Berlin, Deutschland (Weltexpress) „No Sudden Move“ lautet der Titel des Krimis von Steven Soderbergh, der neben Nervenkitzel auch Sozial- und Gesellschaftskritik sowie eine gute Portion Hirn und Humor zu bieten hat. Nachdenklichkeiten, Fragezeichen, schöne Schmunzler und gute Lacher werden für Leute, die nicht nur um mehrere Ecken fahren können, sondern auch denken und also Erzählungen, die immer wieder abgleiten, folgen können, garantiert.
Soderbergh, Drehbücher schrieb, Filme schnitt und produzierte sowie Kamera und Regie führte, kann`s halt und ist drauf und dran, das dritte Dutzend an eigenen Kinofilmen zu vollenden, Dokumentar- und Kurzfilme, Fernsehfilme und Serien nicht mitgerechnet.
Auch für „No Sudden Move“ heißt es hinter Kamera, Schnitt und Regie: Steven Soderbergh. Nur das Drehbuch sei von Ed Solomon und die Musik von David Holmes, doch das fällt bis zum Abspann kaum auf.
Seit Ende Juni 2021 läuft nun „No Sudden Move“ in deutschen Lichtspielhäusern und zu sehen bekommen Soderbergh-Fans eine Reise in die 50er Jahre der VSA, genauer: nach Detroit zu einer Zeit, als sich die Bourgeoisie der Autostadt anschickte, aus Motor Town schlicht Motown zu machen und Leute in Kleidern, in die andere greifen können.
Drei Kleinkriminelle werden für einen Raub angeheuert. Ronald Russo (Benicio del Toro) und Curt Goynes (Don Cheadle) werden mit Charley (Kieran Culkin) in das Haus von Matt Wertz (David Harbour) geschickt. Während Charley mit Matt, dem Buchhalter von General Motors loszieht, um besondere, ja, beachtliche Unterlagen zu stehlen, passen die beiden anderen auf den Rest der spießigen Kleinbürger-Familie auf. Das sollte nicht schwer fallen. Eigentlich. Die Geheimpapiere, die Informationen von Ingenieuren für einen Katalysator, der die Umwelt schützen und das Autogeschäft revolutionieren soll, beinhalten, stecken in einem Safe. Es geht also um Millionen, die von Millionen begehrt werden, darunter auch große Gangster, die auf dem Weg zum Berg von Moneten kleine Gangster engagieren, und Kapitalisten, also unisono Kriminelle.
En passant sollten Ronald und Curt kaltgestellt, also ausgeschaltet werden, und zwar von Charley. Doch Curt, kurz zuvor aus dem Knast gekommen war, riecht den Braten und dreht den Spieß um, so gut es geht. Und es geht gut, der Spießt dreht sich, aber wie. Fett spritzt, Schweiß fließt und Blut. Curt kann auch die Puppen tanzen lassen. Doch am Ende bleibt ihm nur eine Bitte, die nach 5.000 Dollar.https://www.youtube.com/embed/EN4RxAZyufs?feature=oembed
Bis es soweit ist und er nach Kansas kann, läuft einiges hin und her, krumm und schief. Vor allem laufen die Schauspieler in dieser Retrovaleszenz, die überall Entfremdung und Fremdeln zeigt, zu Höchstleistungen auf. Beim Vergnügen am Betrachten von schönen Schlitten, alten Limousinen und jungen Leuten in klassischen Kulissen, verliert man sich und mitunter den Faden in dieser Verschwörung, die sich auf der Leinwand entblättert. Manchen mag man selbst weiterspinnen, manche verlieren sich.
Die Drehbuch bietet nicht nur für fantastische Fahrzeuge jede Menge Sackgassen. Und Soderbergh zeigt sie alle! Am Ende haben sich (fast) alle verfahren. Nur die Kapitalisten der (Auto-)Konzern nicht, so scheint es mitten in Motown.
Filmographische Angaben
- Originaltitel:; No Sudden Move
- Staat: VSA
- Jahr: 2021
- Originalsprache: Englisch
- Regie: Steven Soderbergh
- Drehbuch: Ed Solomon,
- Kamera: Steven Soderbergh
- Schnitt: Steven Soderbergh
- Musik: David Holmes
- Darsteller: Don Cheadle (Curt Goynes), Benicio del Toro (Ronald Russo), David Harbour (Matt Wertz), Amy Seimetz (Mary Wertz), Jon Hamm (Detective Joe Finney), Ray Liotta (Frank Capelli), Kieran Culkin (Charley), Noah Jupe (Matthew Wertz), Brendan Fraser (Jones), Bill Duke: Aldrick Watkins, Frankie Shaw (Paula), Julia Fox (Vanessa Capelli), Matt Damon (Mr. Big), Craig Grant (Jimmy)
- Produzent: Casey Silver
- Länge: 116 Minuten
- Altersfreigabe: FSK 12