Berlin, Deutschland (Weltexpress). Der Krieg zwischen Kyrenaika und Tripolitanen geht in die nächste Runde. Über wie viele Runden dieser Krieg, der ein klassischer Stellvertreterkrieg ist, gehen wird, das ist nicht abzusehen. Doch jeder Stellvertreterkrieg, der aus den Fugen gerät, kann zu einem Großkrieg der Großmächte werden.
Während Tripolitanien vor allem von den Muselmanen aus Ankara, welche die Bündnispartner der Moslembrüder nicht nur in Ägypten waren, sondern auch die im ehemaligen Staat Libyen, unterstützt wird, weil dieser Stellvertreterkrieg auch ein Gas- und Ölkrieg ist, stehen die Mohammedaner in der Arabischen Republik Ägypten mit der Syrische Arabische Republik der Russischen Föderation auf Seiten von Kyrenaika. Sowohl Ägypten als auch Syrien wurde nicht nur arabisiert, sondern auch muselmanisiert.
Doch die Herrscher beider Staaten, in denen das Militär die alles entscheidende Rolle spielt, und also die Offiziere, vor allem die Generäle das Sagen haben, wobei die Gesellschaften von Clanstrukturen durchwoben sind, wollen nicht ihre Macht und Moneten an die Moslembrüder verlieren, die das Muselmanentum des Wahhabismus propagieren, der im Arabien der Saud-Dynastie herrscht und wo die Karmaten herrschten, sondern ihren gemäßigten, der sich aus der Zeit der Tuluniden und Ichschididen hat erhalten können. Der Einflussbereich dieser Richtung umfasst auch Kyrenaika, auch einst den Libanon und Jordanien. Daher rühren gewissen Gemeinsamkeiten und ein gewisses Verständnis. Das führt zu einer gegenseitigen Rührseligkeit und Unterstützung füreinander.
Kein Wunder also, dass in Kairo und Damaskus die jeweiligen Staats- und Regierungschefs offen für Kyraika Partei ergreifen. Nicht nur das. Jetzt schicken sie auch noch vor aller Augen Waffen und Munition und: Soldaten.
Elf Transportflugzeuge der Russischen Föderation brachten Hunderte Soldaten der Syrisch-Arabische Armee nach Sirte und angeblich auch sechs Pantsir-S1-Luftabwehrsysteme. Zuvor brachten die Türken Soldaten und Söldner, Waffen und Munition nach Tripolitanien. Deswegen und nur deswegen könnten sich die Streitkräfte Tripolitaniens, die größtenteils aus Milizen großer Clans bestehen, von der Umklammerung durch die Truppen unter General Chalifa Haftar befreien.
Nun stehen Syrer, Ägypter und Russen an der Großen Sirte Türken gegenüber. Während die Franzosen zu Kyrenaika halten, Macron wird nicht müde, die Erdogan-Türken zu warnen, zeigen die Merkel-Deutschen in der BRD ihre völlige geopolitische Ahnungslosigkeit und scheinen nach wie vor den Türken und den Tripolitaniern den Rücken zu stärken. Die VSA, die mit Kyrenaika sympathisiert, lässt den Russen offenbar freie Hand.
Umso unverständlicher ist das teils hilfslose Rumhüpfen, teils Wegducken der Kanzlerin, die sich Anfang des Jahres vor Macrons Karren hat spannen lassen, sodass diese eine allseits belächelte Libyen-Konferenz in Berlin veranstaltete mit dem Ergebnis: außer Spesen nichts gewesen. Offensichtlich hat die Regierungschefin mit ihren Ministern aus den Altparteien CDU, CSU und SPD nun vollends die Orientierung verloren. Auf der Weltbühne agieren Merkel und Minister nur noch peinlich im machtpolitischen Abseits.