Berlin, Deutschland (Weltexpress). Aufgrund von Leichtgläubigkeit und unkritischer Akzeptanz haben sich viele Bürger die Posse selbst zuzuschreiben, die sich gerade in Berlin abspielt und die aus der Feder von Märchenerzählern stammen könnten. Machtstreben, Eitelkeit und Profilierungssucht sind die Ursprünge von Lug und Trug, besonders in der Politik.
Die Koalitionssondierungen gehen dem Ende entgegen. Am Donnerstag soll Schluss sein. „Wir wollen unser Land kräftig weiterentwickeln“, so sticht es durch die Türritzen der Sitzungsräume. Doch was genau unter „Weiterentwicklung“ zu verstehen ist, und was dem Bürger morgen als „bedeutsame Beschlussfassung“ verkauft werden soll, wird er erst dann bewerten können, wenn die beiden Parteien sich über Ministerposten geeinigt haben. Ich fürchte, vielen Menschen werden in Lethargie versinken, wenn sie für weitere vier Jahre die gleichen Geister ertragen müssen.
So verlautete schon einmal, dass man sich über die Flüchtlingsfrage geeinigt habe. Die SPD, so verkünden die Buschtrommeln, habe bei unserer prospektiven Kanzlerin und bei den hemdsärmeligen Bayern jede Menge Sonderregelungen für subsidiäre „Einreisende“ und „Neubürger“ ausgehandelt. Grund genug für unsere Beamte, Berge von innovativen Bewilligungstexten, Sonderverordnungen und Härtefallregeln zu erfinden, damit der Zustrom der armen Verwandtschaft in Eritrea, Somalia oder aus Burundi nach Deutschland nicht abreißt. Schließlich stehen viele Flüchtlingsunterkünfte mittlerweile leer und kosten nur Geld.
Auch Fachkräfte sollen in Zukunft willkommen sein. Mit anderen Worten, jeder, der einen Hammer halten kann und alle, die schon mal eine Zange gesehen haben, sollen nun unter dem Schlagwort „qualifizierte Fachkräfte“ unserer Hochleistungsindustrie zugeführt werden. VW, Siemens oder Bosch werden erfreut in die Hände klatschen. Auch Softwareunternehmen, Maschinenbauer und Hightech-Schmieden, die in unserem technisierten Land das Rückgrat unserer Wirtschaft bilden, warten händeringend auf gut informierte Sozialhilfeempfäner. Die sprechen zwar kein deutsch, aber sie wissen genau, wie man unsere Sozialsysteme plündert, immerhin auch eine bemerkenswerte Kompetenz, die so mancher Deutsche nicht vorweisen kann.
Man fühlt sich in die Märchen von Hans Christian Andersen zurückversetzt, mit welchem Aufwand an Energie der allseits beliebter Martin Schulz unsere „Kaiserin“ mit nagelneuen Kleidern bescheißt. Das Volk wird höflichkeitshalber die grandiose Evaluierung einer neuen Härtefallverordnung, zum Beispiel die sogenannte „subsidiäre Sonderregelung zur Migrationsunterstützung für sozial belastete Humanitätsgeschädigte“ – kurz „SubSoMiHum-Verordnung“ -, als großen Wurf interpretieren. Ich weiß, die Beamtensprache ist zuweilen verwirrend, doch hinter diesem Kürzel wird stehen: Jeder ist willkommen, außer Terroristen. Zwar durchschaut das niemand, aber das ist ja auch der Sinne der Sache. Schließlich wollen wir unseren Gästen weiterhin gewisse Privilegien für die Zukunft bieten.
Obwohl wir einmal Kinder waren und alle die lehrreichen Märchen und Erzählungen von Gottfried Keller (Kleider machen Leute) noch genau in Erinnerung haben und sie an unsere Kinder weitergeben, fällt uns nicht auf, was die Politik nun mit uns treibt. Aus Furcht um Stellung und Ruf spricht wider besseres Wissen niemand, nicht einmal der treueste Minister des Kaisers, die offensichtliche Wahrheit aus. Vor die Entscheidung „Ansehen und Wohlstand oder Wahrheit“ gestellt, entscheiden sich letzten Endes unsere Politiker gegen die Wahrheit und für die materiellen und ökonomischen Vorteile.
Und während sich unsere Sondierungseliten im Schweinsgalopp durch den politischen Themenacker wühlen, schaffen die SPD-geführten Bundesländer und deren Außenministerien schon mal Fakten. In vorauseilender Freude bearbeiten die roten Ämter im Schnellverfahren bereits neue Visaanträge vor, um einem etwaigen Bearbeitungsstau vorzubeugen, obwohl Scheurer mit markigen Worten heute Morgen in die Mikrofone der TV-Sender verkündete: „Nix ist fix“. Alle Wetter. Frecher kann man dem Bürger Unwahrheiten nicht vorgaukeln.
Ja, ja, voraussichtlich dürfen wir bald Merkels neue Klamotten bewundern. Die Presse wird freudig erregt berichten und das Farbspiel ihrer Blazer in den höchsten Tönen loben, die Bürger werde so tun, als wären sie überrascht. Ich glaube, ich werde mich auf eine einsame Insel zurückziehen und mich dem Wein, dem Weib und dem Gesang hingeben.
Anmerkungen:
Vorstehender Beitrag von Claudio Michele Mancini wurde in Scharfblick am 10. Januar 2018 erstveröffentlicht.