Es wurde also nichts in der 25. Jubiläumssaison der Hauptstädter mit der Krönung eines die Fans mitreißenden Spieljahres. Es wurde nichts mit dem neunten Meisterschaftserfolg und dem ersten wieder seit 2008.
Dabei hatte so vieles für die Albatrosse gesprochen: Dass sie München zuvor daheim saisonal fünfmal als Verlierer vom Feld geschickt hatten. Die Liga-Hauptrunde als Zweiter hinter Bamberg und vor den Bajuwaren beendeten und als erfolgreichste deutsche Mannschaft in der Euroleague knapp am Sprung in die Runde der Top acht gescheitert waren”¦
Und bis zum Beginn der zweiten Hälfte am Donnerstag vor „nur“ 11 443 Fans das Geschehen im Griff hatten und stets mit bis zu sechs Punkten vorn lagen. Doch dann schafften die Gäste den Ausgleich und die knappe Führung. Und antworteten ausgerechnet nach zwei Technischen Fouls gegen Bayern-Trainer Svetislav Pesic (Feldbetreten und höhnischer Applaus nach erstem TF), was mit zwei Freiwürfen plus Ballbesitz sowie Hallenverweis sanktioniert wurde, mit einem 10:2-Lauf.
Nach der Devise: Jetzt haben wir nicht mehr die Hilfe unseres Coaches – nun müssen wir es selber richten!
München konnte sich mit bis zu neun Zählern – 57:66 aus Albasicht – absetzen. In der Crunchtime des vierten Viertels, in dem Intensität, Tempo und Härte zunahmen und die Schiris dem Geschehen teilweise nicht folgen konnten, aber gelang Berlin wieder zeitweilig eine Fünfpunkte-Führung. Alba Berlin sah aber 40 Sekunden vor Ende nach einem Dreier aus der Ecke von Bayern-Kapitän Brice Taylor bei 85:88 wie der Verlierer aus. James McLean, MVP der Hauptrunde, rettete die Gastgeber mit einem Nahwurf plus Bonus-Freiwurf in die fünfminütige Verlängerung.
Und da konnte München ein Mehr an körperlichen Reserven, Abgezocktheit und Treffsicherheit bei Dreier-Distanzwürfen nutzen. Zwei Ballverluste der Berliner in dieser Phase trugen zum bitteren Aus im Meisterschaftsrennen bei.
Und die Gäste-Taktik – wir müssen Berlins Dreierspezialisten stören und selbst den Erfolg über Würfe aus der Distanz suchen – war voll aufgegangen: Die Berliner schafften da nur ein Quote von 21 Prozent (3 von 14), während München ganz starke 50 Prozent (14 von 28) auspackte!
Insofern war letztlich der Ausgang ein logischer und entsprach dem Grundgedanken des Basketballs – die Mannschaft, die besser den Ball im Korb unterbringt, ist der Gewinner!
Dass die aktuelle Alba-Formation dies großartig zu zelebrieren vermag, hat sie oft genug bewiesen. Und dabei – ähnlich wie vormals Borussia Dortmund unter Trainer Jürgen Klopp – immer Vollgas gegeben. Bei Tempo, Einsatz, Leidenschaft. Vermutlich haben Berlins Korb jedoch dabei in 71 Wettspielen zu viel Substanz gelassen, die nun im ultimativen Match fehlte.
Auf der anderen Seite sind Alba-Coach Sasa Obradovic und Profis wie McLean, Reggie Redding, Alex Renfroe oder Leon Radosevic durch spektakuläre Auftritte so ins Rampenlicht geraten, dass sie finanziell höher dotierten Angeboten von Europas Topteams folgen dürften. Zumal Alba-Geschäftsführer Marco Baldi bekräftigt, die bewährte Linie der wirtschaftlichen Vertretbarkeit bei Gehältern beizubehalten.
Und was die (selbst ernannte) Sport-Hauptstadt angeht – Berlin bleibt in den großen Mannschafts-Sportarten von Fuß-, Hand-, Volley- und Basketball sowie Eishockey heuer ohne wenigstens einen nationalen Champion!