flog zu seiner Familie, weil seine Tochter krank wurde. Also schickten die Co-Trainer die erste Reihe als "Starting Six" aufs Eis. Rob Zepp hütete das Tor. Richie Regehr, Constantin Braun, TJ Mulock, André Rankel und Alexander Weiß kreutzen vor ihm quer. Dann war schon wieder Schluß. Nach 19 Sekunden warfen die Schiedsrichter einen Blick auf den Bildschirm, bemühten die Hintertorkamera. Doch der Jubel blieb aus.
Auch noch nach drei Minuten, als Ryan Ramsay aus halblinker Position Zepp im Eisbären-Tor prüfte. Der Puk flog rechts am Tor vorbei. Wir notieren in der siebten Minute die erste Strafzeit. Wegen Haltens muß Matt Pettinger zwei Minuten entspannen. Dem Hai folgt eine Minute später ein Eisbär. Andrè Rankel wird wegen hohen Stocks bestraft.
Heute ist wohl auf der Strafbank mehr los als vorm Tor? Richtig, Ramsay muß 2 Minuten absitzen wegen unkorrekten Verhaltens im Knäuel vor dem Kasten von Zepp. Die nächste Strafzeit bekommt Mulock aufgebrummt wegen hohen Stocks. Gesehen haben wir das zwar nicht, waren aber auch nicht näher dran als Schiedsrichter Christian Oswald vom ESV Kaufbeuren.
Endlich wieder ein Torschuß. Weil die Haie nicht nah genug rankommen, beißen sie aus der Entfernung. Doch der Weitschuß aus erneut halblinker Position ist wiederum kein Problem für Zepp. Das zerfahrene Spiel setzt sich fort mit dem Sünderspiel. Chris Lee muß für 2 Minuten wegen Stockchecks auf die Bank (16.). In den letzten S
ekunden sehen wir noch eine schöne Einzelleistung von Steve Walker, den Topscorer der Eisbären. Doch seinem neunten Tor folgt kein zehntes und auch eine 21 vorlage will nicht rausspringen beim Umkurven zweier, dreier Haie. Die Sirene ertönt und wir können wenigstens aufspringen nach 20 Minuten Sitzen.
Und wir nehmen noch nicht Platz, da fällt das erste Tor des Tages in der großen Mehrzweckhalle am Ostbahnhof. 1:0 für die Haie (21.), heißt es. Andächtige Stille kommt zwar bei den Fans in der Kurve nicht auf, doch deren Gesänge in die Ohren der Männer auf Kufen auch nicht rein. Nach fünf Minuten im zweiten Drittel beschauen wir ein schönes Solo von Florian Busch. Er schafft es bis wenige Zentimeter vor das Tor des Gegners. Auch der Puck kommt nicht weiter. Auch ein gut vorgetragener Angriff der Haie bleibt ungenutzt (27.).
Dafür hört sich wenig später Greg Claaßen den angespielten Song "Streicheleinheiten" von Rainhard Fendrich an. sie ahnen es: zwei Minuten Strafzeit gegen den Hai., der einen Eisbären behinderte. Die behindert sich aber auch selber und so schreiben wir statt Tore weiter Strafzeiten auf. Daniel Sparre ruht zwei Minuten wegen Hakens aus. Die Haie Sparre, die Eisbären ohne Fortune.
Erst als Rotesten Ankert für zwei Minuten vom Eis geschickt wird, fällt der lang ersehnte Ausgleich durch Stefan Ustorf nach Vorarbeit von Derrick Walser und Sven Felski. Weitere Tore fallen im zweiten Drittel nicht. Allerdings muß Felsi wegen Behinderung noch runter vom Eis (38.).
Das dritte Drittel beginnt, wie das letzte endete. Strafzeit für die Eisbären gegen Konstantin Braun wegen Beinstellens (41.). Wenn wir über Strafzeiten schreiben, werden wenigstens mehr Spieler erwähnt, als wenn wir über Tore berichten würden, die nicht fallen wollen, obwohl sich wenigstens die Gastgeben bemühen.
Mirko Lüdemann muß wegen Crosschecks vom Eis geschickt. EHC- und Dynamo-Rufe hallen durch die runden Ränge. Was soll man auch sonst rufen?! Vor 13.900 Zuschauern ist Jens Baxmann der nächste. Wegen Bandenchecks checkt er auf der Strafbank für zwei Minuten ein (50.). Zuvor begab sich Jackson, der am Ende des zweiten Drittels die Partie von oben aus sah, zu seinen Spielern und betreut jetzt auf Augenhöhe.
Ramsey hilft das wenig. Zwei Strafminuten wegen hohen Stocks (53.). Wenig später hält Danny Aus den Birken, den wir wegen seinen ungewöhnlichen Namens erwähnen, auch wenn er keine Strafzeit absitzen muß sondern das Tor der Haie hütet, zwei Schüsse. Rankel versucht es frei vorm Tor (55.) und Walser aus der Ferne (56.).
Schluß, aus und noch nicht vorbei. Der Schiedsrichter gewährt Verlängerung und nur noch vier Spieler je Mannschaft laufen auf Schlittschuhen über das stille Eis. Das und die Eisbären-Fans ruhen so sehr, so daß wir erstmals Haie-Rufe hören. Hauchdünn zwar, aber immerhin! Das deutliche Übergewicht der Eisbären in der Overtime will sich nicht in Tore ummünzen lassen.
Dann muß es das Penaltyschießen bringen: Tore. Die Eisbären beginnen: Steve Walker trifft. Doch auch Matt Pettingern trifft. Denis Pederson trifft nicht, dafü Philip Gogulla. Und dann läuft Sven Felski an und trifft auch nicht. Endlich ist das Spiel vorbei, daß die Kölner Haie mit 2:1 gewinnen.
Auf der anschließenden Pressekonferenz, an der ausnahmsweise alle drei Eisbären-Trainer teilnahmen, sprach Jackson das Übel an: „Ums Tor herum ist die Leistung gut, davor aber nicht“, sagte Jackson und monierte, dass der Torhüter der Haie jeden Schuss gesehen habe.