Dieses „erfahren“ wollen die „Old-Münsterländer“ nun allen ermöglichen und so schrauben pfiffige Landsleute in Cloppenburg ein sogenanntes „E-Bike“ zusammen, mit dem „Berge zu Tälern gemacht werden“, so Franz Goda vom gleichnamigen Fahrradhaus, das die umgebauten Räder an unternehmungslustige Gäste verleiht. Und tatsächlich, beim ersten Probetreten verblüfft die neue Leichtigkeit des Fahrens. Lässig lehnt man sich auf den chopperartigen breiten Lenker der Tret-Harley, rückt die Sonnenbrille zurecht und lässt sich die frische und kräftige Landluft um die Nase wehen. Bei diesem leichten Tritt darf es auch mal etwas weiter gehen. Andrea Scheibe vom „Verbund Oldenburger Münsterland“ hat da auch gleich eine Idee, sie empfiehlt die sogenannte „Boxenstopp-Route“. „Die führt an wunderschönen Flussauen, verträumten Seeufern, Wiesen und Wäldern entlang, durch eine einmalig schöne Moor- und Geestlandschaft“, schwärmt Andrea und wer könnte da wohl widerstehen?
Ab geht die Post, von Damme aus zieht sich die Route an Wiesen und Feldern, Gestüten und Gehöften vorbei, schnell gewöhnt man sich an das freundliche „Moin“ der Einheimischen und ehe man sich versieht schillert in Reichweite bereits die Wasserfläche des Dümmer Sees. Abstieg vom Rad, Einstieg ins Segelboot. „Unser See ist mit 16 Quadratkilometern der zweitgrößte Niedersachsens“, erläutert Jürgen Göttke-Krogmann, der als Naturschützer auch Gästen einen behutsamen Eintritt in sein Reich ermöglicht. Mit ihnen teilt er gern die Freude an zunehmenden Populationen von Gänsen, Enten, Silberreihern und Kranichen. Und ganz besonders liegt ihm die Diepholzer Moorschnucke am Herzen, die er so populär machen will, dass sie möglichst bei jedem Touristen auf dem Speiseplan stehen soll. „Nur wenn sie gegessen wird, wird sie überleben“, so sein Credo. Nach Bezwingung des 141 Meter! hohen Mordkuhlenberges endet die 32 Kilometer lange Tagesetappe am mit Rhododendrensträuchern malerisch gestalteten Ferienhof Werner in Emstek/Drantum.
Die zweite Tagesetappe führt zunächst in das älteste Freilichtmuseum Deutschlands nach Cloppenburg. In 60 wiedererrichteten Gebäuden erlebt der Besucher hier die Rückkehr in eine Zeit, als der Arbeitstag noch 16 Stunden dauerte, Mensch und Tier in einem Gebäude lebten und sich von kargen Rationen ernähren mussten. Dass das Leben noch härter sein konnte, erfährt man im Moor- und Fehnmuseum in Elisabethfehn. Die harte Arbeit des Torfstechens und das Wohnen in zugigen, feuchten Torfhütten ließ die Menschen im 19. Jahrhundert selten älter als 40 bis 45 Jahre werden. Mit der MS-Spitzhörn kann man die Wasserwege verfolgen, die einst für den Torftransport gebaut wurden. Da ist man dann froh, wenn man abends in gemütlicher Runde den Tag im Hotel Heidegrund an der Thüsfelder Talsperre ausklingen lassen kann. Um sich an den nächsten Tagen weiter umzusehen, denn an jedem Tag erfährt man mit der Tret-Harley auf der „Boxenstopp-Route“ ein Stück deutsche Geschichte, heilt die Seele mit Panoramablicken und tut aktiv etwas für die eigene Gesundheit.