Kein Karneval für den 1. FC Köln in der Wuhlheide, Einladung zum verlieren – der 1. FC Union entscheidet das Duell der Aufsteiger für sich

Union Berlin. © Foto: Hans-Peter Becker

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Anfangsphase des Spiels war fast eine Wiederholung des letzten Heimauftrittes gegen die Gladbacher Borussia. Der Gast sah in der ersten halben Stunde etwas besser aus. Die Eisernen lauerten auf Fehler im Spielaufbau. Sebastian Polter, der mal wieder in der Startelf stand, verpasste in der 11. Minute eine Freistoßflanke. Die rustikale Spielweise der Unioner, Schiedsrichter Patrick Ittrich lies nichts durchgehen, bescherte den Kölnern einige Freistöße aus aussichtsreicher Position. So musste Rafal Gikiewicz in der 23. Minute ein Freistoßgeschoss von Birger Verstraete entschärfen, das wiederholte sich in der 29. Minute. Zwischendurch, in der 26. Minute, setzte Simon Terodde einen Flankenball von Dominik Drexler nur knapp neben den Pfosten.

Sebastian Andersson
„Mann des Spiels“ Sebastian Andersson. © 2018, Foto: Hans-Peter Becker

In der 32. Minute, gegen Gladbach war es die 15., meinte es der Fußballgott wieder gut mit den Eisernen. Mit seinen Freistößen hatte Verstraete kein Glück und jetzt kam noch Pech dazu. Er rutschte auf dem etwas glatten Rasen aus, so kam Sebastian Andersson an den Ball und fackelte nicht lange. Seinen Schuss konnte Köln Keeper Timo Horn so gerade zur Ecke lenken und der fällige Eckball saß. Aus kurzer Distanz drückte erneut Andersson, der das alles provoziert hatte, das Leder in die Maschen.

Seien wir vornehm, den Kölner Verantwortlichen entfuhr ein Wort, das in der französischen Übersetzung „Merde“ heißt. Die Situation war jetzt wie gemalt für die Eisernen, das ist ihr Spiel. Bloß nicht zu viel Ballbesitz, lass den Gegner kommen, egal ob Meisterschaftsaspirant oder Abstiegsanwärter, für einen Fehler ist jeder gut. Der 1. FC Union ging in Führung, zu diesem Zeitpunkt hatten sie für ihre Verhältnisse ungewöhnliche 74% Ballbesitz. Eigentlich konnten sie damit nicht viel anfangen, doch so ein Angebot zur Führung konnten sie sich nicht entgehen lassen.

Urs Fischer im Gespräch mit Kollege Markus Gisdol © 2019 Foto: Hans-Peter Becker

Es dauerte in der zweiten Halbzeit nur fünf Minuten, da bekamen die Kölner ihr 0:2 eingeschenkt und wieder was der „Mann des Spiels“, Sebastian Andersson. Ein Konter passte, der Steilpass kam von Christian Gentner, Andersson narrte mit einer Finte Kölns Verteidiger Lasse Sobich und vollendete bevor der Winkel für Schuss zu spitz zu werden drohte. Der Ball war nicht allzu scharf getreten, hatte aber zum Glück die Torlinie bereits überschritten, als ihn Sebaastian Bornauw versuchte von der Linie zu kratzen. Die Torlinientechnologie kam zum Einsatz und die Entscheidung fiel während des Torjubels. Es waren noch 40 Minuten zu spielen, in der die Kölner nicht mehr zustande brachten. In feiner Ironie erklang aus dem Fan-Block der Gesang: „Wir fahren weit, wir fahren viel und verlieren jedes Spiel. Köln wirkte nach dem zweiten Gegentreffer klinisch Tod. Manager Horst Held brachte es auf den Punkt:“So wie wir hier heute aufgetreten sind, war das eine Einladung zum verlieren.“

Taktik

Egal wer Urs Fischer zur Verfügung steht, auch in diesem Spiel erwies sich ein 3-4-1-2 System bei eigenem Ballbesitz als optimale Lösung. Kurzfristig war in der Innenverteidigung der erfahrene Neven Subotic ausgefallen. Auf seiner Position spielte der nicht minder erfahrene Michael Parensen. Er machte seine Sache ordentlich, hatte erst ein paar Stunden zuvor erfahren, dass er gleich zu Beginn ran muss, seine Zweikampfquote lag bei fast 70% und seine Laufleistung bei 10,42 km. Die meisten Zweikämpfe lieferte er sich mit Köln Stürmer Copete J. Cordoba. Auf der Gegenseite spielte sein Kumpel aus frühen Unionzeiten, Simon Terrodde.

Bei Ballbesitz des Gegners rückten Christopher Trimmel und Christopher Lenz nach Hinten und empfingen die Kölner mit einer Fünferkette in der Abwehr.

Der neue Kölner Trainer Markus Gisdol schickte seine Mannschaft in einem 4-4-2 System auf den Rasen. Er wollte so mehr Ballbesitz für den Gegner erzwingen, Union sollte kommen, was auch gelang. Nur gelangen den Kölnern keine Tore, insofern ging die taktische Marschroute nicht auf. Bis zum 1:0 hatte der 1. FC Union so seine Probleme mit dem ihnen aufgezwungenen Ballbesitzspiel. Der Wert normalisierte sich mit zunehmender Spieldauer und war am Schluss fast ausgeglichen.

Fazit

Das Gebilde 1. FC Union Berlin funktioniert zur Zeit hervorragend, egal wer in die Alte Försterei kommt, es wird eine Lösung gefunden. Das Auftreten im eigenen Stadion ist bemerkenswert. Es war der vierte Heimsieg in Folge. Der Kader ist gut zusammengestellt, Oliver Ruhnert hat hier einen guten Job gemacht und Trainer Urs Fischer scheint den richtigen Draht zu den Spielern gefunden zu haben. Es ist bestimmt nicht einfach den großen Kader bei Laune zu halten. Es dürfen zwar seit dieser Saison 20 Spieler für einen möglichen Einsatz nominiert werden, die Kaderstärke beträgt 33 Spieler, zieht man die zur Zeit Verletzten ab, bleiben immer noch acht Profis übrig die von der Tribüne aus zu schauen müssen.

Spieldaten

Fußball-Bundesliga

14. Spieltag

1. FC Union Berlin: Gikiewicz – Friedrich, Hübner, Parensen – Trimmel, Gentner, Andrich (87. Kroos), Lenz – Ingvartsen (77. Ryerson) – Polter (63. Bülter), Andersson (3-4-1-2)

1. FC Köln: Horn – Schmitz, Bornauw, Sobiech, Katterbach – Höger (68. Kainz), Ehizibue (46. Schaub), Verstraete, Drexler – Terodde (72. Modeste), Córdoba (4-4-2)

Tore: 1:0 Andersson (33.), 2:0 Andersson (51.)

Zuschauer: 22.012 im Stadion „An der Alten Försterei“

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