Armut und Reichtum oder Moneten und Moral – Maischbergers Flaschensammler moralischer Sieger

Münzen. Quelle: Pixabay

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Wieder einmal eine kontroverse Runde bei Sandra Maischberger, bei dem es dem Normalbürger nur noch schlecht werden konnte. Fazit: Die Moral fiel der feindlichen Übernahme durch Banken und Staat zum Opfer. Die einstmals perfekte CDU-Parole des Wirtschaftswunder-Kanzlers Ludwig Erhard – Gott hab ihn selig – ist längst durch optimierte Raffgier und amoralische Schlaumeier obsolet geworden.

Wie sagte der ehemalige Kanzler so schön? „Jeder sollte in Wohlstand leben, und zwar durch eigene Leistung und nicht etwa, in welchem sozialen Milieu er geboren ist.“ Doch die Bedeutung dieses Satzes scheint nur zwei Gästen etwas zu sagen, die restlichen drei Anwesenden stellten sich selbst ein Armutszeugnis aus. Bevorzugt der Staat Reiche und benachteiligt Arme? So lautete die Headline der Diskussionsrunde bei Maischberger. Es ging um Abzocker, die Staaten durch Cum-Cum- und Cum-Ex-Geschäfte um 55 Milliarden erleichterten, ohne dass man ihnen bis jetzt etwas anhaben konnte – oder wollte.

Mehr zum Thema im Beitrag Organisierte Kriminalität: Ausbeutung doofer deutscher Steuerzahler? – Raubzüge oder die Cum-Cum- und Cum-Ex-Geschäfte von Ulf Peter.

Welchen Sinn Sendung und Titel haben sollten, war mir bis zum Ende nicht klar, zumal nahezu jedem Bürger von vorneherein ersichtlich ist, welche Nachteile mit echter Armut einhergehen. Ich finde es ja geradezu beglückend, wenn gut situierte Menschen aus der Abteilung Top-Verdiener über Armut talken, um mit ihrer profunden Erfahrung herauszufinden, was der unhaltbare Zustand beim Prekariat so alles auslöst. „Was macht das mit dir“ – gewiss, die Frage wird nicht gestellt, aber sie schoss mir in den Kopf.

Da saßen sie nun, Unternehmer Ralf Dümmel mit seiner Kapitalistensendung „Höhle des Löwen“. Anja Kohl durfte als Börsenexpertin selbstverständlich auch nicht fehlen. Dann war da noch Rainer Hank, ehemaliger Wirtschaftsredakteur und Fleisch gewordener Moralkrüppel, einer, den man schon seiner schrägen Argumente wegen am liebsten in einer düsteren Ecke im Frankfurter Bahnhofsviertel mit einem Baseballschläger abpassen möchte. Als einzige Politikerin saß Sahra Wagenknecht in der Runde, deren Outfit in krassem Missverhältnis zu Kick-Klamotten steht, derer sich Arme bedienen müssen.

Highlight allerdings war ein 17-jähriger junger Mann, Jeremias Thiel, der mit elf Jahren aus einer Problemfamilie ins SOS-Kinderdorf flüchtete und gerade vor seinem „internationalen Abitur“ steht. Er will mit einem Stipendium in Harvard studieren. Ruhig, sachlich und mit einer für sein Alter überdurchschnittlich souveränen Rhetorik – er wuchs in prekärer Armut auf -, ließ er mit seiner Lebensbeschreibung den Wirtschaftsredakteur Hanke alt aussehen, indem er ihm den Begriff Moral näherbrachte. Ich fürchte nur, bei dem Kerl, so charmant er sein kann, ist Hopfen und Malz verloren. Dennoch, der Vorzeigearme, der es geschafft hat, war ein Fremdkörper in der Runde, ein Einzelfall, der die Armutsfalle wohl überwinden wird. Er ist wahrlich kein Musterbeispiel für „fair“ verteilte Chancen und sozialem Engagement in unserer Gesellschaft.

Zeitweise konnte man bei Maischberger das Gefühl nicht loswerden, dass die an den Tag gelegte Empörung über das beispiellose Versagen des Sozialstaates bestenfalls das Niveau dämlicher Lippenbekenntnisse erreichten. Beispielsweise beklagte Frau Kohl das Los alleinerziehende Mütter und prangerte an, dass in Berlin jedes dritte Kind von Armut bedroht sei. Zugleich fragte sie sich, was die SPD eigentlich seit 100 Jahren mache. Gute Frage. Im Anschluss schwadronierte sie mit einigen Statistiken und der Botschaft durch die Sendung, dass es nur acht Prozent der Bevölkerung schlecht ginge. Wie gut ist das denn?!

„Wer Hartz IV bekommt, ist nicht arm“, stimmte Rainer Hank von der „FAZ“ ein. „Absolute Armut würde man international erst ab 5 Dollar je Tag einordnen, das gibt es in Deutschland nicht, nur in Afrika.“ Aha, denke ich mir. Ich vermute aber, dass ein Negerkral in Eritrea kaum Miete kostet und die Lebenshaltungskosten vergleichsweise gering sind, sofern man dort überhaupt etwas zu Essen findet. „In München bekäme eine Hartz IV-Familie mit zwei Kindern 2.700 Euro netto“, so fährt dieser Dödel fort, vergisst dabei aber zu erwähnen, dass zwei Millionen Einwanderer nicht nur seine Statistik schwer verzerren. Ich wünschte, er müsste einmal an der Tafel anstehen und Flaschen sammeln, um sein Einstecktüchlein zu finanzieren.

Auch unser Postfuzzi Appel wurde kurzzeitig Thema, einer, der 230 mal mehr verdient als ein Postmitarbeiter. Ach ja, es ist wirklich nett, wenn bei Maischberger die Gutverdiener sich über Armut und Ungerechtigkeit echauffieren.

Mehr am Rande wurde zuletzt das Cum-Cum- und Cum-Ex-Fass aufgemacht, bei dem sich Aktienhändler und Banken rund ums Dividendengeschäft die Steuergutschriftpakete hin und herschieben. Immerhin wusste Wagenknecht zu berichten, dass das idiotische Gesetz im Auftrag des SPD-Komiker Peer Steinbrück von Banken geschrieben wurde. Und jetzt wundert man sich, dass genau diejenigen, die das Gesetz schrieben, Staaten um viele Milliarden erleichtern. Dass sich sogar jemand in der SPD wundert, das ist dann nur noch irre.

„Wenn der Staat so dumme Gesetze macht“, wirft Hank ein. Dazu sage ich jetzt lieber nichts, außer, dass auch er nicht nur das Wort Moral nicht richtig verstanden haben kann.

Anmerkung:

Vorstehender Beitrag von Claudio Michele Mancini wurde unter dem Titel Maischbergers Flaschensammler moralischer Sieger im Scharfblick am 25.10.2018 erstveröffentlicht.

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