Roger Vadim machte sie mit dem Film „Und ewig lockt das Weib“ 1956 zum Sexsymbol der Zeit, dazu mußte sie blond werden, was sie blieb, wie auch die Filmtitel ständig von den Waffen einer Frau handelten. Aber diese Einengung ließ sie mit der Scheidung von Vadim hinter sich. Ein neuer Mann kam ständig, einige heiratete sie auch, so Gunther Sachs, damals ein deutscher Playboy, von 1966 bis 1969, aber den vierten Ehemann seit 1992 hat sie bis heute. Die Nouvelle Vague in Frankreich gab ihr Chancen zu einem neuen Leinwandgesicht, das tragisch wurde, aber auch komisch, wie in „Via Maria“ von 1965, wo Louis Malle sie mit Jeanne Moreau hinreißend inszenierte. Und dann war Schluß. Die Bardot ist eines der wenigen Beispiele, die ihre Drohung, mit der Filmerei noch als jüngere Frau von 38 Jahren aufzuhören, ernst machte. So wie Greta Garbo, die aber die andere Seite einer Filmschönheit verkörperte, die der eleganten und rätselhaften Frau, während die Bardot immer etwas Frivoles beibehielt.
Seit der Zeit taucht sie in den Schlagzeilen mit anderen Meldungen auf. Zum einen ist es ihre, wie die Zeitungen schreiben, „extreme“ Tierliebe, die sie zu Aktionen und öffentlichen Briefen an die wichtigen Leute der Welt treibt, mit Robbenjagden aufzuhören, so jüngst an Obama oder an seine vormalige Konkurrentin, die Senatorin von Alaska, den Vergleich von sich mit Hunden zu lassen, denn selbst Pitbulls seien niemals so gefährlich wie sie, die Senatorin. Das aber hören die gerne, die ansonsten über ihre rechtsextremen Äußerungen nur den Kopf schütteln. Dieses aber spart der Filmband aus, der dafür mit einer solch opulenten Fotoserie auf fast 200 Seiten noch einmal die Zeiten lebendig werden läßt, als junge Mädchen noch Hauptrollen im wirklichen Leben spielten.
Von der Vielfalt, die dann doch über die Ausdruckskraft der BB staunen läßt, zeugt der Bildband virtuos. Damals wurden Frauen noch als schöne, verführerische Frauen dargestellt und so ist ein fast paradox, daß man der Frau, die als erste das Ausgezogensein auf der Leinwand so freigiebig in Gang setzte, zugeben muß, daß sie dies nie als bloße Nacktheit inszenierte, sondern als erotisches Spiel, denn es war immer mehr Geste als Erfüllung, das zeigen diese berückenden Fotos ganz deutlich. Insofern kann man ihren Aussagen im Bildband zustimmen, in denen sie davon spricht, daß sie solche Sexszenen, wie sie heute üblich sind, nie gespielt hat und hätte, weil sie die als vulgär betrachtet, während ihre Enthüllungen immer ein Versprechen blieben.
Es zeigen aber alle Fotos und ebenso der intelligent zusammengestellte Text auch, daß die Bardot einfach die weibliche Leinwandantwort auf die Zeit war, wo in den Küchen die Hausfrauen noch das Sagen hatten und weibliche Berufstätigkeit selten war. Ein weiteres Paradox. Von daher gleichen diese beiden Bildbände eben auch einer soziologischen Untersuchung über die Rolle von Frauen in den Filmen seit 1950 und den Veränderungen, die Schauspielerinnen im öffentlichen Leben heute wahrnehmen. Solche Diven, wie die beiden, die gerade zusammen 150 Jahre wurden, sind nicht mehr dabei. Und jetzt wollen wir uns mal um die Männer kümmern.