„Auch an Krisenherden wird gekocht“ oder „Israelisch kochen“

© Verlag Die Werkstatt

In einem Buch, einem „Kochbuch“, das den Untertitel „Gerichte und ihre Geschichte trägt, beginnt es damit, dass die Autoren einen Mann aus dem Libanon zu Wort kommen lassen, der meint, dass Israelis auf Hummus, Falaffel und Tabule, die alle drei libanesische Spezialitäten seien, das Zeichen „Made in Israel“ gerate und Israel diese Marken besetze „wie die Golanhöhen“ (S. 7). Doch die Autoren sind der Meinung, dass dieses Streit um Marken so unappetitlich sei wie der, „ob es einen israelischen Staat“ geben dürfe. Keine Frage. Die Existenz Israels ist Fakt, „wenn auch bei einem Teil seiner Nachbarn nicht gern gesehen“. Bei einem Teil? Dieser Teil ist ziemlich groß, würde ich meinen. Palästina war kein Land ohne Volk. Dort lebten Palästinenser. Und die Juden sind kein Volk ohne Land. Die Gottesanbeter dieser Coleur drangen mit Feuerwasser und Feurstöcken nach Palästina ein, raubten auch mit Perlen und Penunzen den Palästinenser, die dort lebten, das Land. Die Erfahrungen der Shoa liessen sie als Nakba den Palästinensern angedeihen.

Nach der widerrechtlichen wie widerwärtigen Gründung des Staates Israel, folgten mit der Aufrüstung durch die USA, aber auch durch die BRD, die Einwanderer. Wellen von Wanderern und Waffen wurden organisiert und in Israel abgesetzt. Alle mussten irgendwie auf Jude machen und Hebräisch lernen. Koch konnten Sie weiter wie zuhause in Arizona oder Sibirien.
Keine Frage: Israel ist ein Siedlerstaat, der sich als „Jüdischer Staat“ ausgibt und alle Nachbarn atomar bedroht. Israel ist ein kriegerischer Staat, eine militärisierte Gesellschaft, die Mauern baut, die länger und höher sind als die längst verschwundene Mauer, die Berlin in Ost und West teilte. Israel ist ein Besatzungsregime und auch das sieht man auf dem Teller.

Befassen wir uns mit der Gesinnung der Autoren nicht weiter und gehen wir auf „Israelisch kochen“ und also das Kochen nach 1948 im israelisch besetzten Palästina ein, das nicht nur koscher ist, obwohl der Stempel Koscher auch auf Fast Food von McDonald`s zu finden ist. Auf den Seiten 58 bis 148 werden Salate, Vorspeisen, Suppen, Fleisch- und Fischgerichte, Gemüse, Desserts vorgestellt. Die einzelnen Speisen werden kurz vorgestellt,  Zutaten werden genannt und Zubereitung wird erläutert. Probieren Sie auch einmal „Zuccini Sushi“ oder Obst-Borscht oder Kohlrouladen. Einfach Holischkes, Holoptsches oder Gelupzes sagen und besser noch: hebräisch aussprechen – schwupps wird aus Kohlrouladen ein echt israelisches Gericht. Lustig auch wie aus – seien wir großzügig und sagen – „jüdischer“ Küche mit dem Gericht „Gefillte Fisch“ durch die Autoren Richter un Krauß sowie den Verlag Die Werkstatt eine „israelische Speise“ wird.

Werden wir ernster und wünschen wir an dieser Stelle den Unterdrückten in Israel, besonders denen in den besetzten Gebieten, guten Appetit mit „Israelisch kochen“, Zeit und Geld für Slow Food und wenigstens die Zwei-Staaten-Lösung. Dann bekämen wir Hummus, Falaffel und Tabule mit dem Etikett „Made in Palästina“ und bald das Buch „Palästinensisch kochen“.

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Katrin Richter, Martin Krauß, Israelisch kochen, Reihe „Gerichte und ihre Geschichte“, Edition diá, 160 Seiten, Hardcover, A5-Format, Farbfotos au acht Seiten, Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2012, ISBN 978-3-89533-875-5, 16,90 EUR (D)

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