Der FC Barcelona ist mehr als ein Fußballclub. Er ist Heimat, Weltanschauung, höchste Kunst und diffizile Ersatzreligion. Gegründet 1899 komischerweise von einem Schweizer und einer Hand voll Engländer, erobert sich Barca binnen zehn Jahren einen Platz im Herzen eines jeden echten Katalanen und wird schon bald Regionalmeister. Nachdem die Katholiken die ursprünglich freimaurerisch angehauchte Vereinsphilosophie pulverisierten, dauerte es nicht lange bis zum Platz ganz oben. Barca ist Katalonien, Katalonien ist Barca.
FC Barcelona der einzige Fußballklub in Spanien, der noch nie aus der ersten Liga abgestiegen ist, hat 162.979 Mitglieder, davon immerhin 37.825 Frauen.
Als Francos Truppen Barcelona einnahmen, standen neben Anarchisten und Kommunisten Barcaanhänger ganz oben auf der Todesliste.
Der große Feind heißt seit ewigen Zeiten Real und kommt aus der verachteten kastilischen Hauptstadt Spanien. Real der Club der Francisten, Barca der Club der edlen Freiheitskämpfer? So einfach ist die Geschichte nicht zu lesen, und so einfach wird sie uns auch nicht vom Fußballhistoriker Dietrich Schulze-Marmeling vorgelegt.
Sein fein zu lesendes Buch ist faktenreiche und große Fußballliteratur, hehre Ballvirtuosen wie Johan Cruyff, Bernd Schuster, Ronaldinho, Guardiola oder Lionel Messi wabern durch die Seiten, jede Seite, jeder Schuss ein Genuss!.
Oder wie es Sergie Pámies unübertroffen formuliert: „Für uns Nichtgläubige ist Barca ideal. So haben wir etwas, woran wir glauben können. Barca verspricht uns ein Leben nach dem Tod.“
Barca oder: Die Kunst des schönen Spiels, Dietrich Schulze-Marmeling, 240 Seiten, Verlag Die Werkstatt 2010, 14,90 Euro