Außerhalb des AKW liege laut Kyodo die Radioaktivität um ein Achtfaches über dem Normalwert, sagte Kan laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Jiji. Das Betreiberunternehmens Tepco (Tokyo Electric Power Company) bestätigte, möglicherweise sei Radioaktivität ausgetreten. Auch ein Regierungsmitarbeiter sagte, dass die "Möglichkeit eines Lecks" bestehe.
Wenn die Kühlung nicht wieder hergestellt werden kann, droht eine Kernschmelze; anders gesagt: weil die Temperaturen so heiß sind, schmelzen die feste Brennstäbe und wenn das passiert, dann kann es zu einer Kettenreaktion und Explosion des AKW kommen, wie einst in Tschernobyl 1986.
Derzeit soll radioaktiver Dampf abgelassen werden, um so den Druck in einem von sechs Reaktorbehältern zu verringern. Der Druck ist möglicherweise höher, als das Gebäude aushalten kann und gestiegen, weil die Kühlung nicht mehr funktioniert. Der Defekt der Kühlung wiederum resultiert aus dem Ausfall der Stromversorgung in Folge des schweren Erdbebens der Stärke 8,9, das am Freitagmorgen den Nordosten Japans erschütterte. Das Epizentrum lag 373 Kilometer nordöstlich von Tokio in 24 Kilometern Tiefe. Dem Beben folgten mehrere Nachbeben der Stärke 6,0 bis 7,1, deren Epizentrum nur 67 Kilometer weit von Tokio entfernt war. Unmittelbar danach erreichte ein zehn Meter hoher Tsunami das Land. Allein nahe der Stadt Sendaj im Nordosten Japans wurden bereits bis zu 300 Tote und mindestens 330 Verletzte gemeldet. Hunderte Menschen gelten als vermisst.
Japan rief am heutigen Freitag zum ersten Mal in der Geschichte des Landes den atomaren Notstand aus. Der Generalsekretär des japanischen Kabinetts, Yukio Edano, gab die Bildung eines Notstands-Stabs für die vom Erdbeben betroffenen Atomkraftwerke bekannt.
Die Behörden forderten die Anwohner im Umkreis von zwischen drei und zehn Kilometern auf, ihre Häuser zu verlassen. Diese Anordnung betraf laut AFP bis zu 6000 Menschen.
Gleich nach dem heutigen Erdbeben waren insgesamt elf Reaktoren von vier japanischen AKW automatisch abgeschaltet worden. In Japan gibt es 55 Atomreaktoren, die rund 30 Prozent des Strombedarfs des Landes decken. Im ebenfalls abgeschalteten Atomkraftwerk Onagawa brach ein Feuer in einem Turbinengebäude aus. Die Betreibergesellschaft erklärte, dass keine radioaktive Strahlung ausgetreten sei. Der Brand konnte nach Angaben der Behörden nach einigen Stunden gelöscht werden.
Wie die Internationale Energiebehörde IAEA am Freitag mitteilte, prüfe die Behörde auf Grundlage der Informationen aus Japan, welche Atomobjekte nach dem Erdbeben und dem Tsunami dem Risiko-Bereich zuzuordnen sind und versprach Japan umfassende Unterstützung.
Zum jetzigen Zeitpunkt haben die UNO, die EU, Russland, Frankreich, die USA, Deutschland, Italien, die Philippinen, Indien, Großbritannien und Norwegen Japan ihre Hilfe angeboten.
Mit Material von AFP, Al Jazeera, dpa, Facebook, RIA Novosti und Twitter.