Berlin, Deutschland (Weltexpress). Im fünften Playoffspiel der Halfinalserie im Eishockey zwischen Berliner Eisbären und Nürnberger Ice Tigers traf Mark Olver im spannenden Heimspiel zum vielumjubelten 5:4-Sieg (1:0, 1:2, 2:2/1:0) in der Overtime. Damit führen die Berliner in der Serie mit 3:2 und könnten am Sonntag in Nürnberg die Fahrkarte ins Finale lösen.
Das Spiel Freitagnacht in der hohen Halle an der Spree bot Spannung von der ersten bis zur letzten Minute. Und das war die 72. Olver traf nach Vorarbeit von Martin Buchwieser. Doch in den vorherigen elf Minuten der Verlängerung hätten beide Mannschaften Treffer erzielen können. Mit anderen Worten: Die Franken waren relativ gut drauf und dran, in der Hauptstadt zu gewinnen. Dass das am Ende wieder nichts wurde, das lag am über lange Strecken zuvor gezeigten Defensiv- statt Offensivspiel. Zu viel Franken-Beton wurde angerührt.
Dass die Hausherren mit 18:7 gewonnen Bullys und 27:7 Torschüssen im ersten Dritten, darunter Großchancen in der dritten und gleich zwei in der sechsten Spielminute, erst spät durch Jamie MacQuenn in Führung gingen (16.) und zur Pause vor 14.200 Zuschauern nicht höher als 1:0 führten, das war verwunderlich. Andererseits setzen die Gäste Nadelstiche wie bei Tempogegenstöße in der 15. Spielminute und kurz vor Ende des Drittels, als die Eisbären zwar ein gutes Überzahlspiel zeigten, Oliver Mebus musste wegen Haltens für zwei Minuten auf die Strafbank (17.), aber keinen Treffer erzielten, allerding einen gefährlichen Konter kassierten.
Die schlechte Chancenverwertung rächte sich spätestens, als Ice Tiger Patrick Bjorkstrand nach sehenswerter Vorarbeit von Patrick Buzas und Marius Möchel den 1:1-Ausgleich erzielte (24.). Als Brandon Segal auch noch zur 2:1-Führung traf (25.), rieben sich alle bis auf zwei- bis dreihundert Franken-Fans ungläubig die Augen. Vermutliche wunderten sich die Franken auch über die überraschende Führung. Dass der Treffer, an dem David Steckel und Dane Fox beteiligt waren, nur aus einem Konter resultierten konnte, das war irgendwie klar. Und es schien so, als sei genau das die Taktik der Ice-Tigers-Trainers Rob Wilson.
Gut für die Berliner, dass Marcel Noebels einen Schuss von Blake Parlett ins Tor lenkte (39.). Der Treffer fiel in Überzahl. Da staunste.
Durch die zwischenzeitliche Führung stellten die Franken das Spiel, dessen Statistiker nach zwei Dritteln offensichtlich auf 30:17 gewonnene Bullys und 38:19 Torschüsse zugunsten der Berliner Eisbären kamen, auf den Kopf. „Das ist Eishockey“, merkte dazu mit Dieter „Didi“ Hegen eine Legende des deutschen Eishockeys an.
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Das letzte Drittel brachte weiter hohes Berliner Tempo, viel Schnellligkeit und Laufbereitschaft und zeitigte Erfolge. Nick Petersen hämmerte den Puck mit 114 km/h hinter Niklas Treutle im Tor der Ice Tigers in die Maschen zum 3:2 (45.) und Frank Hördler ballerte von der blauen Linie mit 128 km/h zum 4:2 die Scheibe ins Gehäuse (48.).
Doch die für Berliner anscheinend unbequemen Franken steckten in einer intensiven Begegnung nicht auf und robbten sich ran. Leo Pföderl verkürzte und John Mitchell stellte den erneuten Ausgleich her. Und das alles in der 56. Spielminute. Zum zweiten Mal in dieser Nacht rieben sich Tausende verwundert die Augen, die am Ende der Overtime glänzten.
Die Statistiker belegten das Franken-Wunder, denn die Berliner führten nach dem Abschlußdrittel bei den Bullys 45:23 und bei den Torschüssen 53:31.
Weil der Rekordmeister den Sack nicht zumachte kam, was kommen musste: die dritte Overtime genannte Verlängerung im fünften Spiel dieser Serie mit den Eisbären als glücklichen Sieger.
Am Sonntag bei den Ice Tigers in Nürnberg können die Berliner mit einem Sieg ins Finale gegen den alten und amtierenden Meister aus München einziehen. Die von Don Jackson trainierten Rotbullen siegten in ihrer Serie vier Mal in fünf Spielen gegen die Adler aus Mannheim. Auch das ist Eishockey.