“Das ist kein Fall.“, sagt Peter Shaw (Nick Price), dessen eigentlicher Name Pete Crenshaw wohl als zu kompliziert empfunden wurde. Recht hat er. Statt knifflige Kriminalfälle aufzulösen, müssen die drei Jungen durch ein mit Fallen gespicktes Bauwerk turnen. Jenes titelgebende “verfluchte Schloss” ist allerdings nur ein altes Herrenhaus. Was es mit dem Fluch auf sich hat, erfährt man nicht. Hier treibt ein alter Bekannter der Freunde sein Unwesen. Wer das ist, dürfte selbst den Jüngsten im Publikum nach einem überdeutlichen Hinweis zu Beginn dämmern. Da befinden sich Peter, Bob (Cameron Monaghan) und Justus (Chancellor Miller) noch daheim. Einen Dieb im Clownskostüm ertappen sie bei dem Versuch, eine Videokassette zu stehlen. Ein übermäßiger Bewunderer des Jokers aus Batman? Dies bleibt ungeklärt, genauso wie die Frage, warum vorher nie jemand auf die Idee kam, sich das Band anzusehen. Darauf sind Justus Eltern kurz vor ihrem Tod zu sehen. Sie enthüllen, dass sie verdeckte Ermittler waren. Nicht nur ihr Sohn ist geschockt. Denn der Tod von Justus Eltern zählt zu den ungeklärten Geheimnissen der Reihe. Aus der Buchvorlage weiß man nur, sie starben bei einem mysteriösen Unfall. Bei der Erklärung ihres Todes orientiert sich Florian Baxmeyer ausnahmsweise bei einem Grundsatz der drei Ermittler, wie die Truppe im Original heißt: Die naheliegendste Lösung ist meist die richtige. Gerade hier aber wäre mehr Einfallsreichtum nötig gewesen. Das größte Rätsel der Serie verpufft.
Die Fragezeichen könnte man danach getrost wegstreichen. Bevor es soweit ist, führt die Spur zu dem Anwesen eines toten Wissenschaftlers. Der suchte nach einer Methode, Diamanten künstlich in gigantischen Mengen herzustellen. Vermutlich vor der Publikation von Fitzgeralds Novelle “The Diamond as big as the Ritz”. Peter, Bob und Justus durchforschen dessen mit Falltüren und herabstürzenden Kronleuchtern ausgestattetes Haus, was etwa so unheimlich ist wie ein Gang durchs Gruselkabinett auf dem Rummelplatz. Nebenbei macht ihnen der ortsansässige Sheriff (Jonathan Parker), der sie von dem Grundstück fernhalten will, das Leben schwer. Er glaubt, Bob sei hinter seiner exzentrischen Tochter Caroline (Annette Kemp) her. Das Mädchen lebt in einer Fantasiewelt aus alten Liebesgeschichten und Wiedergeburtsmystik. Ohne jedes Distanzgefühl geht sie auf die Jungen zu und erzählt Bob von ewiger Liebe. Das soll komisch sein, weckt aber zumindest bei älteren Zuschauern ein mulmiges Gefühl. Isolation und mangelnde Zuwendung haben das Kind offenbar neurotisch gemacht. Dafür werden die Kinderzuschauer die sexuelle Paranoia des Sheriffs und diesbezügliche Dialoganspielungen nur begrenzt verstehen können. Um die Moralkeule zu schwingen, sind die Witzchen zu spießig, in einem Kinderfilm wirken sie dennoch befremdlich. In Sachen Humor setzen die Macher auf das Wiederholungsprinzip. Nach dem x-ten Mal sind allerdings weder Bobs spitze Schreie noch das im Autoradio des Hinterwäldlersheriffs dudelnde “Proud to be a redneck”¦” lustig. Für die Helden ist in dem Spukhaus unterdessen Körpereinsatz beim Bestehen diverser Gefahren angesagt. Genauso wenig wie die drei Helden haben wohl die Macher ihren Intellekt strapaziert.
Manche Fragen bleiben besser unbeantwortet. Das wusste bereits Arthur Robert, Erfinder der drei Fragezeichen. Ansonsten gehen Spannung und Unterhaltung verloren. Der an beidem arme “Die Drei Fragezeichen und das verfluchte Schloss” ähnelt mehr einer überlangen Folge “Scooby Doo”, statt einem gelungenen Kinderkrimi. Ein letztes fettes Fragezeichen setzt der Schluss-Song. Nie irritierte ein Lied zu einem Kinderfilm so wie der Rap von Das Bo. Der klingt nicht nur mies, sonder trällert davon, wie “im Club die Tussi an der Stange tanzt”. Was sich die Macher des Jugendabenteuers dachten, verrät der Text auch: “Was alle anderen sagen, is mir egal. Ich mach meinen eigenen Film”¦”
Titel: Die Drei Fragezeichen und das verfluchte Schloss
DVD-Start: 29. Mai
Regie: Florian Baxmeyer
Drehbuch: Philip Lazebnik
Darsteller: Chancellor Miller, Nick Price, James Faulkner, Cameron Monaghan
Verleih: Walt Disney
www.presse.movie.de