14 einstündige Konzerte umfasste allein der „Weg der Demokratie“, den das Beethovenfest mit seinem Publikum am 6. September durch sechs Jahrzehnte Musikgeschichte und sechs politisch bedeutsame Spielstätten in der ehemaligen Bundeshauptstadt ging. Politiker, die 60 Jahre Bundesrepublik Deutschland mit gestaltet und erlebt haben, schilderten ihre persönlichen Eindrücke aus jeweils einem Jahrzehnt: Dr. Hildegard Hamm-Brücher, Otto Graf Lambsdorff, Dr. Ursula Lehr, Dr. Volker Busse, Dr. Rudolf Seiters und Andrea Fischer. Der Weg der Demokratie wurde dokumentarisch durch das WDR Fernsehen begleitet, der einstündige Film ist am 3. November um 23.15 Uhr im WDR Fernsehen zu sehen.
Eine filmische Dokumentation gibt es ebenfalls von dem Beethoven-Symphonien-Zyklus der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter Leitung von Paavo Järvi. Die Aufführung aller neun Beethoven-Symphonien an vier aufeinanderfolgenden Abenden hat DW-TV in Kooperation mit Unitel Classica Live für eine DVD-Produktion aufzeichnet. Neben Konzertmitschnitten entstand die 90-minütige Musikdokumentation „Das Beethoven-Projekt“. Die Dokumentation des Beethoven-Symphonien-Zyklus ist das Resultat der fünfjährigen Residency der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen beim Beethovenfest, in der die Gesamtaufführung der Symphonien als Höhepunkt vorbereitet wurde. Film und Mitschnitte werden 2010 auf DW-TV und Premiere classica ausgestrahlt, die DVD erscheint voraussichtlich im April 2010. Der Symphonien-Zyklus löste beim Publikum weltweit Begeisterung aus: Fans konnten die Konzerte nicht nur in der ausverkauften Beethovenhalle miterleben, sondern in Kinos europaweit und als Live-Stream im Internet, den 16.500 Interessierte weltweit verfolgten. Das Public Viewing der Symphonien Nr. 8 und Nr. 9 lockte 4500 Musikbegeisterte auf den Bonner Marktplatz.
Erstmals und exklusiv beim Beethovenfest spielten sechs Spezialisten für das Hammerklavier an acht Abenden alle 32 Klaviersonaten Beethovens auf Nachbauten von historischen Hammerklavieren und einem Originalinstrumnet Michael Rosenbergers aus dem Jahr 1800: Andreas Staier, Christine Schornsheim, Mari Kodama, Ronald Brautigam, Alexander Melnikov und Andrea Lucchesini. Vier der exzellenten Recitals auf historischen Instrumenten waren Künstler-Debuts beim Beethovenfest: Christine Schornsheim, Mari Kodama, Ronald Brautigam und Alexander Melnikov traten erstmals beim Beethovenfest Bonn auf.
Beim Abschlusskonzert am morgigen Samstag in der ausverkauften Beethovenhalle dirigiert Kent Nagano erstmals das Mahler Chamber Orchestra in einem symphonischen Konzert. Das Konzert setzt den Schlusspunkt des Festivals, das unter dem Motto „Im Licht – die romantische Verklärung des Künstlers“ stand. Ausgangspunkt für diese Thematik war die Rolle Beethovens als erster „romantischer“ Künstler, das Abschlusskonzert zeigt Beethovens Einfluss auf die Romantik noch einmal deutlich: Brahms empfand Beethovens Symphonien als übermächtige Vorbilder und schrieb erst mit 43 Jahren seine erste Symphonie. Bei der Uraufführung feierte die Musikwelt sie als Beethovens „zehnte Symphonie“.
Erstmals beim Beethovenfest Bonn zu Gast war Andris Nelsons, der mit erst 30 Jahren bereits weltweit gefeierte lettische Nachwuchsstar der Dirigentenszene. Er bewies eindrucksvoll, dass er in seiner erst einjährigen Amtszeit als Chefdirigent des City of Birmingham Symphony Orchestra eine außergewöhnliche und musikalisch schöpferische Beziehung zum Orchester aufgebaut hat, das durch Simon Rattle bekannt wurde. Ihre Spielfreude zeigten Nelsons und sein Orchester bei einem vom Motto des diesjährigen Beethovenfestes geleiteten Programm mit Werken von Elgar, Beethoven und Britten. Sol Gabetta war eine kongeniale Partnerin bei Elgars Cellokonzert.
Wenig jünger als Andris Nelsons ist Gustavo Dudamel, der bereits zum vierten Mal beim Beethovenfest Bonn gastierte. Auch er verband Werke Beethovens mit denen der Romantik: Auf Beethovens Symphonie Nr. 1 folgten die fünf „Rückert-Lieder“ von Gustav Mahler, eindrucksvoll dargeboten von Anna Larsson. Im Anschluss begeisterten der 28-jährige Gustavo Dudamel und die Göteborgs Symfoniker, deren Chefdirigent er seit der Saison 2007/2008 ist, mit Carl Nielsens Symphonie Nr. 4. Das Bonner Konzert wurde als einziges der Tournee von Deutschlandfunk und Deutscher Welle aufgezeichnet.
Weitere 28 Konzerte zeichneten die Medienpartner des Beethovenfestes Bonn, Westdeutscher Rundfunk, Deutsche Welle und Deutschlandfunk/Deutschlandradio Kultur auf und strahlten sie live oder zeitversetzt aus. Dazu gehörten Konzerte von Stars wie Valery Gergiev, der mit dem London Symphony Orchestra und dem Pianisten Alexei Volodin Beethovens Klavierkonzert Nr. 2 und Bruckners Symphonie Nr. 9 aufführte, und ebenso das Konzert des Pittsburgh Symphony Orchestras unter Leitung seines Chefdirigenten Manfred Honeck mit Viktoria Mullovas Interpretation von Beethovens Violinkonzert.
Zu den Stars, die das Beethovenfest Bonn 2009 „ins Licht“ stellte, gehörten darüber hinaus der Pianist Maurizio Pollini und die Dirigenten John Eliot Gardiner, Thomas Hengelbrock und Ingo Metzmacher. Ingo Metzmacher eröffnete mit dem Deutschen Symphonie Orchester Berlin das Festival am 4. September. Moritz Eggert komponierte für das Eröffnungskonzert im Auftrag des Beethovenfestes „Number Nine VIII: Zeitarbeit“ für Solist und Orchester, bei dem er selbst als Pianist und am Sampler mitwirkte. Eggert unternahm in seiner neuen Komposition eine zwölfminütige Reise durch die bundesrepublikanische Geschichte.
60 Jahren Bundesrepublik Deutschland widmete sich auch Peter Ludwig in seiner Auftragskomposition „BRD Song – Kanzlerwahl – VS-str.geh.“, die die Stimmkünstlerin Salome Kammer beim „Weg der Demokratie“ eindrucksvoll aus der Taufe hob, begleitet vom Komponisten am Klavier.
Drei weitere Uraufführungen erklangen beim Beethovenfest Bonn 2009. Den deutschen Komponisten Frank Zabel hatte das Festival beauftragt, zwei Stücke für das Raschèr Saxophone Orchestra zu komponieren. Ein weiteres neues Werk gab die Deutsche Welle für den Orchestercampus 2009 bei dem jungen vietnamesischen Komponisten Trân Manh Hí¹ng in Auftrag. Mit der Einladung des Hochschulorchesters der National Academy of Music Hanoi zeigte sich das Beethovenfest politisch aktuell: Die beiden Konzerte in Bonn waren offizieller Auftakt der Feierlichkeiten zum 35-jährigen Bestehen der deutsch-vietnamesischen Beziehungen im kommenden Jahr. Die 60 jungen Musiker aus der Vietnam National Academy of Music im Alter zwischen 16 und 24 Jahren bewiesen beim Beethovenfest Bonn, dass sie an einer der besten Nachwuchsschmieden des asiatischen Raums studieren.
Für die Nachwuchsförderung setzt sich das Beethovenfest in seinem Education-Angebot „Junges Beethovenfest“ ein. Seit vier Jahren besteht das Angebot an Bonner Schüler, einen Tag beim Beethovenfest „Backstage“ zu erleben, und zu erfahren, was es heißt, ein Festival zu organisieren und durchzuführen. Eine unmittelbare Begegnung mit Stars ermöglicht das Programm „Wie kommt’s?“, bei dem in diesem Jahr unter anderem Sol Gabetta eine Schulklasse besuchte und sich den interessierten Fragen der Schüler zum Musikerdasein stellte. Bei „Nachgefragt“ führen die Jugendlichen Interviews mit Musikern des Beethovenfestes, die zumeist ganz anders verlaufen als Gespräche zwischen Künstlern und Profi-Journalisten. Im Zentrum des Jungen Beethovenfestes stand erstmals das Pilot-Projekt „Schülermanager“. 16 Oberstufenschüler von vier Bonner Gymnasien planten und vermarkteten vom Intendanten bis zum Technischen Leiter über neun Monate zwei Konzerte „Klassik meets Hip-hop“ mit der Münchner Hip-hop Band einshoch6 und dem Minguet Quartett. einshoch6 veröffentlichte zu den beiden vom Publikum bejubelten Konzerten ihre neue Single „Rettet Deutschland“. Das Album erscheint am 6. November.
Mit den Education-Programmen erreichte das Beethovenfest Bonn 2009 222 aktiv beteiligte Schüler und weitere 2000 Jugendliche durch Schulbesuche und gezielte Ansprache. Insbesondere bei „Klassik meets Hip-hop“ machten am ersten Konzertabend 300 Schüler den mehrheitlichen Teil des mit-tanzenden Publikums aus. Zusätzlich wurde eine Öffentlichkeit aller Altersstrukturen erreicht, die dieses Crossover-Konzert beim Beethovenfest nicht erwartet hätte.
Neue Publikumsschichten erreicht das Beethovenfest seit 2006 ebenfalls mit „Look at Beethoven“. Filmstudenten, Filmemacher und Studenten benachbarter Kunstformen sind eingeladen, sich visuell mit Beethoven, seinem Werk und seiner Nachwirkung zu beschäftigen. In diesem Jahr hat das Beethovenfest Bonn einen Kurzfilmwettbewerb
ausgeschrieben: Von den dafür eingereichten Konzepten wurden fünf ausgewählt und jeweils mit einem Produktionskostenzuschuss von 2000 Euro unterstützt. Zahlreiche originelle Kurzfilme, Installationen und Klangbilder entstanden und regten die Zuschauer zu kontroversen Diskussionen an bei der von Enrique Sánchez Lansch moderierten Premiere am 3. September und im Laufe des Festivals bei den Ausstellungen in der Rotunde des Kunstmuseums, im Bonner Kunstverein und im Kammermusiksaal der Beethovenhalle.
Wie das Konzert der Zukunft und die Zukunft des Konzertes aussehen kann, diskutierten Musiker, Künstleragenten, Kulturmanager und Fachleute aus der Wirtschaft, der Musikwissenschaft und der Architektur bei einem Symposium am 11. September. Moderatorin Andrea Thilo verstand es, die Podiumsteilnehmer zu interessanten und teils provokanten Aussagen zu verleiten. Dem internationalen Publikum aus Experten und interessierter Öffentlichkeit bot sich nach sechs Podiumsrunden und einem World Café, bei dem es mitdiskutieren konnte, ein vielschichtiges Bild der Möglichkeiten von Konzertprogrammen, Ensembleorganisation, Sponsoring, Räumen für Musik und dem geplanten „Festspielhaus Beethoven“.
Das Symposium war Teil des Rahmenprogramms mit 83 Veranstaltungen, die das Beethovenfest in Zusammenarbeit mit inzwischen 24 Partnern weltweit zusätzlich zu den 75 Konzerten im Hauptprogramm anbot. „Wir sind programmatisch und in der Medienverwertung durch Podcasts, Internet-Live-Streaming, Public Viewing und DVD-Produktionen im 21. Jahrhundert angekommen. Beethoven ist besonders heutzutage in einem innovativen Umfeld höchst attraktiv“, fasst Ilona Schmiel, Intendantin des Beethovenfestes Bonn, die Positionierung und Zukunftsperspektive des Beethovenfestes Bonn zusammen.
Mehr als zwei Drittel der Konzerte wurden exklusiv für und durch das Beethovenfest Bonn entwickelt. Das hochwertige und umfangreiche Programm konnte erneut dank der großzügige Unterstützung durch die drei Hauptsponsoren Deutsche Post DHL, Sparkasse KölnBonn und Deutsche Welle sowie weitere 27 Sponsoren und Förderer realisiert werden.
Das Beethovenfest Bonn 2009 erregte erneut großes mediales Interesse. Über 50 Journalisten berichteten regional, überregional und weltweit in Print, Hörfunk, Fernsehen und Internet über die Veranstaltungen des Beethovenfestes. Den vietnamesischen Orchestercampus begleiteten ein Fernsehteam von Vietnam TV und ein Radioreporter von Voice of Vietnam, die täglich aus Bonn in ihr Heimatland berichteten.
Die weltweite Berichterstattung und das Marketing zeigen weiterhin Erfolge: Das Publikum des Beethovenfestes Bonn wird zunehmend internationaler. Zum Beethovenfest Bonn 2009 reisten 70 Gruppen an, 16 davon aus dem Ausland, darunter Musikinteressierte aus Japan, den Niederlanden, der Schweiz, Frankreich, Israel, Großbritannien und Luxemburg. Auf besonders starkes Interesse stieß der Beethoven-Symphonien-Zyklus der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter der Leitung Paavo Järvis.
Im nächsten Jahr findet das Beethovenfest Bonn vom 10. September bis 9. Oktober 2010 statt. Das Programm wird im März 2010 bekannt gegeben.
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Pressemitteilung der Internationale Beethovenfeste Bonn gGmbH vom 02.10.2009.