Wie erschlagen fühlt sich Susan (Sprecherin: Reese Witherspoon) am Tag ihrer Hochzeit. Kein Wunder, krachte doch gerade ein Komet auf sie nieder. In der Kirche wächst sie kurz darauf zur Riesin. Ihr karriereverrückter Verlobter Derek (John Krasinski) will zwar hoch hinaus, doch die Fünfundzwanzig-Meter-Frau ist ihm eine Nummer zu groß. Nachdem die Gäste die Flucht ergriffen haben, sucht Fernsehwetterfrosch Derek bald beziehungstechnisch das Weite. Der glücklichste Tag ihres Lebens endet für Susan in einem militärischen Spezialgefängnis. Hier trifft sie auf andere Kreaturen, die den bekanntesten Filmmonstern der Fünfziger nicht unähnlich sehen. Die unzerstörbare Glibbermasse B.O.B. (Seth Rogen) ist mangels eines Gehirns nicht gerade schlau. Dafür ist Dr. Cockroach (Hugh Laurie) ein genialer Wissenschaftler. Bei seinem gewagtesten Experiment verlor er den Kopf und trägt seitdem den einer Kakerlake. Hinzu kommen der riesige Insectosaurus, der wie manch Leinwandungetüm vor ihm Tokio zerstören wollte und der aus der schwarzen Lagune angeschwommene Missing Link (Will Arnett). Die mit der neuen Größe unglückliche Susan ist jetzt Ginormica. Den Namen verpasst ihr das Militär, denn wer ein Monster ist, muss auch so heißen. Keine Hommage an die Leinwandwerke der fünfziger, in der nicht Außerirdische die Welt zerstören wollen. Eine Mischung aus den Tentakelwesen aus “Krieg der Welten” und den pflanzenartigen “Triffids” ist Alien Gallaxhar prädestiniert dazu, die Welt zu beherrschen. Doch der Präsident hat mit den Monstern noch eine Geheimwaffe parat. Susan und die Ungeheuer treten gegen Gallaxhar an.
Nachdem sie es physisch getan hat, wächst Susan charakterlich über sich hinaus. Das plötzliche Wachstum überfällt sie wie ein Aufbäumen innerer Größe gegen die Einengung ihres Partners Derek. Während des Eingesperrtseins in dem Militärlager erkennt sie, dass sie schon Gefangene ihres beengten Lebens war. In den Monstern findet sie wahre Freunde. Sie mögen sie trotz ihrer Schwächen, sind sogar fähig, positive Aspekte vermeintlicher Fehler zu erkennen. So sympathisch die Handlung um Freunde, Individualität und Selbstverwirklichung ist, bleibt sie Nebensache. Was wie ein Mangel klingt, ist das eigentlich Bemerkenswerte an “Monsters vs. Aliens”. Von der nicht sichtbaren Leiche des Unsichtbaren bis zum Schlußlied “Planet Claire” der Kultband „B – 52 ´s“: der ironische Witz richtet sich hauptsächlich an ein älteres Publikum. Seine bissige Satire tarnt Regisseur und Drehbuchautor Rob Lettermann als Kinderfilm. Vielleicht hätte er sich sonst selbst in einem Geheimgefängnis der Regierung wiedergefunden. Die Kriegsfarce ist gespickt mit sarkastischen Seitenhieben auf Paranoia und Militärwahnsinn. Der Präsident ist inkompetente Marionette der Armee, der den roten Knopf zum Start des Atomkriegs direkt neben einem identischen zur Ausgabe von Kaffeegetränken hat. Und das Regierungsemblem auf den Tassen erinnert bedenklich an eine gewisse Coffee-Shop-Kette. Das Kommando im aus Stanley Kubricks “Dr. Strangelove” entliehenen Kriegsberatungsraum hat statt eines Jack. D. Ripper ein General W. R. Monger. Dessen eindeutig zweideutiger Name geht in der Synchronfassung leider genauso verloren, wie die Originalstimmen der Trickfiguren. Kiefer Sutherland als – wie der Präsident Kaffee trinkender – Außerirdischer erinnert an seine Rolle in “The Body Snatchers” und Fernsehserienarzt Hugh Laurie leiht dem verrückten Dr. Cockroach seine Stimme.
Cineasten werden an der hintergründigen Komödie besonderen Spaß haben. B-Movie Klassiker wie “Die Fliege”, “Creature from the Black Lagoon” und “Attack of the 50 foot Woman” zählen zu den Inspirationsquellen für “Monsters vs. Aliens”. Ausgefeilter hätten die Persönlichkeiten der Kreaturen allerdings sein können. So sind sie hauptsächlich witziger Querverweis auf ihre prominenten Leinwandvorgänger. Einzig Dr. Cockroach und Susan gewinnen charakterliches Format. Ein sehr junges Publikum wird in “Monsters vs. Aliens” nur eine liebevoll gemachte Abenteuergeschichte sehen. Des Englischen sollte man mächtig sein, sonst entgehen einem die “E.T. go home” – Sprüche auf den amerikanischen Raketen und die eingeblendete außergewöhnliche Wetteransage während der Fernsehnachrichten. Kurzweilige Unterhaltung bietet “Monsters vs. Aliens” jedem Zuschauer. Um im Film alle Anspielungen zu verstehen, muss man allerdings ein Kenner der “Creature Feature” genannten Monsterstreifen sein. “Creature Feature” sollte Rob Lettermanns Werk ursprünglich heißen. Wie die alten Horrorschocker hat es seine Eigenheiten. Solche können jedoch verkappte Stärken sein. Nicht nur bei Monstern.
Titel: Monsters vs. Aliens
Genre: Animationsfilm
Land/Jahr: USA 2009
Kinostart: 2. April 2009
Regie und Drehbuch: Rob Lettermann
Darsteller: Reese Witherspoon, Kiefer Sutherland, Hugh Laurie, John Krasinski
Verleih: Paramount
Laufzeit: 95 Minuten
FSK: Ab 6