„Aida, Tochter zweier Welten“ – Eine Ausstellung im ältesten Ägyptischen Museum der Welt

Eine Szene aus "Aida", einer Oper von Giuseppe Verdi. © Copyright Museo Egizio, L'Archivio Storico Ricordi, BU: Stefan Pribnow

Turin, Italien (Weltexpress). Im Museo Egizio, dem ältesten Ägyptischen Museum der Welt, das sich dort befindet, wo die Dora in den Po mündet und also mitten in Turin, wird seit dem 17. März 2022 und noch bis zum 5. Juni 2022 die Ausstellung „Aida, figlia di due mondi” (deutsch „Aida, Tochter zweier Welten“) gezeigt, welche die Ursprünge und Ereignisse eines Werkes, das Europa und Ägypten „vereine”.

Daß mit der Vereinigung mag man bestreiten, aber das kreative Abenteuer von „Aida“ und das kulturelle und politische Klima, in dem das Werk von Giuseppe Verdi geschaffen wurde, bringt – keine Frage – auch heute viele Personen fremder Völker zusammen, beispielsweise auch beim 99. Opernfestival in der Arena di Verona.

Die Oper „Aida“ von Giuseppe Verdi Oper von Giuseppe Verdi in der Arena di Verona. Foto: Jakub Hałun, CC BY-SA 4.0, Aufnahme: Verona, 19.7.2011, BU: Stefan Pribnow

Von der einst deutschen Stadt an der Etsch, die auch Welsch-Bern, Dietrichsbern oder Bern genannt wurde, zurück nach Turin (piemontesisch Türin genannt und geschrieben, italienisch Torino), nach Turin in die Ausstellung „Aida, Tochter zweier Welten“, mit der nicht nur Völkerverständigung betrieben werden solle, sondern auch der 150. Jahrestag der Uraufführung von „Aida“ gefeiert werden. Die (Welt-)Uraufführung fand übrigens am 24. Dezember 1871 in Kairo statt und die italienische am 8. Februar 1872 an der Mailänder Scala.

Die neue Ausstellung im Museo Egizio wird von Enrico Ferraris, Ägyptologe des Ägyptischen Museums, kuratiert. Er ist der Gründer eine Projektes, das die Grenzen Ägyptens überschreitet und verschiedene kulturelle Institutionen einbezieht. Cross- und wohl auch transmedial werden Oper, Theater, Ägyptologie, Geschichte, Literatur und Kino verschmolzen und überwunden. Mittenmang nicht nur Christian Greco als Direktor des Ägyptischen Museums und Kurator Enrico Ferraris, sondern auch Personen aus Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, darunter das Ricordi Historische Archiv, das National Institute der Wissenschaften, das Teatro Regio di Torino, die Universität Turin, das Nationale Kino-Museum, das Teatro Regio in Turin und andere.

Bühnenbildentwurf von Philippe Chaperon für die zweite Szene des dritten Akts, Kairo 1871, der Oper „Aida“ von Aida von Giuseppe Verdi. Gemeinfrei, BU: Stefan Pribnow

Sie alle trugen dazu bei, daß vom Originalszenario von „Aida“ bis zu den Skizzen von Kostümen, Bühnenbildern und Juwelen aus dem Bleistift von der Ägyptologin Auguste Mariette, Schöpferin des ersten Museums für ägyptische Antiquitäten in Kairo, bis hin zu verschiedenen Entwürfe des Librettos und Partituren von Giuseppe Verdi zu sehen sein werden. Die Ausstellung bietet zahlreiche Dokumente, Erinnerungsstücke, Artefakte, Briefe und Partituren, die aus 27 verschiedenen Archiven und Museen aus ganz Europa, vom Louvre bis zum Staatsarchiv von Parma, zusammengetragen wurden. Rekonstruktionen philologischer Szenen und Kostüme des Debüts von „Aida“, hergestellt vom Teatro Regio in Turin, aber auch Podcasts, Videospiele, Filmkritiken und mehr, die von den vierziger bis zu den siebziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts reichen, werden den Besuchern gezeigt und bringen diesen Verdis „Aida“ näher.

Gut, daß Ismail Pascha, der den Beinamen der Prächtige trug und von 1863 bis 1867 Wali (Gouverneur) und von 1867 bis 1879 Khedive (Vizekönig) der türkisch-osmanischen Provinz Ägypten war, ein beispielloses Honorar für die Komposition von „Aida“, einer Oper in italienischer Sprache, zahlte. Mit einem Stück, daß zur Zeit der Pharaonen spielt, wollten wohl die Mächtigen und Herrschenden im Osmanischen Reich die glorreiche Vergangenheit auch Ägyptens entstauben und ihre eigene Modernität ins Rampenlicht rücken.

Aquarellzeichnung nach der europäischen Erstaufführung an der Mailänder Scala, 1872: Radamès erblickt Aida im unterirdischen Gewölbe des Tempels. Leopoldo Metlicovitz – Archivio Storico Ricordi, gemeinfrei

Ägypten wurde stark in die Öffentlichkeit gerückt, weil genau vor 200 Jahren, also 1822, die Entzifferung der Hieroglyphen durch Jean François Champollion (1790-1832) gelang und die moderne Ägyptologie geboren wurde. Daß es Champollion im September 1822 gelang, ein vollständiges System zur Entzifferung der Hieroglyphen aufzustellen, daß er am 27. September 1822 vor Mitgliedern der Akademie der Inschriften und der schönen Literatur in Paris in Teilen vorstellen, das wird in „ZDF“ (27.8.2006) unter dem Titel „Das Rätsel um die Erschaffung der Welt lösen – Anmerkungen zu Jean-François Champollion“ mitgeteilt. Daß die meisten zuhörenden Wissenschaftler nach dessen Vortrag über den Referenten herfielen – „sie beschuldigten ihn des Plagiats oder zweifelten seine Übersetzungen schlichtweg an“ wird nicht verheimlicht. Im Oktober 1822 veröffentlichte Champollion in einem Brief an M. Dacier, den Ständigen Sekretär des ehrwürdigen Instituts, betreffend das Alphabet der phonetischen Hieroglyphen, Teile seiner Erkenntnisse und eine ausführliche Erklärung im April 1824 (Zusammenfassung des Systems der Hieroglyphen im Alten Ägypten), worauf in „Wikipedia“ unter dem Stichwort „Jean-François Champollion“ hingewiesen wird. Daß der Franzose 1830 zum Mitglied der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres gewählt wurde und die (Fach-)Nachwelt heute den sogenannten „Brief an Monsieur Dacier“ als Meilenstein in der Entwicklung der Ägyptologie feiert, das ist auch den Gründern und Lohnarbeitern des ersten Museums der Welt, das ausschließlich Antiquitäten gewidmet war, insbesondere denen aus Ägypten, zu verdanken, das 1824 seine Türen öffnete. Nebenbei bemerkt laufen die Vorbereitungen für die 200-Jahr-Feier des Museo Egizio bereits und die Veröffentlichung der „Déscription de l’Egypte“ und also die Entzifferung der Hieroglyphen durch Jean François Champollion ist dabei ein Top-Thema.

Strike Papyrus, New Kingdom (1539-1076 B.C.) im Museo Egizio in Turin. © Museo Egizio, BU: Stefan Pribnow

Auch auf diese Geschichte wird im Museo Egizio mit Stolz und zu Recht verwiesen, aber aktuell besonders auf die Ausstellung „Aida, Tochter zweier Welten“ hingewiesen. Diese ist in zwei Bereiche gegliedert. Der erste ist dem reichen Kunden und dem kreativen Schöpfer von „Aida“ gewidmet, also auch Ismail Pascha und sein Beamter, und der zweite der Ägyptologe im Allgemeinen und Ausgrabungsleiterin in Ägypten, Auguste Mariette, im Besonderen.

Laut Christian Greco, dem Direttore (Direktor) des Museo Egizio, würden die „Ausgrabungen von Jebel Barkal“, die auf der Weltausstellung 1867 in Paris gezeigt wurden, die Artefakte „vom napoleonischen Feldzug bis zur Gründung des Boulaq-Museums … sich in der Geschichte von Verdis Oper zwischen Geschichte und kulturellem Gedächtnis“ entfalten.

Für alle, die die Verdi-Oper „Aida“ kennen und schätzen, lohnt sich ein Besuch im ältesten Ägyptischen Museum der Welt, im

Museo Egizio

Adresse: Via Accademia delle Scienze, 6, 10123 Torino TO, Italien

Kontakt: Telefon: 0039(0)114406903

Heimatseite: museoegizio.it

Anmerkungen:

Die Recherche wurde von DMO Piemonte S. c. r. l. unterstützt.

Siehe zum Thema „Aida“ auch den Artikel 99. Opernfestival mit „Aida“ von Giuseppe Verdi in der Arena di Verona von Stefan Pribnow im WELTEXPRESS.


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