Wir fahren directement über das apulische Flachland – Apulien besteht zu 40 % aus Flachland – nach Altamura mit unserem autista (Busfahrer) Cosimo und unserer Fremdenführerin Iris von Agrintour zu unserem ersten Rendez-vous im archäologischen „Park der Dinosaurier“ mit dem Dinosaurier- und Höhlenmenschen-Experten Francesco Del Vecchio.
Mit großem Engagement zeigt er uns in der Cava die Dinosauri einige der 30.000 Dinosaurierspuren kleinerer Dinosaurier, die hier ihre Pfade gingen, immer auf der Suche nach Nahrung. Er berichtet uns von 8 verschiedenen Rassen, 4 mit Kamm seien identifiziert worden. Führungen werden auf Wunsch durchgeführt – schon ein erhabener Anblick und eine gruselige Vorstellung, dass hier Kolosse dieser Art die Wege kreuzten. Respektvoll lassen wir uns die Vorzeiten erklären und holen uns dabei Appetit für unser Mittagessen in einer Masseria.
Masseria S. Giovanni
Masserien sind befestigte Gehöfte mit hohen Mauern aus dem 13. Jahrhdt in Apulien und Sizilien. Die Masseria San Giovanni von Altamura/Bari ist „eine Wucht“: großzügig in 10 Jahren Arbeit renoviert, erweckt sie den Eindruck, man befinde sich in einem Palazzo oder einer Burg. Der Chef-de-cuisine hat in Berlin im Schweizer Hof gearbeitet und das merkt man auch an der Erstklassigkeit, mit der die ursprünglichen, einheimischen Gerichte kredenzt werden: Pane Puglie, das typische runde 1kg-Hartweizenbrot mit dunkler Kruste und gelbem Teig; Orechiette, die Öhrchennudeln; Lammfleisch, Distelgemüse mit Tomaten und Kartoffeln, Salento-Rot- und Basilicata-Weißwein, Mandelgebäck mit Eis und Früchten (Bilder). Gekrönt wird das exquisite Mahl durch einen „Padre Pepe“-Haselnuss-Kräuterlikor und Cafè. Nach dem exquisiten Augen- und Magenschmaus besichtigen wir die Innenräume der Masseria – Design: stil nuovo – ein Zimmer origineller und bezaubernder als das andere, alle mit phantastischen Weitblick über das weite Land. Unten in der Masseria befindet sich eine ehemalige Kalksteinhöhle – Zuflucht für Mönche vor Verfolgung, heute stilvoll gestaltet eine gefragte In-Location für Hochzeiten. Diese Masseria ist eine von den besonders edel und mit modernstem Komfort renovierten geschichträchtigen Gemäuern und strahlt reizvollen Charme und Stil aus!.www.villecastellipastelli.com. Die Vokabel Gemäuer ist bewußt gewählt: Apulien wird das „Land der Steine“ genannt und zur Geschichte des Landes gehören typische Bauten, wie hohe Mauern ohne Mörtel oder auch die Steinhäuser – Trulli.
Höhlenmensch von Altamura – Unesco Weltkulturerbe
Wir fahren weiter zum Unesco Weltkulturerbe in Altamura mit dem Höhlenmenschen in der Grotta Lamalunga. Francesco, Altertumsexperte, der an der Uni Bari studierte, entführt uns in die Zeit des Neandertalers. Der Höhlenmensch von Altamura stammt ebenfalls aus der Steinzeit, jedoch unterscheidet er sich in kleinen Merkmalen, wie flacherem Schädel. Der Höhlenmensch ist in die Grotte der 500 Meter langen Höhle wohl versehentlich gestürzt, verletzte sich und kam zu Tode, weil er den Ausgang nicht mehr fand. Seine Höhle ist nicht für Touristen begehbar, da zu niedrig, aber die Wissenschaftler haben in allen Höhlen Webcams aufgestellt, so dass im Museum vor Ort Live-Übertragungen vom Grottenfeeling und Stalagmiten und Stalagtiten entstehen. Geschichtliche Filme und Archive sind nutzbar, auch für größere Gruppen. Ein 3-D-Film untermauert die wissenschaftliche Athmosphäre im gesamten Museumsgebäude sowie Knochenreste von Tieren der Zeit, die dort ebenfalls verendeten. http://whc.unesco.org/en/tentativelists/5009
Das Bild des tropfsteinüberwucherte Schädels hängt mir noch lange nach als wir zur karstigen Talsenke „Pulo“ weiterfahren, dem Fundort des Steinzeitmenschen.
Qualiter S.R.L – moderne Olivenölproduktionsanlage
Zeit für einen Orts- und Themenwechsel – wir fahren zur Besichtigung des Bio-Landwirtschaftsbetriebes „Qualiter S.R.L.“, der biologisches Olivenöl Extra vergine, Oliven in Salzlake und geschälte Mandeln produziert. Hier zeigt man uns auch, wie die Oliven von den Bäumen geerntet werden und erfahren, dass in Nordapulien nur von den Bäumen geerntet wird, während in Südapulien und im Salento auch Oliven verarbeitet werden, die in ausgebreitete Netze gefallen sind. Ich koste eine der Roholiven und stelle einen Geschmack nach Weintrauben fest. Giovanna Soranno, die Mitbesitzerin erklärt, dass die Olivenbäume den Geschmack der sie umgebenden Gewächse annehmen. En Detail erläutert man uns die einzelnen Phasen der Oelproduktion von kaltgepresst bis extra vergine. Die Oliven werden mit Mühlsteinen in eine Öl-Wasser-Emulsion und Olivenmasse, Sansa, zerrieben, nachdem die Kerne vorher mit einer Spezialmaschine entfernt wurden. Das Öl wird zentrifugiert und in Tanks gefüllt, wo sich das Sediment absetzt.
Das ist die sogenannte Kaltpresse – Öl wird nur durch Mahlen in den Ölmühlen hergestellt.
Kaltpresse: 1 Tag Pause für das Öl – 1 kg Oliven ergibt 40% Wasser, 35% Sansa und 25% Öl. Das minderwertigere Olio di Sansa wird nur für Fritturen oder Focaccia verwendet. 200.000 Liter Öl werden hier in einer Erntezeit hergestellt. Nach der Degustation von Olivenöl, und anderen typischen Produkten erhalten wir zum Abschied noch eine große Flasche Olivenöl. 3 Esslöffel Olivenöl pur werde ich jedoch trotzdem nicht täglich zu mir nehmen, Medizin hin, Medizin her – lieber in einem schönen Salat als pur.
Bisceglie
Cosimo, unser Autista, fährt uns nach Bisceglie, einem bezaubernden Fischerort mit idyllischem Fischerhafen in unser 4*-Hotel „Nicotel“.
Bischeglie wurde im 11. Jahrhundert von den Normannen gegründet, war Bischofssitz. und hat einen malerischen Fischerhafen nebst langer Uferpromenade. Hier soll auch das Nachtleben „toben“, sagen uns Iris. Cosimo will mit uns in die Discos – wir sind jedoch müde von den Eindrücken des ersten Tages und der langen Reise, trotz bequemem Direktflug von Berlin nach Bari.
Nach einem romantischen nächtlichem Blick auf das Meer mit seinen Hunderten von kleinen Fischerbooten, falle ich in tiefen Schlaf. Gut ausgeruht und nach morgendlichem Joggen auf der 2,5 km langen Uferpromenade sowie kleinen Interviews mit den emsigen Fischern geht es ab in unseren Bus und Cosimo fährt uns auf der Via Antica zu der unglaublich attraktiven geschichtsträchtigen Stadt Trani. Sie liegt im Salento, dem „Stiefelabsatz“ Italiens, von zwei Meeren umspült – einmal von der Adria und dann vom ionischen Meer. Iris erzählt uns, dass je nachdem wie die Winde Scirocco, Majestrale und Tramontana wehen (Foto von Windkarte in Castro) sie als Einheimische die Wahl des Bademeeres treffen.
Trani
Der Zauber Trani’s beruht auf den hell schimmernden Steinblöcken, mit denen die Häuser gebaut wurden: pietra leccese und rosa Marmor aus Fasano bei Ostuni. Hauptattraktionspunkte sind neben dem pittoresken, großen Yachthafen die romanische Kathedrale San Nicola Pellegrino, 1000 n. Chr., das Castello Svevo und das alte jüdische Viertel. Der Stauferkaiser Federico II war sehr weltoffen und gab den Juden das Monopol Rohseide zu vertreiben, lebten jedoch in ihrem eigenen abgegrenzten Viertel. Trani war zur Zeit der Kreuzzüge neben Bari für Kreuzritter und Kaufleute das Drehkreuz ins Heilige Land. Die Kathedrale San Nicola Pellegrino zeigt, einzigartig unmittelbar am Meer gebaut, in die Ferne.
In direkter Nachbarschaft befindet sich das Castello Svevo (Schwabenkastell). Es wurde von Friedrich II. von Hohenstaufen erbaut, deutsch-römischer Kaiser, König von Sizilien und „Sohn Apuliens“, wie er sich selbst nannte. „Stupor mundi“ nannten ihn Zeitgenossen – er versetzte alle in Staunen, da er der erste hochkultivierte, gebildete, mehrsprachige Monarch war, der die Welt mit internationalen Wissenschaftlern zu erklären versuchte. Überall in Apulien finden sich Zeugnisse seiner Macht in Form von Burgen und Kathedralen. Wir schlendern am großen Yacht- und Fischerhafen an den Yachten und kleinen Fischerbötchen vorbei, kommen ins Gespräch mit den Fischern und Einheimischen, die uns sagen, dass wir unbedingt hier den Fisch kaufen sollten – er sei besonders gut und frisch noch vom Fang. Wir genießen die Besichtigung der Kathedrale nebst Basilika mit drei Krypten, spazieren weiter am Castello Svevo am Meer vorbei, welches heute für Ausstellungen genutzt wird. Eine Hochzeitsmesse – schon in der Kathedrale war für eine Hochzeit dekoriert. „Was macht man in Apulien? Heiraten!“ flachst Kollegin Ulrike.
Weiter geht es durch die Altstadt und das jüdische Viertel. Iris zeigt uns eine Synagoge, die heute noch genutzt wird und die Stadttore, die nachts heruntergelassen wurden. Die herrschende Schicht wurde im Kern von einem Spezialtor geschützt.
Wir beschließen diesen schönen Vormittag in Trani mit einem Café macchiato in einer kleinen Bar am Hafen, wo wir noch einmal die Yachten bewundern können und das adriatische Flair auf uns wirken lassen können – wir befinden uns an der Adriaküste! In den kommenden Tagen werden wir das ionische Meer kennenlernen auf der Westküste des Salento.
Cosimo fährt uns zum Weingut „Torre Vento“, mit beeindruckend großen Gärfassern aus Metall und Buchenholz. Wir dürfen die köstlichen Tropfen kosten und Cosimo, der als unser Fahrer nichts trinken darf, schaut traurig drein. http://www.torrevento.it
Apulien ist der „Weinkeller Italiens“ – 70 % aller Tafeltrauben kommen aus Apulien. Bekannteste Traube ist die Negro amaro.
Agrintourismus hat als nächste Masseria das „Posta Milella“ ausgewählt, eine ländlichere Masseria mit typischen regionalen Produkten (Kaninchen, Lamm, Fisch, Pilze, Pasta) und Weine, die ausgezeichnet schmecken.
Castel del Monte – Unesco Weltkulturerbe
Den Verdauungsspaziergang dürfen wir zum und im Unesco-Weltkulturerbe machen, dem mittelalterlichen„Castel del Monte“ , auch „Krone Apuliens“ genannt. Achteckig thront sie hoch über dem weiten Land mit Ausblick aufs weite Land und das Meer. Sie diente als Vorlage für den Film „Im Namen der Rose“ und hinterläßt einen wirklich geheimnisvollen Eindruck. Das Studium seiner magisch-mystischen Architektur bedarf eines besonderen Fachwissens und einer Führung. Der Stauferkaiser Friedrich II. lies es wohl zur Demonstration seiner kaiserlichen Macht und Kultur bauen und als Symbol für Wohlstand und Wissen, denn es war ehedem prächtig ausstaffiert, wurde jedoch komplett leergeräubert. Traurig ist auch, dass es als Gefängnis für die Kaiserenkel Heinrich und Enzo diente im Zuge von Machtkämpfen der Nachfolger. Beim Abstieg vom Castell philosophieren wir über den Staufferkaiser und seine Zeit – Iris erhellt uns die geschichtlichen Hintergründe. http://www.castel-del-monte.de
Im Hotel Nicotel erwartet uns ein reichhaltiges Abendessen voller Meeresfrüchte und Fische – so viele Fischer wie in Apulien habe ich noch niemals vorher gesehen.
La Donna di Ostuni – Archäologischer Ausgrabungsort S. Maria d’Agnano
Am nächsten Tag geht es nach einem Morning-Swim weiter nach Ostuni, der weißen Stadt. Wir biegen vorher ab zum archäologischen Ausgrabungsort S. Maria d’Agnano in der Provinz Brindisi. Wir fahren stilvoll mit einer Pferdekutsche, gezogen von einem Pferd der Lieblingsrasse Friedrich des II. Hier wurde in einer als Heiligtum erkennbaren Grotte das Skelett einer schwangeren Frau gefunden, Donna di Ostuni, dort zu besichtigen. Sie liegt zusammengekauert mit schützender Hand über dem Fetus, anscheinend als heilige Frau dort mit viel Grabschmuck beigesetzt – schwangeren Frauen galt der allerhöchste Respekt, da sie den Fortbestand der Sippe garantierten. Die Grotte wurde in nachfolgenden Zeiten auch von Christen als Heiligtum genutzt, wovon ein Fresko mit der Heiligen Mutter Gottes mit Jesuskind zeugt. Der gesamte archäologische Park birgt viele weitere Geheimnisse, aber auch Quitten- und Granatäpfelbäume mit prächtigen Früchten erfreuen das Auge und später den Magen. Dr. Vittorio Bosna, die Seele und Gründer von Agrintourismus erklärt uns die einheimische Fauna. Wir fahren weiter mit dem Pferdegespann durch große, weite Olivenhaine mit Johannisbrotbäumen. 1000 Jahre alte Olivenbäume sind keine Seltenheit in Apulien – ihr Anblick formt weite Landstriche.
Mit Cosimos Bus geht es weiter zu einer antiken Ölmühle aus dem XII. Jhdt. Hier zeigt man uns, wie in grauer Vorzeit Öl produziert wurde. Mit aufwändigster Manpower wurden geringe Mengen Öl produziert. Einen ganzen Tag brauchten die Männer nebst Eseln, die die großen, steinernen Mühlräder zogen, um die Menge zu produzieren, die moderne Ölmühlen heute in einer Stunde produzieren.
Masseria Lama Cavallo
Wir dinieren in der wie eine orientalische Oase anmutende Masseria „Lama Cavallo“ http://www.lamacavallo.it/ – wieder eine Masseria, kleiner, aber edel! Die beiden Besitzer verfügen über Geschmack und Stil, der sich sowohl bei der Zubereitung der Gerichte der Region zeigt als auch in der Einrichtung. Alle Produkte aus eigener Erzeugung. Hier lernen wir auch eine besondere Delikatesse kennen: Olive fritte: frittierte dunkle Oliven und frittierten Peccorino, Peccorino-Käse mit glacierten roten Zwiebeln und Rotweingelée! Nach dem Essen kann man sich die Füße in einem Orangen- und Zitronenhain vertreten, bevor der selbstgemachte Limoncello nebst Cafè kredenzt wird..
Ostuni und Alberobello
Ostuni, die weiße Stadt auf dem Hügel, die zweimal im Jahr weiß gestrichen wird und Alberobello, die Stadt der Trullis können wir aus Zeitgründen leider nicht mehr besuchen. Sie seien Touristenmagneten und insbesondere die Japaner von den Kreuzfahrtschiffen wären dort gut vertreten, sagt Iris. Trullis sind Gebäude aus Stein, sehen aus wie Iglus, weiß gestrichen. Der „Clou“ ist, dass ein Schlüsselstein im Gemäuer, wenn er entfernt wird, das gesamte Gebäude in Null-Komma-Nichts zum Einsturz bringen kann. Dieses Patent diente dazu, Steuern zu sparen, denn es wurden Steuern auf Häuser erhoben. Wenn der Steuereintreiber kam, wurde das ganze Dorf dem Erdboden gleich gemacht und hinterher wieder aufgebaut. Das erzeugte bei manchen Bauern dann doch ziemlich Frust, berichtet uns Iris.
Lecce
Unsere Enttäuschung, die beiden Städte nicht zu sehen, wird großzügig entschädigt: es geht zur mittelalterlichen Universitätsstadt Lecce mit staunenmachender Barockarchitektur – eine Stadt, die man unbedingt besichtigen sollte! Palazzi, Uni und Kathedrale und Basilika sind aus der pietra leccese gebaut, einem weichen Tuffstein, der es möglich machte, die barocken Muster in den Stein zu schnitzen, die überall zu finden sind. Das berühmteste und beeindruckendste Bauwerk im Barockstil von Lecce ist die Fassade der Basilika Santa Croce. Lecce wird auch das Florenz des Südens genannt. Das römische Amphitheater und die Piazza del Duomo runden das Sightseeing durch die antike Stadt ab, die man einst „Athen Apuliens“ nannte, aufgrund des regen Geisteslebens, das in der Stadt seit jeher herrschte. Heute ist die Universität mit der Spezialialisierung auf Nanotechnologie-Forschung führend!
Wir schlendern durch die Gassen und wundern uns über exzellente Heiligenstatuen in den Souvenirläden, die aus Pappmaché gemacht sind. Hierzu erfahren wir mehr nach unserem Transfer an die salentinisch-ionische Meeresküste vom Salent, nach Gallipoli.
Gallipoli am ionischen Meer im Salento – Cartapesta/Pappmaché-Kurs
Nach dem Einchecken erwarten uns die Familie …, um uns in die Kunst der Cartapesta einzuweihen (Pappmaché-Figuren). Die Kunst entstand zur Zeiten der Reformation. Die Katholiken Apuliens wollten Martin Luther etwas entgegenhalten und beschlossen, viele Heiligenfiguren überall aufzustellen. Da die Region arm war, kam man auf die Idee, sie aus Pappmaché zu fertigen. Die Kunst ist so verfeinert, dass selbst mannshohe Figuren als Holzfiguren „durchgehen“. Wir, als AnfängerInnen, fertigen einen Halbmond, eine Maske und kleine Rosen. Eine Lage Pappe wird mit Klebstoff bestrichen und in kleine Stückchen zerrissen in eine Tonform mit der Klebeseite nach oben gelegt, bis die Form ausgefüllt ist. Es folgen noch 5 weitere Schichten. Danach kann das fertige Objekt aus der Tonform gelöst werden. Vor dem Bemalen muss es trocknen. Eigentlich wollte ich eine Madonna fertigen, das dauere jedoch eine Woche, wurde mir erklärt.
Agrintour vermittelt diese Kurse in Kombination mit Exkursionen in die Naturschutzgebiete, die wir am nächsten Tag erkunden werden.
Den Morgen beginne ich mit einem langen Spaziergang am Meer, der Himmel pastellrosé, der Vollmond leuchtet noch und wirft einen silbrigen Schatten auf das pastellblaue flache ionische Meer. Am Horizont leuchtet weiß Gallipoli – auf eine Insel gebaut und durch eine Brücke mit dem Festland verbunden.
Regionalpark Porto Selvaggio und das Kapitänsmoor (Pallude de Capitano)
Nach einem italienischen Frühstück, collazione, fährt Cosimo uns zum Regionalpark von Porto Selvaggio. Dott. Vittorio Bosna, Botanikexperte, führt uns durch den Pinienwald mit seiner duftenden mediterrane Macchia (Unterholz und Büsche), die auch auf dem leichten Fußweg entlang der Küste mit allen Sinnen zu erfassen ist. Hier hat der Wind die Macchia wie Kissen geplättet. Wir sehen am smaragdgrünen-blauen Meer die Eingänge von Unterwassergrotten und Grotten, die 75.000 v.Chr. auch bewohnt waren und einen Süßwasserstrom, der sich klar im Meer abgrenzt. Feiner Cistrosen-, Mimosen-, Rosmarin- und Thymianduft erfreut die Sinne. Tauchschulen ergründen hier die Geheimnisse des Meeres. Dott. Bosna entführt uns noch zum etwas weiter gelegenen Kapitänsmoor (Pallude de Capitano). Hier bestaunen wir große Dolinen im Boden, große unterirdische Wasserlöcher, die von 1,5 – 4 m tief sein können. Sie sind nicht abgesichert und Unkundige könnten hier böse verunfallen. Es war wohl früher eine riesige unterirdische Grotte mit Süßwasserlagunen mit glasklarem Wasser. Das Mikroklima ermöglicht das Wachstum von Ginster, Orchideenarten und Limonen. Piro Piro, ein Wasservogel nistet hier und das Wasser ist von Meereschen und Aalen bevölkert, die hier nistenden Seehühner haben einen gut gedeckten Tisch. Eine seltenen endemischen Pflanze Sarcopoterium Spinosum ist Dr. Bosna’s ganzer Stolz!
Auf unserer Weiterfahrt sehen wir überall Blumenfelder – mit Blumen aus Gallipoli und um Bari wird ganz Italien beliefert.
Ziegenkäseherstellung in der Masseria Tenuta Solicaria
Mittags stärken wir uns mit deftigen Gerichten (Ziegenkäseplatte, Würstchen, Innereien, Lammkotelettes, Gemüse, Pommes frites und gutem Wein) in der Masseria Tenuta Solicara (mit Übernachtungsmöglichkeit!) www.tenutasolicara.com, doch vorher dürfen wir der Ziegenkäseherstellung zuschauen. 3 Stunden dauert der Vorgang, mit Zwischensalzen bis aus der Ziegenmilch der gute Rohkäse und Ricotta gewonnen ist. Die Ziegen werden nicht von Hand gemolken, eine Melkmaschine kann 24 Ziegen auf einmal melken. Reifen muss der Käse ein halbes Jahr, am besten ein ganzes Jahr, so der Bauer Giovanni Pio, der aus Sardinien stammt bis ein guter Peccorino entstanden ist.
Burgenstadt Castro an der Adriaküste im Solento
Küstenwechsel – die Exkursion führt uns nach Castro an der Adria gelegen. Castro heißt Festung und Castro in Apulien hat viel Geschichte zu bieten, wie uns unser Guida Emmanuele, Altertums-Student aus Bari erklärt. Ursprünglich sei hier ein Athene-Tempel zu finden gewesen, kürzlich bei Ausgrabungen entdeckt. Die Griechen hatten den Ort zuerst besiedelt. Es folgte ein munteres Wechselspiel der Herrscher, darunter auch Karl V. Keramikteile aus dem 10. Jhdt., dem 8.-7.Jhdt. vor Chr. Aus der Bronzezeit hätten sich gefunden. Im 6.-7.Jhd. v. chr. Wurde der erste Tempel gebaut. Im 4. Jhdt. n.Chr. wurde eine große Mauer gebaut, ohne Mörtel. Im 2. Jhdt. n.Chr. fand ein Erdbeben statt. Auf den Athena-Tempel wurde eine christliche Kirche gebaut – ein Eldorado für Archäologen und Archäologie-Interessierte.
Die Altstadt von Castro ist vom Castello und der Kathedrale dominiert und der Rundgang zur Piazza am Meer ist leider rasch beendet.
Dott. Bosna singt mit uns noch das Lied von St. Lucia im Bus: Sul mare luccica l’astro d’argente – auf dem Meer scheint der silberne Stern
Placida è l’onda prospero il vento – sanft ist die Welle, segensreich der Wind
Su passegeri venite via – zu den Passanten, kommt alle weg zu St. Lucia
St. Lucia, St. Lucia
Dr. Vittorio Bosna, der Gründer und Leiter des Agrintour www.agrintour.com
fand aus seinem früheren Beruf heraus, in dem er viel mit den Verwaltungen der landwirtschaftlichen Betriebe zu tun hatte, zu seiner Berufung als Naturschützer und Bewahrer. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, Schulklassen und Erwachsene in die Flora und Fauna Apuliens einzuführen, unternimmt verschiedenartigste Touren in die verschiedenen Nationalparks und Naturschutzgebiete, aber auch historisch-kulturelle und archäologische Exkursionen. Für Deutsche bietet es sich an, sich direkt an Iris Guerra zu wenden, eine Deutsche, die seit Jahrzehnten in Italien verheiratet ist.
Emails: Guerradionne@libero.it, Agrintour@alice.it
ENIT, Italienische Zentrale für Tourismus, ENIT – Agenzia Nazionale del Turismo, Barckhausstrasse 10, 60325 Frankfurt am Main, Websites: www.enit.de, www.enit.it
Bari
Vor unserem Abflug in Bari haben wir noch Gelegenheit, Bari zu besichtigen. Hier hat sich viel getan, berichtet Iris. So ist die sehr lange Uferpromenade komplett neu renoviert worden. Viel Zeit bleibt nicht, um noch die Altstadt zu sehen, aber wir besuchen noch die Kathedrale im apulisch-romanischen Stil und der Basilika S.Nicola, wo die Gebeine des heiligen Nikolaus ruhen – eine Pilgerstätte.
Noch ein kurzer Abstecher entlang der schönen Altstadtpromenade am Meer zum Fischmarkt mit seinem reichhaltigen Fischangebot von fangfrischen Fischen und ab geht es zum Flughafen. Apulien ist bezaubernd!