Ein kollektives Trauma

Ein Adventskranz am ersten Advent. Quelle: Pixabay, Foto: Myriams-Fotos

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Ja, der Tod! Es ist doch merkwürdig, daß in unserem Land in fast allen Dörfern Kirchen und in den Städten prächtige Dome und Kathedralen stehen. Sie alle haben mit ihren zum Himmel weisenden Türmen nur eine Aufgabe: Hinzuweisen auf die Auferstehung. Auch die Adventszeit ist doch nur die Vorbereitungszeit auf die Geburt dessen, der von Gott her in die Welt gekommen ist, nicht daß Weihnachtsmärkte erstrahlen und der Konsum gesteigert wird, sondern daß dieses Kind in der Krippe dann an Karfreitag ans Kreuz geschlagen wird und an Ostern aufersteht. Auferstehung!

Und nun scheint in der Pandemie den Bundesbürgern, auch gerade den Christen unter ihnen, jegliche Hoffnung darauf verloren gegangen zu sein. Diese Hoffnungslosigkeit wird noch wöchentlich dadurch verstärkt, daß kaum noch jemand weiß, was der Sonntag eigentlich bedeutet. Er ist zwar wohl der Ruhetag, aber gleichzeitig auch und darüber hinaus ein „kleines“ Osterfest. Das ist weitgehend vergessen, und jedesmal, wenn mir an der Kasse eines Geschäftes ein „schönes Wochenende“ gewünscht wird, dann bin ich versucht, darauf hinzuweisen. Im Russischen ist dieses „Ostern“ noch erhalten, wenn der Sonntag den Namen „BockpecHbe“ trägt, und das heißt: „AUFERSTEHUNG“!

Pandemie und die Kirche. Wozu ist die Kirche da? Anscheinend zu vielem, manchmal zu allem und jedem. Das Eigentliche aber, den Christusglauben, Kreuz und Auferstehung, scheint sie vergessen zu haben. Paulus hat im ersten Korintherbrief in wenigen Sätzen klar formuliert, was das Wesen des christlichen Glaubens ausmacht. „Sünde-Tod-Auferstehung.“ Das ist es, aus dem sich im Christsein alles andere ergibt. Aber warum ist es als größte und einzige Hoffnung in der Not des Menschseins heute derart versteckt, gerade auch in der Kirche? Es ist an der Zeit aus dem „kollektiven Trauma“ aufzuwachen und den christlichen Glauben ohne wenn und aber zu bekennen, zu verkündigen, zu feiern und zu leben. Oder hat man – auch die Bischöfe – Angst davor, ausgelacht zu werden, als kenne man das wahre Leben nicht.

Johannes Röser hat in „Christ in der Gegenwart“ das Hohelied der Liebe des Paulus auf den Auferstehungsglauben (1.Kor. 13) hin umgedichtet: „Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber den Auferstehungsglauben nicht, wäre ich ein dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüßte und alle Erkenntnis hätte… hätte aber den Auferstehungsglauben nicht, wäre ich nichts… Der Auferstehungsglauben hört niemals auf… Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich durch und durch erkannt worden bin.“

Röser schließt mit dem Aufruf: Kirche erkenne Dich selbst! Werde zum Spiegel. Zum Spiegel der Auferstehungssehnsucht. Das ist dein Job!

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