Für ihre friedlichen Protestaktionen während einer Ausschuss-Sitzung des US-Senats und der Anhörung des BP-Geschäftsführers Tony Hayward wurde die Garnelenfischerin Diane Wilson zu insgesamt 840 Tage Haft verurteilt. Bei dem Gerichtstermin am Freitag hat die Staatsanwaltschaft darauf verzichtet, sie tatsächlich ins Gefängnis zu schicken. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sie ein Jahr lang nicht verhaftet wird – und zwar nirgendwo. Darüber hinaus wird sie für 9 Monate aus Washington verbannt, sie darf den Sitz der Regierung in dieser Zeit nicht betreten. Damit sind weitere Protestaktionen in der Hauptstadt für sie unmöglich geworden. Für die Umwelt- und Politaktivistin ist das keine einfache Bedingung.
Und alles nur, weil sich Diane Wilson in einer öffentlichen Sitzung des Energie-Ausschusses im US-Senat mit (nachgemachtem) Öl übergoss, um gegen die Blockade eines Gesetzentwurfs zu protestieren, mit dem die Haftungsbeschränkung von Öl-Firmen aufgehoben werden sollte. Zum anderen forderte sie bei der Kongress-Anhörung des BP-Chefs Hayward mit schwarz verschmierten Händen und Gesicht lautstark dessen strafrechtliche Verfolgung.
Angesichts der Tatsache, dass sie ihre Stimme nicht mehr in Washington erheben dürfe, erklärte Diane Wilson: "Wenn mir das Wort verboten wird, dann werde ich mir anders Gehör verschaffen. Mit einem Hungerstreik." Als Mitgründerin von Copepink, einer Frauenorganisation für Frieden, soziale Gerechtigkeit und Ökologie, wird sie mit einem Hungerstreik für die Beendigung der Tiefseebohrungen eintreten. Sie fordert ein Gesetz, das die Haftungsbegrenzungen für Öl-Firmen aufhebt und sie für sämtliche von ihnen verursachten Schäden verantwortlich macht. Diane Wilson wird ihren Hungerstreik im Rahmen einer bereits feststehenden Groß-Demonstration auf Washington am 3./4. September offiziell beginnen.
"ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie" betrachtet die gewaltlosen Protestaktionen der Preisträgerin als Teil ihres Rechts auf freie Meinungsäußerung. Axel Köhler-Schnura, Vorstand von ethecon, ist fassungslos über das Ergebnis der Gerichtsverhandlung: "Der BP-Konzern hat mit seiner rücksichtslosen Profitgier den Tod von elf Menschen und eine der schlimmsten Umweltkatastrophen aller Zeiten verschuldet. Statt die Schuldigen zu bestrafen, stellt sich der Staat auf die Seite der Konzerne und macht deren Kritiker mundtot. Das ist eine Rückkehr zum ,Business as usual‘. Aus dem Desaster gelernt hat niemand."
Diane Wilson wurde im Jahr 2006 für ihren engagierten Einsatz zur Rettung des Blauen Planeten von der Stiftung ethecon mit dem internationalen Blue Planet Award 2006 ausgezeichnet. Die Fischerin und Mutter von fünf Kindern kämpft seit Jahrzehnten gegen die Zerstörung eines der artenreichsten Biotope der Erde, den Golf von Mexiko.
ethecon ist im Gegensatz zu den vielen Konzern-, Familien-, Kirchen-, Partei- und Staatsstiftungen eine der wenigen Stiftungen "von unten", die sich vor allem in der Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen sieht. Die noch junge Stiftung finanziert sich über Zustiftungen, Spenden und Fördermitgliedschaften.
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Pressemitteilung von ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie vom 22.08.2010.