Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Weimarer Republik währte nur kurz. Von 1918 bis 1933 sahen die Deutschen zwei Reichspräsidenten, Friedrich Ebert von der Kriegskredite-und-Bluthunde-SPD und Paul von Hindenburg als Generalfeldmarschall, der Ende Januar 1933 den kurz zuvor in Braunschweig eingebürgerten Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte. Die Liste der Kanzler des Deutschen Reiches ist länger. Sie umfaßt 14 beziehungsweise 15 Kanzler von Ebert beziehungsweise Philipp Scheidemann (SPD) bis zum parteilosen Kurt von Schleicher.
In diese Zeit will die künftige Berlinale, die vom 15. bis 25. Februar 2018 in Berlin stattfinden soll, zurück rutschen und sich dem Weimarer Kino verschreiben, das für unsere Verhältnisse ausgesprochen „aufgeklärt und doppelbödig“ war, wie Thomas Elsässer in seinem Buch „Das Weimarer Kino“ (Berlin 1999) schreibt. Wir wäre es, dieses Werk wieder zu lesen.
Zurück zur Retrospektive der 68. Berlinale, deren Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen aus den Jahren 1918 bis 1933 sich um „Exotik“, „Alltag“ und „Geschichte“ drehen sollen.
In einer Pressemitteilung vom 21. November 2017 heißt es dazu: „Vor rund 100 Jahren, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und mit der Ausrufung der Weimarer Republik, entwickelte sich eine der produktivsten und einflussreichsten Phasen des deutschen Filmschaffens, die dessen internationale Wahrnehmung bis heute prägt.“
Goldene Zwanziger?
Gezeigt werden der Bergfilm „Kampf ums Matterhorn“ (Mario Bonnard, Nunzio Malasomma, 1928), Robert Reinerts Monumentalfilm „Opium“ (1919) und „ein lange Zeit als verschollen geltender zweiteiliger Film ‚Urban Gads‘, der auf Jakob Wassermanns literarischer Vorlage von 1919 Christian Wahnschaffe‘ (Teil 1: ‚Weltbrand‘, 1920, Teil 2: ‚Die Flucht aus dem goldenen Kerker‘, 1921)“ basieren soll.
Vielleicht sollten wir Mitglieder der neoliberalen SPD, die für Sozialabbau beispielsweise mit der Agenda 2010 und Angriffskriege wie den gegen Jugoslawien steht), den Film „Brüder“ (1929) von Werner Hochbaum ansehen, in dem „das von materieller Not geprägte Dasein einer proletarischen Familie“ gezeigt werde. Der von der damaligen „SPD unterstützte Film, der eine besondere Glaubwürdigkeit durch die Mitwirkung von Laiendarsteller*innen erhält, nimmt den Hamburger Hafenarbeiterstreik von 1896/97 als Folie, um auf aktuelle politische Kontroversen der 1920er Jahre anzuspielen“, teilt die Berlinale mit.
Sozialkritisch „und nüchtern inszeniert“ seit auch „Die andere Seite“ (1931) von Heinz Paul. In dem Film lege „Conrad Veidt als kriegstraumatisiertem britischen Hauptmann im Ersten Weltkrieg … die Sinnlosigkeit und Unmenschlichkeit des Grabenkriegs schonungslos offen“. Das wäre sicherlich auch etwas für SPD-Mitglieder, die Waffen und Munition aus der Berliner Republik in alle Welt schicken.
Musik für Stummfilme
Viele Stummfilme im Programm der Retrospektive würden laut Berlinale-Pressemitteilung „live durch international renommierte Musiker*innen begleitet“. Als Musiker treten Maud Nelissen, Stephen Horne, Günter Buchwald und Richard Siedhoff auf.