Galt bei Hunold noch die Prämisse: „Keiner außer mir!“, sucht Mehrdorn nach finanzstarken Partnern, die er ums Überleben an Bord seiner Flotte holen muss. Aus eigener Kraft kann sich Air Berlin nicht mehr aus dem Sumpf retten, in den sie Hunold hineingeflogen hat. Hunold ist Geschichte, für Deutschlands zweitgrößte Airline hat eine neue Ära begonnen.
Die Frage ist jedoch, ob Mehdorn eine solche Last auch stemmen kann, die Uhren einer Airline ticken anders als die der Bahn, die auch er nicht nach vorne bringen konnte. Eine Chance bei Air Berlin hat er jedoch verdient und die sieht er eben darin, dass er am liebsten ein gewaltiges Aktienpaket an einen potenten Mitbewerber abstoßen möchte.
So wundert es nicht, dass Hartmut Mehdorn am 19. Oktober 2011 plötzlich im „Berlin Capital Club“ auftauchte als Qatar Airways ihre 100. Destination weltweit zusammen mit dem 10. Geburtstag des German-Qatar-Business-Forum feierte. Als Mehdorn kam, suchte er sich zielstrebig nur einen Gesprächspartner, den Botschafter von Qatar in Deutschland, S. E. Abdulrahman Al Khulaifi. Nicht einmal Michel Glos, immerhin eine Weile Wirtschaftsminister Deutschlands, oder den SPD-Politiker Klaus Uwe Benneter würdigte er eines Blickes.
Dies gibt natürlich zu Spekulationen Anlass. Selbst wenn Mehdorn mit dem Botschafter praktisch einen alten Bekannten traf, den er vielleicht noch als Partner bei seinem Engagement als Bahnchef in Qatar in Erinnerung hatte, so könnten ihm diese Kontakte heute vielleicht helfen. Ohne einen neuen Partner wird es Mehdorn nicht schaffen, denn der Börsenwert der Air-Berlin-Aktien liegt nur bei rund 225 Millionen Euro, und bis Ende September 2011 lag der operative Verlust bereits wieder bei 123 Millionen Euro. Qatar hat Geld genug, um Air Berlin aus dem Schlamassel zu helfen – natürlich mit einem entsprechenden Mitspracherecht.