"Ob ich spielen werde trotz meiner Kniebeschwerden?- Unbedingt. Das ist Champions League. Da musst du derartige Probleme einfach vergessen", erklärte Berlins Kapitän Scott Touzinsky vor dem ersten Ballwechsel.
Eine durch und durch professionelle Einstellung des US-Olympiasiegers von Peking 2008. Die natürlich der Linie von Cheftrainer Mark Lebedew entspricht. Der Vorgesetzte Touzinskys beorderte daher trotz der nicht gerade Furcht einflößenden CL-Bilanz des Teams von der Adria die aktuell stärkste Formation aufs Feld: Neben Touzinsky also Kawika Shoij, Felix Fischer, Tomas Kmet, Martin Krystof, Aleksandar Spirovski und den seit Wochen in Topform schmetternden Robert Kromm.
Lebedew signalisierte damit unmissverständlich, den Gegner auf keinen Fall auf die leichte Schulter zu nehmen. Und er verwies namentlich auf Budvas Diagonalangreifer Oliver Venno. Der lange Este hatte zwei Jahre für Rekordmeister VfB Friedrichshafen jede Menge Punkte verbucht. Und den Berlinern fast immer "immense Probleme" bereitet. Und der Australier wusste natürlich auch, dass der Gast ebenfalls einen mit Olympiagold dekorierten Akteur in seinen Reihen hat. Der 35-jährige Zuspieler Velijko Petrovic stand 2000 in Sydney als back up für Grbic im jugoslawischen Team, das überraschend Gold gewann.
Dass Budvas Cheftrainer Reljic seinen berühmtesten und erfahrensten Spieler bereits Mitte des ersten Durchganges auf die Bank holte, war der Beweis für den in jeder Hinsicht überzeugenden Start der Hausherren. Die BR Volleys waren in Block und Feldabwehr bestens auf Venno eingestellt. Setzten die Annahme des Gegners erfolgreich unter Druck und schlossen die eigenen Angriffe mit deutlich mehr Power und weit effektiver ab.
Der fast schon deklassierende Neun-Punkte-Vorteil Berlins löste zwei völlig unterschiedliche Reaktionen aus. Budva – weiter ohne Kapitän Petkovic – war mit einem Male hellwach und fokussiert, während die Gastgeber ihre Souveränität urplötzlich verloren hatten. Sie lagen erst zwei Zähler – 14:16 – zurück und kassierten bei 17:22 einen vorentscheidenden Rückstand.
Venno hatte sich besser einjustiert, der hohe Gästeblock (2,08 bzw. 2,02 m) war aufmerksamer und auch die Feldabwehr der Montenegriner, die seit 2006 einen eigenständigen Verband inklusive Nationalmannschaft haben, ließ die Bälle nicht ohne weiteres auf den Boden. So entwickelte sich im dritten Satz ein enges Match mit langen und sehenswerten Ballwechseln.
Kromm und Co. lagen mehrfach mit zwei Punkten vorn, vermochten aber den mit vier Serben antretenden Gegner erst bei 20:16 abzuschütteln. Ein cooler Ballwischer – Zuspiel-Finte – von Berlins Spielmacher, US-Hawaianer und Sympathie-Träger Shoji ergab den 25:19-Satzgewinn.
Damit hatte Budva, das in der nationalen Liga gegen lediglich drei Mitbewerber bislang bei drei 3:0-Erfolgen nie auf diesem Level gefordert wird, sein Pulver verschossen. Berlin setzte sich schon bei 8:2 klar ab. Für den bis dahin zweitbesten Volley-Angreifer Spirovski bekam der Australier Paul Carroll Spielpraxis.
Topscorer Robert Kromm (19 Punkte) meinte: "Budva hatte im zweiten Satz etwas umgestellt und wir den Beginn etwas verschlafen. Aber wir sind ruhig geblieben und konnten den zweiten Satzverlust vermeiden. Gut, dass wir jetzt mal zwei Tage frei haben, denn das Programm von Spielen und Reisen schlaucht ganz schön. Ich hab ja in letzter Zeit nur ein Mal gegen Dresden ausgesetzt. Ob ich gegen Bühl spiele?- Keine Ahnung. Ich will eigentlich immer spielen, aber das entscheidet der Trainer."
Gästetrainer Sinisa Reljic sagte: "Schade, unser Ziel war durch den zweiten Satzgewinn zumindest einen Punkt für die Tabelle zu holen. Das war im dritten Satz möglich. Doch dann war unsere Annahme wieder zu schwach. Wobei wir eben zuhause keine Gegner auf diesem Niveau haben. Im Rückspiel rechnen wir mit etwa 1200 Zuschauern und wollen auf jeden Fall besser als hier spielen."
BR-Trainer Mark Lebedew: "Wichtig war, dass wir den Punktverlust (3:2-Sieg gäbe nur zwei statt drei Punkte für die Tabelle/d.A.) vermeiden konnten und so den zweiten Rang gefestigt haben. Im zweiten Durchgang war unsere Annahme nicht stabil genug und auch das eigene Servicespiel war nicht optimal. So waren wir im dritten anfangs etwas nervös. Doch Spirovski und Kmet haben uns dann im richtigen Moment mit guten Aufschlägen geholfen."
Samstag Bundesliga auswärts(Düren), Dienstag Champions League Heimspiel (Budva), Sonntag Bundesliga Heimspiel (Bühl) und Mittwoch Champions League Rückspiel in Budva – der Reise- und Wettkampf-Marathon für die Volleys geht weiter. Egal, ob Knie, Schulter, Daumen oder der Kopf mal eine Pause nötig hätten…