Berlin, Deutschland (Weltexpress) Am kommenden Sonntag, 2. Februar 2020, ist es wieder soweit. Wie jedes Jahr am ersten Sonntag im Februar findet das größte Einzelsportereignis der Welt, gemeint ist der Super Bowl, das Endspiel um die Meisterschaft im American Football, statt. Ausgetragen wird das nunmehr 54. Endspiel – dargestellt in römischen Zahlen LIV – im sonnigen Miami, in Florida, im 65.326 Zuschauer fassenden „Hard Rock Stadium“. Hier zu Hause ist sonst das Team der Miami Dolphins, die allerdings mit nur fünf Saisonsiegen keine Chance auf die Playoffs hatten.
Qualifiziert, somit übrig geblieben, nach der Playoff-Mühle sind die Kansas City Chiefs aus dem Mittleren Westen und die San Francisco 49ers aus Kalifornien. Der Faktencheck zu beiden Teams verspricht, dass es ein enges Spiel ohne ausgemachten Favoriten geben könnte. Ein Blick auf die Wettquoten zeigt, dass ein Sieg der 49ers leicht höhere Quoten einbringen würde.
Für die Mannschaft aus San Francisco ist es bereits die sechste Finalteilnahme. Nur einmal haben sie, im Jahre 2012, ihr Endspiel verloren. Die Kansas City Chiefs waren nicht so erfolgreich. Sie waren 1967 Teilnehmer beim erstmals ausgetragenen Finale um den Super Bowl, unterlagen am 15. Januar in Los Angeles den Green Bay Packers mit 10:35. Besser machten sie es dann 3 Jahre später, am 11. Januar 1970 holten sie sich in New Orleans die begehrte Trophäe durch einen 23:7 Erfolg gegen die Minnesota Vikings. Seitdem warten sie in Kansas City, trotz 21 Playoff-Teilnahmen auf den nächsten großen Erfolg.
In diesem Jahr könnte es klappen, weil der Quarterback der Kansas City Chiefs, als einer der besten der Liga, wenn nicht sogar als der Beste gilt. Auf Patrick Mahomes und auf sein Passspiel wird es ankommen, im Laufspiel lagen bisher nicht so die Stärken der Chiefs. In der Verteidigung liegen die Vorteile eher bei San Francisco, insofern werden die Chiefs versuchen, möglichst schnell einen Vorsprung an Punkten zu erzielen. Da die Verteidigung der Chiefs, bis hinein in die Playoffs, nicht der stärkste Mannschaftsteil war, wird es auch darum gehen, möglichst wenig Angriffszeit für die 49ers übrig zulassen.
Im American Football sind die Rollen dem Spielfeld klar verteilt, jeder ist ein Spezialist auf seiner Position. Es widerspiegelt das „richtige“ Leben, einige müssen die Drecksarbeit machen und andere treffen die Entscheidungen, von denen das Wohl und Gedeihen der „Drecksarbeiter“ abhängt. Oder vergleichen wir diesen Sport mit einer Schachpartie. Vom König bis zum Bauer, findet sich jede Figur des Schachbretts in den Funktionsbeschreibungen der elf Spieler einer Mannschaft, je nach Spielsituation wieder. Der König ist der Quarterback, im Zusammenspiel mit den Trainern. Sind seine Pässe ungenau, klappt die Ballübergabe nicht oder wird sogar zu Fall gebracht, ist der Versuch Raum zu gewinnen oder die gegnerische Endzone zu erreichen gescheitert. Bei 49ers heißt der Quarterback Jimmy Garoppolo. In seiner Vita stehen bereits zwei Super Bowl Erfolge, allerdings hat er dabei als Ersatz für Tom Brady an der Seitenlinie gestanden. Seit 2017 ist er Nummer 1 Quarterback bei den 49ers und führte aktuell sein Team ins Finale. Im Jahr 2018 hatte er Pech, im Saisonspiel, ausgerechnet gegen die Kansas City Chiefs, riss ein Kreuzband, so dass er bis zum Saisonende nicht mehr spielen konnte.
Zum Kader der 49ers gehört Mark Nzeocha. Der Sohn eines Nigerianers und einer Deutschen wurde am 19. Januar 1990 in Neusitz, Landkreis Ansbach bei Nürnberg geboren. Mit 13 Jahren begann er Football bei den Franken Knights in Rothenburg ob der Tauber zu spielen. Auf Grund seiner Leistungen in der Junioren-Nationalmannschaft bekam er Angebote für ein Stipendium in den USA. Er entschied sich für die Mannschaft der University of Wyoming. Nach seiner Zeit am College bekam er 2015 eine Offerte, für das NFL-Team der Dallas Cowboys zu spielen, schaffte es aber nur in den Trainingskader, dem Practice Squad. In der Kampfmannschaft durchsetzen konnte er sich erst, nach seinem Wechsel 2017 zu den San Francisco 49ers.
Nzeocha, trägt bei den 49ers die Rückennummer 53 und spielt auf der Position des Linebackers. Dafür bringt er mit einer Körpergröße von 1,90 m und einem Gewicht von 108 kg Idealmaße mit. Er kommt vor allem in den Spezial-Teams zum Einsatz, wenn es darum geht, beim Kickoff-Return oder einem Punt den gegnerischen Ballträger zu stoppen. In der Verteidigungsaufstellung kommt er als Outside Linebacker zum Einsatz. Sie sind dafür zuständig, dass über ihre Seite nicht gelaufen werden kann. Das bedeutet Blocks abwehren und den Tackle setzen, sowie in der Verteidigung Druck auf den Quarterback erzeugen. Seine Statistik nach 16 Spielen der regulären Saison weist folgende Werte aus: 38 Tackles (einen gegnerischen Angreifer zu Fall gebracht), 1 sack (den gegnerischen Quarterback zu Fall gebracht), dazu kommen jeweils ein erzwungener Fehlwurf (Interception und dadurch Eroberung des Angriffrechts) und Ballverlust (Fumble)
In der regulären Saison haben die Finalisten nicht gegeneinander gespielt. Bis zu den Playoffs sind 16 Spiele in der regulären Saison zu absolvieren, bei insgesamt 32 Mannschaften, eingeteilt in acht Divisionen, je vier Divisionen bilden die American Football League (AFC) und die National Football League (NFC). Ein Hin- und Rückspiel gibt es nur gegen Kontrahenten aus der eigenen Division. In einem Rotationsverfahren werden die anderen Paarungen festgelegt, so dass in der regulären Saison die Finalisten nicht gegeneinander spielen mussten.
Fast genauso wichtig wie das Spiel selbst ist die opulente Halbzeitshow. Hier werden Jennifer Lopez und Shakira gemeinsam auftreten. Die Nationalhymne wird von Demi Lavato gesungen und ein Overfly wird ebenso praktiziert werden.
In Deutschland ist das Spiel in der Pro 7 Sendergruppe ohne zusätzliche Kosten zu empfangen. Nach deutscher Zeit beginnt das Spiel eine halbe Stunde nach Mitternacht, der 3. Februar hat dann so gerade begonnen. Gegen 5 Uhr am Montag früh in Deutschland werden wir es wissen, ob es nach Markus Koch (Sieger 1988 und 1992) und Sebastian Vollmer (Sieger 2015 und 2017) es ein weiterer, in Deutschland geborener, Spieler geschafft hat. Wer im Stadion in Miami dabei sein will, muss tief in die Tasche greifen. Plätze im Oberrang mit der nicht allerbesten Sicht kosten noch über 4.000 EUR. Für die Plätze im Unterrang, bei bester Sicht auf das Geschehen, wird es locker fünfstellig.