Auf dem Dach Europas – Ferien ohne Auto in der Jungfrau-Region: Frühstück mit 007, spektakuläre Wasserfälle, Erich von Dänikens Mystery Park und Europas höchster mit der Bahn zu erreichender Punkt im ewigen Eis

Ein „Muss“ ist im „Piz Gloria“ auf dem Schilthorn (2970 m) ein „James-Bond-Frühstück“ mit Champagner, Filmausschnitt inklusive.

Ein bisschen mulmig kann einem schon werden. Immerhin liegt Mürren in einer luftigen Höhe von 1650 Metern, umgeben vom weltbekannten Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau, die berühmte Eiger-Nordwand direkt vor Augen. Ein Dorf mit rund 400 Einwohnern und 2000 Gästebetten. Als die Engländer den Ort im 19. Jahrhundert als Sommerfrische entdeckten, baute man die ersten Hotels noch mit Hilfe von Mauleseln als Lastenträger. Heute übernehmen das Hubschrauber und die Bergbahnen mit ihrem Gepäckanhänger. Eine Feuerwehr existiert in Mürren, aber keine Polizei. „Die brauchen wir nicht“, erklärt Irene Rüfenacht vom Tourismusamt. „Einbrecher gibt es nicht. Wie wollen die die Beute wegschaffen? Mit der Bahn? Die fährt nur bis 21 Uhr.“

Mürren ist eines von neun Schweizer autofreien Dörfern, das, wie ein Adlerhorst auf einen Felsvorsprung gekuschelt, eine ideale Ausgangsposition für Urlaub in der Schweiz hat. Obwohl das mit Qualitätsgütesiegel ausgezeichnete Hotel Edelweiß ein reichhaltiges Frühstücksbuffet bereit hält, entschließen sich seine Gäste für einen ersten Höhepunkt. Mit der Schilthornbahn geht es von Mürren in 20 Minuten ins Drehrestaurant „Piz Gloria“ auf dem Schilthorn (2970 m) zu einem James-Bond-Frühstück. Das imposante Alpenpanorama bildete 1968/69 die Kulisse für den Bond-Film „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“. Wie sich die spektakulären Abenteuer abspielten, bei denen das „Piz Gloria“ in die Luft gejagt wurde, zeigt rasant das Touristorama.

Zweites Highlight sind die beleuchteten Trümmelbachfälle im Innern des Schwarzen Mönchs bei Lauterbrunnen. Zehn Gletscherwasserfälle donnern mit rund 20.000 Liter Wasser pro Sekunde zu Tal. Ein gigantisches Spektakel. Nebenbei erfährt man, dass der Staubbachfall in Lauterbrunnen Goethe zu seinem „Gesang der Geister über den Wassern“ inspirierte. Im Ganzen rauschen im Lauterbrunnental 72 Wasserfälle von den oft 600 Meter hohen Felswänden, Fluh genannt, hinab.

Bei schönem Wetter sollte man die Gegend erwandern. Bei nicht so gutem bieten sich diverse Attraktionen. Erich von Däniken hatte die Idee für den „Mystery Park“ (www.mysterypark.ch) in Interlaken zwischen Brienzer und Thuner See. Vom Bahnhof Interlaken-Ost fährt regelmäßig ein Shuttle-Bus. Der Park lädt den Besucher ein, die ungeklärten Phänomene dieser Welt, Stonehenge, die Pyramiden, Nazca in Peru, die Kultur der Maya, dreidimensional und interaktiv zu entdecken, ohne wirklich eine Antwort zu bekommen. Vorübergehend geschlossen, ist er nun wieder zugänglich.

Die Hauptattraktion jedoch, die jedes Jahr 650.000 Menschen besuchen, ist das Jungfraujoch, auch wenn man für die Bahnfahrt über 100 Euro berappen muss. Wer aber einmal oben war auf 3454 Meter, „top of Europe“, auf der höchst gelegenen Bahnstation Europas, der wird sich gern erinnern. Allein die Ausblicke während der Fahrt – auf Wasserfälle, bizarre Felsnasen, Eiswelten. Ja, sogar Stopps an den markanten Punkten Eigernordwand (2865 m) und Eismeer (3160 m), um den Blick mit der Kamera einzufangen. Schönes Wetter vorausgesetzt, ist das Erlebnis Jungfraujoch unvergesslich: eine Wanderung durch ewigen Schnee und Eis, die Aussicht auf das Unesco-Weltnaturerbe Aletschgletscher, mit 22 Kilometer der längste Eisstrom in Kontinentaleuropa, ein Gang durch den Eispalast mit seinen unvergänglichen Eisskulpturen, eine Hundeschlittenpartie oder ganz einfach sich freuen mit der multikulturellen Gesellschaft aus aller Welt, Inder mit dem Turban der Sikhs, Inderinnen in bunten Saris, die sich hier ein fröhliches Stelldichein geben.

Info: Gratis-Tel. (00800)10020030 und www.MySwitzerland.com; www.interlakentourism.ch; www.jungfraubahn.ch

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