"Es ist ein Kampf zwischen einem traditionellen arabischen Sicherheitsapparat und einer neuen Generation Araber, die sich nicht mehr einschüchtern lässt. Ihre Waffen sind das Internet, die Blogs, das soziale Netzwerk Facebook, das in der arabischen Welt mehr Leser hat als die Tageszeitungen und der Kurznachrichtendienst Twitter. Was in der tunesischen Revolte zum Einsatz kam, das hat in Ägypten schnell Schule gemacht", schreibt Karim El-Gawhary in der taz (www.taz.de).
Die alte Macht ist nicht in der Lage, alle Straßen, Ecken und Plätze der 18-Millionen-Metropole Kairo zu kontrollieren und zu sichern. Dort wo sie nicht sind, die prügelnden Polizisten des über 30 Jahre währenden Polizei- und Folterregimes des Mubarak-Clans, treffen sich Oppositionellen. Mit Tränengas und Wasserwerfern können die Herrschenden mit äußerster Brutalität die aufbegehrende Jugend, das Volk vom Tahrir-Platz, dem Platz der Befreiung, im Zentrum Kairos vertrieben, doch Kairo hat viele Plätze. Und Kairo kommt nicht zur Ruhe. Das Feuer der Revolte hat auch das Land am Nil erfaßt.
Ägypen kommt nicht zur Ruhe. In vielen Städten brennen nicht nur Autorreifen und Autor, es brenen die Häuser des Regimes. Überalle kommen sie aus ihren Häusern, Fabriken und Büros, Muslimbrüder, Linke, Nasseristen und viele "normale" Bürger aus der Mittelschicht, die sich noch nie für Politik interessiert haben. "Tunesien ist die Lösung", rufen sie und wollen mehr Freiheit, mehr Rechte, mehr Wohlstand.
Spiegel-Online (www.spiegel.de) berichtet: "Die ägyptische Opposition trotzt dem Demonstrationsverbot und massivem Polizeieinsatz. Tausende Menschen gingen am Mittwoch in Kairo und anderen Städten erneut auf die Straße und forderten den Rücktritt des greisen, seit 1982 autoritär regierenden Präsidenten Husni Mubarak." In der Kanal-Hafenstadt Suez wurden nach Angaben von Ärzten 55 Demonstranten verletzt. Auch 15 Polizisten hätten durch Steinwürfe der Demonstranten Verletzungen erlitten, wie Spiegel-Online unter Berufung auf verschiedene Nachrichtenagenturen am Mittwochabend mitteilt: " Protestler zündeten in der Stadt laut Augenzeugenberichten ein Gebäude der Stadtverwaltung an. Die Demonstranten hätten das Gebäude mit Molotowcocktails beworfen, berichteten die Augenzeugen."
Zwei Tage in Folge gehen Massen von Meschen auf die Straße. So viele waren es noch nie und noch nie konnte das Volk gegen die brutale Repression der Herrschenden zwei Tage hintereinander es wagen, das freie Wort als freie Menschen laut und öffentlich in die Welt hinaus zu rufen. Schon jetzt ist die Revolte in Arabien historisch! Sie wird in die Geschichtsbücher eingehen.
Jetzt ist die Zeit, in der einige arabische Länder, einige arabische Gesellschaften den Schritt in eine moderne, aufgeklärte Welt- in eine Welt die wir kennen- und schätzen gelernt haben – wagen wollen und mit unserer Hilfe wagen können. Wer jetzt in Europa und Amerika diesen der Zukunft zugewandten, fortschrittlichen Kräften die Hand reicht, der wird künftig einen dankbaren, verläßlichen wie stabilen demokratischen Partner an seiner Seite haben, der uns die Hand reicht.
Nicht nur US-Außenministerin Hillary Clinton muß angesichts der fortdauernden Proteste in Ägypten zu Reformen in diesem arabischen Land aufrufen, sondern auch US-Präsident Barack Obama. Nicht nur Clinton sondern auch Obama müssen an die Behörden, an die Verantwortlichen, appellieren, friedliche Demonstrationen und den Zugang zu sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter zuzulassen. Rede- und Meinungsfreiheit für Tunesien, Ägyptgen und andere arabische Länder.
"Wir unterstützen die universellen Rechte des ägyptischen Volkes, was das Recht auf Meinungsfreiheit und Versammlung einschließt", sagte Clinton nach einem Treffen mit dem jordanischen Außenminister Nasser Judeh. Die Regierung Ägyptens habe jetzt "eine wichtige Gelegenheit, politische, wirtschaftliche und soziale Reformen umzusetzen, um den legitimen Bedürfnissen und Interessen den ägyptischen Volkes zu entsprechen", sagte die Ministerin. Es ist an der Zeit, daß auch Obama diese Worte wählt.
Bundesaußenminster Westerwelle und Bundeskanzlerin Merkel sollten nicht warten, bis es für diese Formulierungen zu spät ist. Die mehr als 80 Millionen Einwohner Ägyptens werden statt Willkür bei Justiz und Polizei, Folter und Misshandlungen auf bürgerliche Freiheiten drängen, die Errungenschaften der französischen Revolution fordern und verwirklichen. Wer jetzt nicht an der Seite des Fortschritts steht, wird auch in der arabischen Welt künftig zu spät kommen.
Wir vom WELTEXPRESS wissen, was die Stunde geschlagen hat: Wir arbeiten an einer arabsichen Ausgabe!
Mit Material von dpa, RIA Novosti, taz und Spiegel-Online.