In der Saison, also vor allem in den Wochen im Sommer, wenn die Temperaturen auch Tiere aus wärmeren Gefilden zum Schwitzen bringen, stehen hier aufgeheizte Blechbüchsen Stoßstange an Stoßstange in Zweierreihen und kriechen langsam vorwärts. Heute, Anfang Mai 2010, erreichen wir wenige hundert Meter weiter schnell die kleinen Kassenhäuschen aus Holz. Freundlich begrüßen uns die Frauen, niedere Sächsinnen (schließlich lag das Stammland der Sachsen an der untern und nicht an der oberen Elbe) auf hohen Hockern sitzend, die Safari-Kluft kleidete, durch das Fenster.
Aus dem Auto regelten wir das Geschäftliche, geben Geld für eine dicke Broschüre und Gas: Los geht`s zu den Giraffen. Es ist 12 Uhr mittags und die Langhälse sind hungrig. Der Park wird üblicherweise um 10 Uhr geöffnet, jedenfalls die Tierwelt. An bundeseinheitlichen Feiertagen und während der niedersächsischen Sommerferien sogar eine halbe Stunde früher, lese ich Lena vor, die kreischt. Nicht vor Vergnügen, sondern weil die Zunge einer Giraffe es von knapp sechs Metern runter und durch den offensichtlich zu weit geöffneten Schlitz einer Scheibe geschafft hat. Die großen Augen mit langen, dichten Wimpern scheinen zu zwinkern. „Das gute Sehvermögen kombiniert mit der Länge des Halses ermöglicht es den Giraffen, ihre Umgebung genau zu überwachen und Feinde rechtzeitig zu sichten“, lese ich Lena weiter vor.
Auf diese Wissen mehrende Weise verdauen wir den Schreck in der Mittagsstunde schnell. Dann holen wir unsere mitgebrachten Leckereien hervor, schmatzen fröhlich vor uns hin und reisen durch die ost- und südafrikanisch gestalteten Savannenberei.ch. Afrika mitten in der Lüneburger Heide – dass wir das erleben dürfen! Offene Wiesenflächen wechseln mit baumbestandenen Schattenbereichen, Dickungen und Gehölzen.
Vorbei an Antilopen und Flamingos geht’s vom Gnu zum Gepard. Ein Hinweisschild weist diese Gegend als Zululand aus. Der schwarze Fellstrich fällt schon von weitem auf, weswegen diese Katze erbarmungslos gejagt wurde. Wurde, denn heute ist der Gepard so selten wie viele andere Arten auch und kommt im Grunde genommen nur noch in Parks wie diesen oder Reservaten vor. Der Serengeti-Park erhielt 1997 mehrere Geparde als Leihgabe des europäischen Erhaltungszucht-Programms. Die Geparden gehen auf und ab, doch auch wir erreichen nicht die für das schnellste Landsäugetier möglichen 110 km/h, dafür Streichelspaß, angeblich Europas größter Streichelzoo. Aussteigen ist gestattet, nur nicht immer ratsam. Über 200 handzahme Tätscheltiere, von Hausschafen über Mini-Ponys bis zu Zwergeseln reicht die Vielfalt, können rund um einen kleinen See, der über das Grundwasser des Allertales versorgt wird und in dem ein Gemeiner Seehund seine turbulenten Späße treibt, was er sonst nachts tut, statt am sandigen Ufer zu faulenzen, gestreichelt werden. Zwar dürfen wir endlich unser Fahrzeug verlassen, doch die Vierbeiner kommen auch ohne Wagenverlassen zu uns. Sie sind auf der Suche nach Futter. Beim langsamen Weiterfahren zum Angola Land watscheln uns Enten und Gänse über den Weg.
Allerlei Antilopen wie die Impala-Antilope, Litschi-Moorantilope oder die Pferdeantilope grasen im Angola Land friedlich neben Nyala und Watusirind. Mehr Aktion und Martapfähle erwarten uns in der Prärie, die von den Hufen nordamerikanischer Bisons und Wapitis aufgewühlt ist. Durch Landraub, vorangetrieben durch den Eisenbahnbau wurde der „Indianderbüffel“ ausgerottet. Von 60 Millionen dieser Präriebisons bleiben 1889 gerade einmal 1000 übrig. Der Bestand erholte sich in Schutzgebieten, wo er von Millionen Besuchern beschaut werden kann. Wo der Bison kurze Hörner hat, hat der Wapiti ein großes Geweih und drohte mit seinem Imponierorgan von Südmexico bis Nordkanada. Heute schallt sein Brunftschrei nur noch durch halboffenen Wälder nordamerikanischer Nationalparks oder durch den Serengeti Park.
Nach Amerika möchte Lena auch, als ich ihr die kurze Geschichte der großen Hirsche erzähle. Doch Vatis Fahrzeug fährt nur in die Tuntra. Die hat es in sich. Richtig: wieder Antilopen, dieses Mal Hirschziegenantilopen! Wir rollen leicht hügelauf zu einem Schaugehege mit acht Amur-Leoparden. Die auch am Amur seltenen Großkatzen, sonst gibt es sie nicht mehr, weder in Ostsibiren noch in der russischen Taiga, dösen. Nach Aussterben sieht das nicht aus, doch die IUCN wird wohl wissen, warum sie den Einzelgänger und Rehreißer als bedroht eingestuft hat. Ob die gefährlichste Raubkatze der Erde dadurch gerettet werden kann?
Fortsetzung mit dem Titel „Weltexpress bei den Weißen Löwen“ folgt!
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Serengeti-Park Hodenhagen GmbH, 29693 Hodenhagen, Telefon: 05164-97990, Internet: www.serengeti-park.de