Berlin, Deutschland (Weltexpress). Vor kurzem hat der Industriekreis Erdgas-Mobilität zum dritten CNG Mobility Day nach Berlin eingeladen. Aufgezeigt wurde, welch hohes Potenzial Erdgas (CNG – Compressed Natural Gas –) für den Verkehr heute, aber auch in Zukunft haben kann. Beispielsweise Seat hat das längst erkannt und bietet bereits in den Baureihen Ibiza und Leon Ergas-Versionen an. Jetzt kommt mit dem Arona 1.0 TGI das nächste Erdgas-Fahrzeug des spanischen Herstellers hinzu.
Gegenwärtig ist der einst so geliebte Dieselmotor ob seiner Abgase in der Ächtung. Das ist so nicht gerechtfertigt, doch erzeugt die Androhung von Fahrverboten eine große Unsicherheit bei den Autofahrern. Inzwischen stehen sowohl mit Diesel angetriebene Neufahrzeuge als auch Gebrauchte auf den Höfen der Händler, die nun enorme Wertverluste verkraften sollen. Alternativen sind gesucht, und das sind nicht unbedingt die Benziner, die viel mehr CO2 ausstoßen als die Dieselfahrzeuge.
Antriebe mit Erdgas sind solche Alternativen. Es gibt sie mit mono- oder bivalentem Gasantrieb, die entweder ausschließlich mit Erdgas betrieben werden oder mit einem zusätzlichen Benziner ausgerüstet sind. Mit bivalentem Antrieb verfügen sie über eine deutlich größere Reichweite und die Sicherheit, weiter fahren zu können, wenn nicht rechtzeitig eine Erdgas-Tankstelle erreicht werden kann.
Erdgas erzeugt bei der Verbrennung im Motor kaum Partikel und emittiert deutlich weniger Stickoxide und Kohlenwasserstoffe als Benzin oder Diesel. Beispielsweise liegt der Anteil von Stickoxiden im Abgas um 96 Prozent niedriger als der eines Euro-6-Dieselmotors. So ist es nur logisch, dass die Bundesregierung den Kraftstoff Erdgas steuerlich weiter subventioniert – zunächst bis zum Jahr 2024.
Der Energiegehalt von einem Kilogramm Erdgas, das im vergangenen Jahr im Durchschnitt 1,10 Euro kostete und an rund 850 Tankstellen deutschlandweit verfügbar ist, entspricht etwa 1,5 Litern Super oder 1,3 Litern Dieselkraftstoff. Für zehn Euro kommt man heute mit einem Benziner 141 Kilometer weit, mit dem gleichen Fahrzeug und Dieselmotor 186 Kilometer weit und mit der CNG-Version dieses Fahrzeugs unschlagbare 252 Kilometer weit.
Und um Erdgas einsetzen zu können, muss die Technik der Verbrennungsmotoren nur marginal geändert werden. Bei bivalenten Modellen wird immer im Benzin-Modus gestartet. Die Umschaltung von Benzin zu Erdgas erfolgt entweder von Hand oder automatisch. Das bedeutet, dass das System erkennt, wenn der Erdgas-Vorrat zur Neige geht. Es schaltet dann von selbst auf Benzinbetrieb um.
Die Reichweite richtet sich nach der Anzahl der verwendeten Tanks, die heute zumeist unterflur installiert sind und somit keine Laderaum-Kapazitäten beanspruchen. Werden beide Kraftstoff-Varianten komplett genutzt, ergibt sich eine Reichweite von oft mehr als 1000 Kilometern.
Das Tanken funktioniert ähnlich wie beim Benziner. Der Doppelschlauch ist mit wenigen Handgriffen angeschlossen und verriegelt – dann startet der automatische Tankvorgang. Ein nicht zu überhörendes Signal zeigt an, dass der Schlauch wieder entfernt werden kann.
Ein Problem ist derzeit das noch zu dünne Tankstellen-Netz. Deshalb sind in Deutschland aktuell auch nur rund 100 000 Erdgas-Mobile unterwegs. In Italien fahren über eine Million dieser Fahrzeuge – dort gibt es eben ein dichtes CNG-Tankstellen-Netz. Nun wird versprochen, dass in Deutschland mittelfristig mit mehr als 2000 weiteren Tankstellen für Erdgas gerechnet werden kann.
Der neue Arona TGI nun, das weltweit erste SUV seiner Klasse mit Erdgasantrieb, wird von einem 1,0-Liter-Dreizylinder-Motor befeuert, der 66 kW/90 PS leistet. Seine drei CNG-Tanks fassen insgesamt 13,8 Kilogramm CNG, die rund 16 Euro kosten und eine Reichweite von etwa 360 Kilometern sichern. Doch der Arona TGI ist bivalent – er hat auch einen Benzin-Tank, der neun Liter Otto-Kraftstoff fasst. Damit lassen sich zusätzliche 140 Kilometer zurücklegen.
Der Motor liefert ein maximales Drehmoment von 160 Nm zwischen 1900 und 3500 U/min. Damit treibt er den Kleinen auf eine Höchstgeschwindigkeit von 177 km/h, und er beschleunigt ihn in 13,2 Sekunden von Null auf Tempo 100. In punkto Ausstattung gibt es keine Unterschiede zwischen dem rein mit Benzin getriebenen Arona und der Erdgas-Version.