Algarve-Cup 2014: Silvia Neid und Co-Trainerin Ulrike Ballweg beobachten Duell USA gegen Schweden – Partie gegen Island endete mit deutschem Kantersieg – Gelungenes Debüt von Kathrin Hendrich

Alexandra Popp und Nadine Keßler, Nationalspielerinnen vom Deutschen Meister © VfL Wolfsburg

Doppelschlag von Marozsan

Mit der diesjährigen Leistung gegen Deutschland war der Neunzehnte der FIFA Rangliste Island meilenweit von seinem Leistungsstand im WM Jahr 2011 entfernt. Im Estadio Municipal von Albufeira schlug Island damals  China mit 2:1, in Loulé Schweden mit 2:1 und in Lagos Dänemark mit 1:0.  Drei Jahre später anno 2014 waren die Isländerinnen gegen Deutschland technisch klar schlechter, von Schnelligkeit keine Spur, jetzt dominierten die von Silvia Neid trainierten Europameisterinnen mit Bestnote.  Dzsenifer Marozsan (7./23.) brachte die DFB-Frauen  per Doppelschlag auf die Siegerstraße. Celia Sasic (45.+1) erhöhte per Strafstoß und Lena Goeßling (51.) gelang der überfällige Treffer zum zwischenzeitlichen 4:0.  Alexandra Popp (64.) setzte den Schlusspunkt.

Luisa Wensing für verletzte Bartusiak

Dass die deutsche  Nationalelf nahezu in der Besetzung der Europameisterschaft  antrat, lag Meinung vieler daran, dass der Algarve Cup für die Neid-Elf diesjährig das einzige halbwegs wichtige Turnier darstellt. Der kolossale Verjüngungsprozess des WM Kader 2015 fand schon im EM-Jahr 2013 statt. Das Zeitfenster sieht für die Mitkonkurrenten USA und Japan laut Angaben der Cheftrainer Tom Sermanni und Norio Sasaki komplett anders aus. Beide Teams werden zum Gold Cup in Amerika und zum Asian Cup  ihre Saisonhöhepunkte haben. Von daher sollte es nicht verwunderlich sein, wenn der Europameister als Turnierfavorit ins Finale vorstößt. Der europäische Frauenfußball wird zusammen mit Schweden und Norwegen  von internationalen Sportjournalisten in dieser Phase als deutlich stärker eingestuft. Luisa Wensing ersetzte in der Innenverteidigung die verletzte Saskia Bartusiak.

Seit Jahresbeginn Torfrau in Potsdam

Die Neu-Pariserin Annike Krahn bestritt ihre 100. Partie im Trikot der Nationalmannschaft. Es dauerte bei sonnigen 18 Grad nicht lange bis sich die deutschen Frauen auf hohem Level eingespielt hatten. Bereits in der 2. Spielminute näherte sich das Neid-Team mit einem Querlattentreffer von Dzsenifer Marozsan erstmals dem gegnerischen Tor.  Simone Laudehr gelang wenig später nicht, sich im Strafraum durchzusetzen. Die 27-jährige Mittelfeldspielerin vom 1. FFC Frankfurt blieb an Islands Abwehr hängen (6.). Im zweiten Versuch klappte es für Marozsan (7.): Nach einer schönen Hereingabe von Sasic musste die gebürtige Ungarin den Ball nur noch mit dem Kopf über die Torlinie drücken.  Nach einer guten Viertelstunde sorgten erneut Marozsan und Sasic für Sorgenfalten im Gesicht der isländischen Torfrau Guobjörg Gunnarsdottir, die seit Jahresbeginn beim deutschen Vizemeister 1. FFC Turbine Potsdam unter Vertrag steht.

Wenige Offensiv-Aktionen von Island

Nach einer Marozsan-Ecke kam Sasic  nicht hinter den Ball (17.). Die deutschen Frauen ließen den Ball souverän durch die eigenen Reihen gleiten und erhöhten in der 23. Spielminute durch Marozsan auf 2:0.  Erneut war es die starke Frankfurterin Sasic, die die Vorarbeit leistete. In der 30. Minute der Partie kam sie allerdings nach einer wunderschönen Flanke von Leonie Meier in zentraler Position zu spät (30.). Die Mannschaft von Neid war die klar spielbestimmende Mannschaft, Weltfußballerin Nadine Angerer war so gut wie beschäftigungslos. Vor der Halbzeitpause versuchte es Laudehr mit einem Distanzschuss – der Ball ging jedoch am Tor vorbei (42.). Die wenigen Offensivaktionen der Isländerinnen wurden sofort unterbunden. Im Gegenzug setzte sich Anja Mittag im Strafraum durch und wurde von Islands Keeperin unsanft abgeräumt.

Junges Team mit Altersdurchschnitt von 24 Jahren

Den fälligen Foulelfmeter verwandelte Sasic (45.+1) sicher. Zur zweiten Halbzeit brachte Neid Leupolz für Keßler, Melanie Behringer ersetzte Sasic und Fatmire Alushi kam für Laudehr. Die Europameisterinnen knüpften sofort an ihre Leistung von Durchgang eins an. Lena Goeßling (51.) versuchte es mit einem kräftigen Schuss von der Strafraumgrenze und überwand Islands Schlussfrau Gunnarsdottir. Die eingewechselte Alexandra Popp (64.), die erst in der 62. Minute für Mittag ins Spiel kam, traf zwei Minuten später zum 5:0. Kathrin Hendrich feierte bei ihrer ersten Berufung ins A-Team ihr Debüt im Nationaldress. Die 21 Jahre alte defensive Mittelfeldspielerin von Bayer 04 Leverkusen ersetzte ebenfalls in der 62. Minute Torschützin Goeßling.  Sechsmal wechselte Silvia Neid aus und schöpfte damit das maximale Kontingent aus. Die Bundestrainerin tritt an der Algarve mit einem Team an, das einen Altersdurchschnitt von 24 Jahren hat. Während Annike Krahn ihr 100. Länderspiel bestritt, gab Kathrin Hendrich ihr Debüt.

Hendrich Debüt im Nationaldress

Die 21 Jahre alte Leverkusenerin heimste Lob dafür nicht nur von der Bundestrainerin ein: "Sie hat ihre Sache gut und unaufgeregt gemacht"  ein, sondern auch von ihrer gleichaltrigen Mitspielerin, die ihrerseits schon 30 Länderspiele absolviert hat. "Es freut mich sehr für Kathi, das hat sie super gemacht", so Marozsan. Die eingewechselte Alexandra Popp (64.), die erst in der 62. Minute für Mittag ins Spiel kam, traf zwei Minuten später zum 5:0. Die deutsche Frauenfußball-Nationalelf ist erfolgreich in den Algarve Cup 2014 gestartet. Das heutige Spiel gegen China wird sich wesentlich schwerer gestalten. Dass China ein Gegner auf hohem Niveau ist, hat nicht zuletzt das Auftaktspiel der Asiatinnen in Portugal am Mittwoch offenbart. Das Team gewann gegen EM-Finalteilnehmer Norwegen mit 1:0 und zeigte dabei ein starkes Spiel. Silvia Neid  meinte heute vor dem Spiel: "China ist eine spielstarke Mannschaft. Die Spielerinnen sind als Team gut organisiert, treten diszipliniert auf und sind technisch sehr versiert."

Wir brauchen Spiele auf Augenhöhe

Bis zu sechs Auswechslungen sind wieder möglich, Silvia Neid hatte schon vor dem Turnier angekündigt, dass alle Feldspielerinnen zum Einsatz kommen werden. "Dabei liegt der Fokus auf der Weiterentwicklung als Team, dafür brauchen wir diese Spiele auf Augenhöhe", sagte die Bundestrainerin. Silvia Neid wird mit ihrer Assistentin Ulrike Ballweg übrigens schon früher nach Albufeira anreisen: Dort beobachten die beiden die Begegnung der Gruppe B, Schweden gegen die USA, die im selben Stadion schon um 14.30 Uhr beginnt.  Ab Sonntag steht dann die Konzentration auf das abschließende Gruppenspiel gegen EM-Finalgegner Norwegen am Montag (ab 18.30 Uhr, live auf Eurosport) auf dem Programm. Das Platzierungsspiel findet am Mittwoch statt – idealerweise das Finale.

So spielten sie im Estadio Municipal in Albufeira:

Deutschland – Island 5:0 (3:0)

Deutschland: Angerer – Schmidt, Krahn, Wensing, Maier – Keßler (46. Leupolz), Goeßling (62. Hendrich) – Mittag (62. Popp), Marozsán (69. Däbritz), Laudehr (46. Alushi) – Å aÅ¡ić (46. Behringer)

Island: Guöbjörg Gunnarsdóttir – Elisa Vidarsdóttir, Viggosdóttir, Kristjansdóttir, Soffia Gunnarsdóttir – Sara Björk Gunnarsdóttir (85. Jonsdóttir), Asgerdur Baldursdóttir (68. Omarsdóttir) – Hönnudóttir (65. Fridriksdóttir), Brynjarsdóttir (68. Larusdóttir), Gisladóttir (81. Asbjörnsdóttir) Thorsteinsdóttir (65. Jense)

Tore: 1:0 Marozsán (7.), 2:0 Marozsán (23.), 3:0 Å aÅ¡ić (45.+1 Foulelfmeter), 4:0 Goeßling (51.), Popp (64.)

Gelbe Karten: Guöbjörg Gunnarsdóttir

Schiedsrichterin: Stéphanie Frappart (Frankreich)

Zuschauer: 400

PM DFB

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