Berlin, Deutschland (Weltexpress). Am Morgen des Tages, der den in China hoch verehrten und geschätzten Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl und mich auf die Dammkrone des Drei-Schluchten-Staudammes führte, konnte ich den Ratschlag eines amerikanischen Luftwaffengenerals an die taiwanesische Luftwaffe in der Zeitung lesen. Man soll doch den Damm durch Luftangriffe pulverisieren. Man konnte kaum erahnen, in welcher Höhe wir über dem schäumenden Wasser aus den Turbinenschächten standen. Eines war für mich aber sicher. Der britische Bombenangriff auf die Eder-Talsperre während des Krieges würde sich im Nachhinein als geradezu marginal im Vergleich zu den Schäden definieren lassen, die eine Zerstörung dieses chinesischen Jahrhundertbauwerkes zur Folge haben würde. Es war mitten in Friedenszeiten, in denen sich der amerikanische General mit einem möglichen Kriegsverbrechen vernehmen ließ.
Das macht selbst in den Tagen, in denen die Probleme um Hongkong zu explodieren scheinen, deutlich, wie spannungsgeladen die Verhältnisse nicht nur zwischen London und Beijing sondern auch diejenigen aller Nachbarn Chinas sind, wenn diese unter der Führung der Vereinigten Staaten sich befinden. Man kann sich durchaus mit der Frage beschäftigen, welche Faktoren dazu beigetragen haben, die Lage in Hongkong eskalieren zu lassen? War es der Einsatz für die Rechtsregeln, die beim Übergang Hongkongs in die letztendliche Jurisdiktion Chinas als Gebiet weitestgehender Selbstverwaltung vereinbart worden sind und zwar zwischen London und Beijing? Oder drohte über Forderungen auf den Straßen eine Abspaltung Hongkongs von China und damit die Zerstörung der mit London ausgehandelten Bestimmungen? Nach den Erfahrungen mit Konflikteskalationen bei anderen Kriegen seit dem Jugoslawien-Krieg 1999 hat die Welt die Erfahrung machen müssen, dass es bald nicht mehr festgestellt werden kann, wie die Einzelgründe im einzelnen gewesen waren. Man will die andere Seite vor den Colt bringen und dann regiert das angelsächsische Faustrecht.
Das kam alles nicht aus heiterem Himmel. Direkt nach der deutschen Wiedervereinigung bemühte sich der damalige kasachische Staatspräsident Naserbajev, wegen der spannungsreichen Gesamtlage in Asien eine „Konferenz für Sicherheits und Zusammenarbeit in Asien“ flügge zu bekommen, nachdem der Helsinki-Prozeß in Europa so überaus erfolgreich wirken konnte. Zum großen Erstaunen aller verweigerten die Vereinigten Staaten jede Zusammenarbeit mit diesem Konferenzprojekt, das inzwischen als „Shanghai-Kooperation“ überaus erfolgreich wirken konnte. Heute ist erkennbar, in welcher Dimension die Vereinigten Staaten und „Global Britain“ auf dem Klavier der Spannungsfelder zwischen Südchinesischem Meer, Lage der Uiguren, Situation in Tibet, Wirtschaftsfragen, Hongkong, Beziehungen zu Nordkorea, Lagerstätten-Dispute mit Japan und letztlich Taiwan zu spielen vermögen. Für die Welt bedeutet das alles: Alarmstufe rot.